Rückschau
- © Gerald Zörner
Michael Donhauser
Unter dem Nussbaum»Ein Aufhören, Aufrichten, ganz in Schwarz ein Atemzug Aufmerksamkeit« – mit diesen Worten setzte Michael Donhauser vor nun fast vierzig Jahren an zum poetischen Flug, der bis heute nicht an Höhe, nicht an Verve und Versatilität verloren hat.Getragen von einem Wind, der den Rhythmus vorgibt, manchmal aufbraust, an den Bäumen, den Rosen rüttelt, dann wieder abklingt, gleich einem Atmen in allem, »wehend von fernher und feiernd«, erkundet Donhausers Dichtung seitdem die Welt mit jedem Vers ein Stückchen mehr, schaut um sich und lauscht, fächert sie auf und lässt sie sinnlich erfahrbar werden in einem allein der poetischen Wahrnehmung verpflichteten Werk. Einem Werk, das mit Unter dem Nussbaum bei Weitem keinen Abschluss findet, sondern sich mit Blick auf bereits Veröffentlichtes, Verstreutes, Verlorengeglaubtes in neuen Texten aufrichtet, anhebt, ein Schlagen mit den Flügeln, hin zu jenem Ort, wo sich zeigt, was Gedichte vermögen.
Der 1956 in Vaduz als österreichischer Staatsbürger geborene Michael Donhauser ging Mitte der 70er-Jahre für sein Studium nach Wien. Er schloss dieses mit einer Arbeit zu den unterschiedlichen deutschen Übersetzungen der Les Fleurs du mal von Charles Baudelaire ab und lebte dort anschließend als freischaffender Autor. 1986 erschien sein erstes literarisches Werk, Der Holunder, eine Sammlung von Prosagedichten. Donhauser übersetzte Arthur Rimbaud und Francis Ponge aus dem Französischen. In seiner Lyrik und seiner lyrischen Prosa beschäftigt er sich mit Fragen der Form. Es geht ihm in seiner schriftstellerischen Arbeit weniger um Beobachtung als um Aufnahme des Wahrgenommenen. Die Frage nach der Zeitlichkeit, nach dem Vergehen und der Gleichzeitigkeit, steht im Zentrum seines Schaffens. Donhauser wurde dafür mit mehreren Lyrikpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Wien.
Nils VollmarMathias Ospelt
EbaholzMathias Ospelt nimmt sich mit «Ebaholz» einen historischen Kriminalfall aus den 1960er-Jahren vor, um ihn in einer eigenen Geschichte weiterzuentwickeln und damit ein atmosphärisches Bild Liechtensteins vom Aufbruch des landwirtschaftlich bestimmten Kleinods zum volkswirtschaftlich geprägten Kleinstaat zu schaffen.Basierend auf einem tatsächlichen Vorfall – der Entführung eines neunjährigen Primarschülers vom Pausenplatz der Volksschule Ebenholz in Vaduz (FL) am 6. Juli 1965 – entwickelt sich eine eigene Erzählung, in deren Mittelpunkt der Vaduzer Polizeikorporal Peter Kaiser sowie der neunjährige Friedrich «Fritz» Krause, der fiktive Mitschüler des damals tatsächlich Entführten, stehen.
Friedrich, der sich in seinen Notizen als zukünftigen Meisterdetektiv darstellt, beobachtet seltsame Vorgänge und Personen im Vaduzer Villenviertel, die – wie sich herausstellt – in direktem Zusammenhang mit der Entführung stehen. Aus Angst, von den Entführern als Zeuge erkannt worden zu sein, flüchtet Friedrich überstürzt mit seinem Gehilfen, dem siebenjährigen Nachbarsjungen Anton. Somit hat es Korporal Kaiser plötzlich mit drei verschwundenen Schülern aus derselben Schule zu tun.
Mathias Ospelt (* 1963) ist als Literat, Auftragsschreiber, Librettist, Satiriker, Kabarettist und Veranstalter («Liechtensteiner Literaturtage» und «Kleintheater Schlösslekeller») tätig. In den vergangenen Jahren erschienen aus seiner Feder u. a. der Kurzgeschichtenband «Wege. Gänge.» und die Satire «Originale». Aktuell ist er Präsident des P.E.N.-Clubs Liechtenstein.
Eintritt frei.
© Dominik ButzmannUlrike Draesner
zu lieben«Dieses Buch trifft ins Herz, so dicht, so unmittelbar ist es erzählt [...] Eine ebenso schmerzhafte wie beglückende Lektüre.« Katja WeiseMit einem Flug nach Sri Lanka, wo ein Kind auf seine zukünftigen Eltern wartet, beginnt in Ulrike Draesners persönlichstem Buch eine Reise in Ungewisse. Sie handelt von Ängsten, Zärtlichkeit, von Identitäten zwischen den Kontinenten, von Missverständnissen und Gefahr. Wie wird man eine Familie? Was bedeutet Elternschaft in einer Gesellschaft im Umbruch, in der immer mehr Kinder in ungewohnten Familienkonstellationen aufwachsen? Unkalkulierbar der Prozess. Groß die Überraschungen, unbedingt notwendig der Humor. Voller Lebenserfahrung erzählt Draesner eine tief berührende Geschichte über die Liebe zwischen Mutter und Kind. So nah, so offen und warm, wie man sie noch nie gelesen hat.
Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, wurde für ihre Romane, Essays und Gedichte vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds sowie den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung für ihr Gesamtwerk, das multimediale Arbeiten und Übersetzungen einschließt. Die Jahre 2015 bis 2017 verbrachte Draesner in England. Nach verschiedenen internationalen Gastdozenturen und Poetikvorlesungen ist sie seit April 2018 Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ulrike Draesner lebt mit ihrer Tochter in Berlin.
© Mädy GeorgusisDoris Büchel
Wie lange ist nie mehrDer Text schillert, changiert und pulsiert. Er hat mich zum Weinen und zum Lachen gebracht, weil er ebenso todernst wie lebensfroh ist. »Wie lange ist nie mehr« ist tieftraurig und wunderschön – wie das richtige, das pralle, das volle Leben. Bänz FriedliIn ihrem Memoir »Wie lange ist nie mehr« setzt sich die Autorin Doris Büchel – im Buch schreibt sie als namenlose Icherzählerin – tiefgründig und kompromisslos mit Leben und Sterben, Liebe, Verlust und Tod auseinander, aber auch mit dem eigenen Schreiben. So verwebt sie Fragmente zu einem Ganzen.
Dieses Buch darf uns aufwühlen und wieder zur Ruhe kommen lassen. Es darf uns berühren und trösten. Es darf uns inspirieren und ermutigen. Und es darf uns immer wieder daran erinnern: Leben kann man nur jetzt.
Jetzt.
Doris Büchel, geb. 1971 in Buchs SG, ist Autorin und Anwenderin der Würde zentrierten Therapie. Nach einer journalistischen Ausbildung arbeitete sie mehrere Jahre als Redakteurin einer Lokalzeitung und machte sich mit dreiundvierzig Jahren als freie Autorin selbstständig. Zuerst mit dem Schwerpunkt Reportagen und Porträts für Magazine, später mit dem Fokus auf biografisches Schreiben für bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten.
Im Wörterseh sind von ihr bis jetzt erschienen: »Grenzgängerin«, eine Biografie über die Schweizer Extrembergsteigerin Evelyne Binsack (2017) und »Game Time«, die Geschichte von Patrick Fischer, dem Coach der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft (2021). Beide Bücher wurden Bestseller. Ihr drittes Buch »Wie lange ist nie mehr« erscheint im Februar 2025.
Seit dem Jahr 2021 schreibt sie in Zusammenarbeit mit dem Hospiz Werdenberg, seit 2024 auch mit der Hospizbewegung Liechtenstein regelmässig Briefe für Menschen in deren allerletztem Lebensabschnitt.
Brooks ©Daniela Beranek. Balaka ©Alain Barbero. Kronabitter ©Hubert Löffler. Oehri ©Fiona Neuhauser.Brooks, Kronabitter, Balàka, Oehri
Lyrik mal 3Drei neue Lyrikbände – alle 2024 erschienen – von drei Autorinnen: Patricia Brooks: Luna Park. Erika Kronabitters: Delfine vor Venedig. Stadtbilder reloaded. Bettina Balàkas: Die glücklichen Kinder der Gegenwart.
Valentinsbonus: Nach der welthaltigen Lyrik gibt’s eine Zugabe mit jeweils einem Liebes- bzw. erotischen Gedicht!
Patricia Brooks: Luna Park. Diese Gedichte handeln von Menschen, die in Anbetracht einer aus den Fugen geratenen Welt, in der er es so schwierig geworden ist, Halt und Sicherheit zu finden, in einem wippenden Zustand zwischen Klarsichtigkeit und Illusion leben. Dabei verlieren sie sich manchmal, hinterfragen sich und finden dann aber doch immer wieder einen Anker. Sie beobachten die Welt, suchen nach Wahrheiten oder dem, was sie dafür halten, selbst wenn es nur für einen Augenblick lang Gültigkeit besitzt.
Erika Kronabitter: Delfine vor Venedig. Stadtbilder reloaded. Delfine, die sich das Meer zurückerobert haben, Tintenfische, die den Spaziergänger:innen ihre Farbe nachwerfen, Scherenschnittmöwen und Löwen, sie alle finden Platz in diesem Gedichtband. In Versatzstücken breitet sich Venedig aus, immer wieder sind es Tiere, die die Wege der Menschen kreuzen. Die Verliebtheit in ein Venedig, das uns unbekannt ist, legt sich wie eine Folie über das bereits Bekannte und die Hoffnung auf Neubeginn lässt Ozeanriesen schrumpfen.
Bettina Balàka: Die glücklichen Kinder der Gegenwart. Wir befinden uns am Ende des Anthropozäns: Es ist die beste und die schlimmste aller Zeiten. Unter den Brücken der Selbstoptimierung haben Menschen Angst. Sind die Phänomene, denen wir ausgeliefert sind, wirklich neue? Oder tragen sie nur ein anderes Kostüm? Mit den Menschen, die wie Gespenster ihre eigenen Biografien heimsuchen, reisen wir durch Portale in die Dimensionen und Gewalten unserer Gegenwart. Werfen neue Blicke auf alte Dinge, polieren blinde Spiegel.
Arno Oehri Arno Oehri ist Klanglaborant, Regisseur von multimedialen Bühnenproduktionen und Kunstinstallationen, Autor etlicher Dokumentarfilme und arbeitet als Leiter zahlreicher Workshops für Kinder und Erwachsene.
© Christoph GreussingRaoul Schrott
Atlas der SternenhimmelEin einzigartiges Buchprojekt: Raoul Schrotts großer Atlas der Sternenhimmel ermöglicht einen vollkommen neuen Blick auf die Menschheit und ihre weit zurückreichende Geschichte.«In einer Zeit vor der Schrift war unser Sternenhimmel ein Kino der Nacht» – Raoul Schrott. Mit ihrer ungeheuren Einbildungskraft haben die Menschen in den Sternen ihre ältesten Kunstwerke geschaffen und dadurch ihre Kulturen dargestellt. Dieser Atlas versammelt 17 Sternenhimmel von allen Kontinenten: von den Alten Ägyptern bis zu den australischen Aborigines, aus China, Indien und Tahiti, von den Inuit, Buschleuten und den Tuareg. Unser Großer Wagen war für die Maya ein göttlicher Papagei, für die Inka der einbeinige Gott des Gewitters, für die Inuit ein Elch, für die Araber eine Totenbahre. Raoul Schrott fügt diese Sternsagen zu einem einzigartigen Epos der Menschheitsgeschichte.
Raoul Schrott, geboren 1964, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Peter-Huchel- und den Joseph-Breitbach-Preis. Bei Hanser erschienen zuletzt u.a. Homers Heimat (2008) und seine Übertragung der Ilias (2008), Gehirn und Gedicht (2011, gemeinsam mit dem Hirnforscher Arthur Jacobs), die Erzählung Das schweigende Kind (2012), die Übersetzung von Hesiods Theogonie (2014), der Gedichtband Die Kunst an nichts zu glauben (2015) sowie Erste Erde (Epos, 2016), Politiken & Ideen (Essays, 2018), Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal (Roman, 2019) und Inventur des Sommers (Über das Abwesende, 2023). Raoul Schrott arbeitet zurzeit im Auftrag der Stiftung Kunst und Natur an einem umfangreichen Atlas der Sternenhimmel. 2023 hatte er die Ernst-Jandl-Dozentur der Universität Wien inne.
© KabinettheaterAriela und Thomas Sarbacher
lesen Pedro Paràmo von Juan Rulfo«Es würde mich drei Monate kosten, auch nur ein paar Zeilen über Juan Rulfo zu schreiben. Ich werde einfach wiederholen: Pedro Páramo ist der schönste Roman, der seit der Geburt der spanischsprachigen Literatur geschrieben worden ist.» Gabriel García Márquez«Pedro Páramo» von Juan Rulfo, das ist die Geschichte von Pedro Páramo, dem Grossgrundbesitzer und Tyrann von Comala, einem heruntergekommenen Dorf, einem wüsten Steinhaufen inmitten einer sonnenverbrannten Einöde, wo die Toten reden, als ob sie lebendig wären und wo von den Lebenden nicht zu sagen ist, ob sie noch leben oder schon lange tot sind. Ein Augenblick währt ewig in Comala, als sei die Zeit aufgehoben, im Leben wie im Tod. Juan Preciado, ein junger Mann, gelangt nach dem Tod seiner Mutter an diesen Ort, um seinen Vater kennenzulernen, einen gewissen Pedro Páramo: «Lass ihn teuer bezahlen, dass er uns im Stich gelassen hat» hatte seine Mutter ihm noch aufgetragen zuletzt. Doch Pedro Páramo ist vor vielen Jahren gestorben, in dem Dorf lebt niemand mehr, aber die Toten geben keine Ruhe, reden in ihren Gräbern weiter, erzählen flüsternd und seufzend von seinen Untaten. Dieses Dorf ist voller Echos, Gelächter, als wäre es müde vom Lachen und Stimmen, die von vielem Gebrauch abgenutzt sind ...
Ariela Sarbacher wurde 1965 in Zürich geboren. An der Schauspielakademie Zürich wurde sie als Schauspielerin ausgebildet und arbeitete bis 1997, 8 Jahre davon in Deutschland, am Stadttheater Heidelberg und an der Bremer Shakespeare Company. 2002 gründete sie die Schule EINFLUSS, an der sie ihre Kompetenzen in ihrem EINFLUSS-Präsenztraining kombiniert und Menschen mit verschiedensten Ressourcen und Fähigkeiten weiter gibt.
Thomas Sarbacher arbeitet als freischaffender Schauspieler in Deutschland und in der Schweiz. Nach langjähriger Zugehörigkeit zum Ensemble der Bremer Shakespeare Company folgten diverse Gastengagements an Theatern in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Hinzu kam seit dem Jahr 2000 die Arbeit für Film und Fernsehen. Heute macht er neben dem viele Lesungen, liest Hörbücher ein, unter anderem für die Schweizer Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte, und erarbeitet Theaterproduktionen, die er in Zürich zur Aufführung bringt.
© Antonie SchneiderAngelika Kaufmann
SchrifttexturenAngelika Kaufmann, die eng mit Friederike Mayröcker befreundet war,
variiert in Schrifttexturen den Mayröcker’schen Zweizeiler «Zwei feuchte Lappen, Seele und Leib». Die Autorin Antonie Schneider liest Lyrik mit innerer Affinität zu den Arbeiten von Angelika Kaufmann.Angelika Kaufmann, geboren 1935 in St. Ruprecht (Villach), Hochschule für Angewandte Kunst/Wien Akademie der Schönen Künste/Krakau. Lebt in Wien und in Warnungs (Waldviertel).Über 50 Buchveröffentlichungen.
Antonie Schneider wurde 1954 in Mindelheim im Allgäu geboren. Schon als Kind entdeckte sie ihre Leidenschaft für Bücher und Geschichten. Sie hat mehr als 70 Kinderbücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden und internationale Anerkennung fanden, darunter auch Lyrik für Kinder und Erwachsene. Sie erhielt u. a. den Prix Chronos, den National Parenting Award, den Openbook Award Taiwan und den Österreichischen Staatspreis. Heute lebt sie als freischaffende Autorin im Dreiländereck und arbeitet für ihre Projekte auch mich bildenden Künstler*innen und Musiker*innen zusammen.
© Sabine HauswirthSabine Gruber
Die Dauer der Liebe«Wieder einmal zeigt Sabine Gruber, wie gut sie individuelles Leben und die Auseinandersetzung mit Geschichte zu verbinden weiß.» Cornelius HellDie Übersetzerin Renata verliert jäh ihren Lebensgefährten und wird mit gänzlich unerwarteten Konflikten konfrontiert. Sie muss sich außerdem selbst ins Leben zurückkämpfen und die Frage beantworten, ob Konrad, ihr Partner, Geheimnisse vor ihr hatte? Sabine Grubers Roman Die Dauer der Liebe ist ein ergreifendes, gelegentlich zorniges und manchmal auch komisches Buch.
«Gelungen ... in einer bewegenden Mischung aus Nüchternheit und Trotz, Weltenflucht und Hoffnungsschimmer.» Judith Hoffmann
"Eine der am meisten ausgezeichneten Südtiroler Autorinnen deutscher Sprache, schildert unwirkliche, traumatische Vorgänge, die sich überlagern und ihre sonst so starke, selbstbewusste Protagonistin paralysieren.« Kleine Zeitung
Sabine Gruber, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Für ihre Erzählungen, Gedichte, Hörspiele und Theaterstücke sowie ihre Romane "Aushäusige", "Die Zumutung" (C.H.Beck, 2003), "Über Nacht" (C.H.Beck, 2007), "Stillbach oder Die Sehnsucht" (C.H.Beck, 2011) und "Daldossi oder Das Leben des Augenblicks" (C.H.Beck, 2016) erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Anton-Wildgans- Preis, den Veza-Canetti-Preis und den Österreichischen Kunstpreis für Literatur. Sabine Gruber war mit "Über Nacht" für den Deutschen und mit "Daldossi oder Das Leben des Augenblicks" für den Österreichischen Buchpreis nominiert.
© Petra WeixelbraunElias Hirschl
Content«Es ist, als wäre Franz Kafka im digitalen Zeitalter angekommen ... Virtuos spitzt Hirschl heutigen Clickbait-Journalismus und Internet-Oberflächlichkeit zu, das macht Spaß beim Lesen.» Karin Cerny, profil, 27.1.24Listicles, YouTube-Videos, ChatGPT und jede Menge Content: Nach Salonfähig die neue Romansatire von Elias Hirschl: Die Welt geht unter. Doch bis dahin arbeitet die Erzählerin in Elias Hirschls neuem Roman in der Content-Farm Smile Smile Inc. und schreibt sinnbefreite Listen-Artikel, die Clicks generieren sollen. (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!) Die sind genauso bedeutungslos wie die Memes und YouTube-Videos, die ihre Kolleginnen produzieren. Oder die Start-ups, die ihr Freund Jonas im Wochenrhythmus gründet, während die Stadt brennt.
Hirschl gelingt mit Content erneut eine «perfekte Romansatire, die höchstes Niveau erreicht» (Neue Zürcher Zeitung), diesmal über die Generation ChatGPT. Politisch, prophetisch und zumindest so lange lustig, bis einem das Lachen im Hals stecken bleibt …
Elias Hirschl wurde 1994 in Wien geboren. Er ist Autor, Musiker, Slam-Poet und schreibt für Theater und Radio. 2020 erhielt er den Reinhard-Priessnitz-Preis. Bücher u. a.: Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt (Roman, 2016), Hundert schwarze Nähmaschinen (Roman, 2017) und bei Zsolnay die Romane Salonfähig (2021) und Content (2024).
© Hari KrishnanMeridian Czernowitz II
Andri LjubkaSamstag 30.11.2024, 18 Uhr; Film Iryna Tsilyk: «Rock Paper Grenade» im SKINO
Samstag 30.11.2024, 20 Uhr; Lesung im LITERATURHAUS von Andrij LjubkaAndrij Ljubka (geb. 1987 in Riga) arbeitet als Essayist, Kritiker und Übersetzer aus dem Polnischen, Kroatischen, Serbischen und Englischen. Seine Gedichte und Übersetzungen sind in verschiedenen Zeitschriften erschienen und er hat mehrere Gedichtbände veröffentlicht, darunter sein 2007 erschienenes Debüt "Visim misjaciv shysofreniyi" (Deutsch "Acht Monate Schizophrenie"). Darüber hinaus schreibt Ljubka Kurzgeschichten und Romane. Sein erster Roman "Karbid" (2015) wurde von BBC Ukraine in die Endauswahl für das Buch des Jahres aufgenommen. Die polnische Übersetzung des Buches kam 2017 in die engere Auswahl für den Angelus Central-European Literary Award. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er den Literaturpreis der Kovalev Foundation in den USA und den Shevelov-Preis für das beste Essaybuch des Jahres 2017 in der Ukraine. Seine kulturpolitischen Kolumnen erscheinen im Online-Magazin "Zbruc", in der Kiewer Tageszeitung "Den" und in der Krakauer Zeitschrift "New Eastern Europe". Seine Gedichte wurden u.a. ins Ungarische, Deutsche, Russische, Weißrussische, Englische, Polnische und Portugiesische übersetzt. Andrij Ljubka ist Mitglied des ukrainischen PEN.
Meridian Czernowitz I
Iryna TsilykFreitag, 29.11.2024, 18.00 Uhr; Film Iryna Tsilyk: «The Earth Is Blue As an Orange» im SKINO
Freitag, 29.11.2024, 20.00 Uhr; Lesung im LITERATURHAUS ; Lyrik und Prosa von Iryna TsilykIryna Tsilyk (geb. 1982 in Kiew) ist eine ukrainische Filmregisseurin und Autorin mehrerer Bücher, darunter Lyrik, Prosa und Kinderbücher. Ihre Gedichte und Kurzgeschichten wurden in neun Sprachen übersetzt und auf verschiedenen internationalen Literaturfestivals und -veranstaltungen präsentiert. Darunter das "Schamrock Festival der Dichterinnen" (Deutschland, 2018), das "Poesiefestival Berlin" (2017), die Leipziger Buchmesse (2017), die Frankfurter Buchmesse (2016), die Vilniuser Buchmesse (2016), "Meridian Czernowitz" (Ukraine, 2015-2018) und das Internationale Literaturfestival Vilenica (Slowenien, 2008). Als Regisseurin hat Tsilyk mehrere renommierte Kurzfilme verantwortet, wie "Wdosvita" (2008; Eng. "Blue Hour"), "Pomyn" (2012; Eng. "Commemoration") und "Dim" (2016; Eng. "Home"). Für den Filmalmanach "The Invisible Battalion" (2017) über ukrainische Frauen im Krieg hat sie zwei Dokumentarfilme beigetragen. Im Jahr 2020 hatte ihr Dokumentarfilm "The Earth Is Blue As an Orange" über Zivilistinnen und Zivilisten in der roten Zone im Donbas beim "Sundance Film Festival" Premiere und gewann dort den "Directing Award: World Cinema Documentary".
Evgenia Lopata (geb. 1994 in Czernowitz, Ukraine) ist eine ukrainische Kulturmanagerin und Übersetzerin. Sie leitet seit 2013 das Lyrikfestival «Meridian Czernowitz» und den gleichnamigen Verlag.
© Viktoria LiebentrittFrick und Moshammer
Der HolzapfeladamFrick und Moshammer waren schon beim letzten Besuch ein Ereignis.
Der Holzapfeladam lebt in Großstadt Zone B, zusammen mit der Bulgarin Rumena, die sich um ehemalige Prostituierte kümmert. Seine Tanten im Wald besucht er nur noch im Sommer. In B herrscht Chaos, das Wohlstandsniveau ist niedrig, alles ist rationiert, Obdachlose, Junkies und Flüchtlinge dominieren das Stadtbild. In Zone A leben angeblich die Reichen im Überfluss, Zone C ist völlig unkontrolliert. Es ist Winter. Adam hat sich in die Verkäuferin Veronika verliebt, die eines Morgens nicht mehr zur Arbeit erscheint. Weil sie ihn gebeten hatte, ihr eine Waffe zu besorgen, bildet er sich ein, sie müsse nach C gegangen oder entführt worden sein, also beschließt er, sie dort zu suchen. Eine abenteuerliche Suche beginnt.
Bernhard Moshammer, geboren 1968 in St. Pölten, Niederösterreich, ist Schriftsteller und Musiker. Er schreibt Romane, spielte als Bassist in Bands, war Verkäufer im Handel, seit 2012 macht er Musik fürs Theater, daneben veröffentlichte er unter seinem bürgerlichen Namen oder als Börn CDs.
Sarah Viktoria Frick wurde 1982 in Liechtenstein geboren und studierte an der Zürcher Hochschule der Künste. Während ihres Studiums erhielt sie den Solopreis beim Schauspielschultreffen in Graz. Nach verschiedenen Gast- und Festengagements ist sie seit der Spielzeit 2009/10 Ensemblemitglied am Burgtheater. 2010 wurde Sarah Viktoria Frick mit dem Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie «Bester Nachwuchs» und 2011 sowie 2022 mit dem Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie «Beste Schauspielerin» ausgezeichnet.
Hummel, Keller, Zürcher
«Oh, Darling, du zerfällst mir sehr»Haus, Kunst, Film oder umgekehrt. – Da gibt es ein Häuschen, an der Autobahn Höhe Mels, nur 20 Minuten vom Literaturhaus Liechtenstein entfernt, das zerfällt seit einer gefühlten Ewigkeit. Mitten in der aufgeräumten Schweiz.Das multidisziplinäre Kunst- und Kulturprojekt «Oh, Darling, du zerfällst mir sehr» nahm die Einladung dieses Häuschens an, auf der so temporeichen Fahrt durchs Leben Halt zu machen und die Poesie des Zerfalls zu erkunden. Entstanden sind unter anderem ein Buch, an welchem zahlreiche namhafte Schweizer Autor:innen mitgeschrieben haben, sowie ein filmisches Werk.
Im Literaturhaus Liechtenstein werden drei Mitglieder des Projektteams – die Liechtensteinerin Gabriella Alvarez-Hummel, Andrea Keller und Raphael Zürcher – in einer atmosphärischen Lesung Auszüge aus dem Buch teilen und den Film zeigen. Ausserdem verraten sie, warum dieses Häuschen an der Autobahn eigentlich so seelenruhig vor sich hin zerfallen darf.
© Apollonia Theresa BitzanBarbi Marković
Mini HorrorIn «Minihorror» werden die ganz gewöhnlichen Albträume wahr – mit Humor, schräger Fantasie
und dem Wissen um die Zerbrechlichkeit unserer Existenz.Barbi Marković erzählt die Geschichten von Mini und Miki und ihren Abenteuern im städtischen Alltag. Mini und Miki sind nicht von hier, aber sie bemühen sich, dazuzugehören und alles richtig zu machen. Trotzdem – oder gerade deswegen – werden sie verfolgt von Gefahren und Monstern, von Katastrophen und Schwierigkeiten.
Es geht um die grossen und kleinen Albträume des Mittelstands, um den Horror des perfekten Familienfrühstücks, um Mobbing am Arbeitsplatz und gescheiterten Urlaub, um den Abgrund, der sich im Alltag öffnet und nicht mehr schliessen will. In Minihorror setzt Barbi Marković den Angstarbeiter:innen unserer Gesellschaft ein Denkmal aus Perfidie und Mitgefühl, bei dessen Lektüre wir uns gleichermassen ertappt und verstanden fühlen.
Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik, lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman Ausgehen Furore. 2016 erschien der Roman Superheldinnen, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. 2023 erhielt sie den Kunstpreis Berlin für Literatur. 2024 erhielt Marković für Minihorror den Preis der Leipziger Buchmesse und den Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: Die verschissene Zeit (2021) und Minihorror (2023).
© Erik WeissNilufar Khozani
TerafikEs ist Nilufars erste Reise nach Iran und in eine ihr unbekannte Familie – die Familie ihres Vaters, der sie verlassen hat, als sie noch ein junges Mädchen war, und zurück in seine Heimat gegangen ist.
Die deutsch-iranische Autorin Nilufar Khozani liest aus ihrem Roman Terafik und nimmt uns darin mit auf ihre erste Reise in den Iran. Wir lernen den Vater kennen, der aus Deutschland in seine Heimat zurückkehrte, das titelgebende Chaos des ständig fliessenden Teheraner Verkehrs und die Gastfreundschaft einer der Autorin kaum bekannten Verwandtschaft. Mit der Zerrissenheit ihrer zweiten Heimat und der Familie der jungen Autorin vermittelt sie dem Publikum auch einen profunden Einblick in ihren eigenen Umgang mit Identität und ihre eigene Verortung in und zwischen den Welten.
Nilufar Karkhiran Khozani, 1983 in Giessen geboren, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Psychologie und absolvierte anschliessend eine Ausbildung als Verhaltenstherapeutin. Sie veröffentlichte in verschiedenen Literaturzeitschriften. 2020 erschien ihr Gedichtband mit gesampelter Lyrik Romance Would Be a Very Fine Bonus Indeed. Sie war Artist in Residence beim Prosanova-Festival 2020 und übersetzte das Skript Town Bloody Hall für den Film Als Susan Sontag im Publikum saß. Terafik ist ihr erster Roman. Sie lebt in Berlin.
Antoine Lemaire
Rock ’n’ Roll im FürstentumAntoine Lemaire ist seit Kindesbeinen begeisterter Musikliebhaber. Dieses leidenschaftliche Hobby inspirierte den Teenager in den 1970er-Jahren, internationale Musikgrößen ins Rheintal zu holen. Das waren Cat Stevens, Leonard Cohen, Rod Stewart, Udo Jürgens und viele anderen mehr.Zusammen mit einem Freund bespielte er die Bühnen Liechtensteins und Vorarlbergs. In seinem Buch «Rock'n'Roll im Fürstentum» erzählt der gebürtige Franzose, wie die Idee entstand, die Liechtensteiner Konzertkultur zu beleben und weltbekannte Bands und Interpreten nach Vaduz, Dornbirn und Lustenau zu bringen. Antoine Lemaire beschreibt, wie er und sein Freund mit jugendlichem Mut und Eifer, aber auch mit einer gehörigen Portion Cleverness und Abenteuerlust mit Weltstars und ihren Agenturen verhandelten und mit den Ikonen der Pop- und Rockgeschichte Nächte durchfeierten. Ein besonderes Highlight im Buch ist dabei die Tour «In The Flesh» von Pink Floyd , bei der er 1977 mitwirkte.
Das Buch erzählt aber nicht nur turbulente Backstage-Anekdoten, sondern es gibt auch Einblick in eine unbeschwerte Zeit und zeigt, welche Spuren der Mythos «Sex, Drugs & Rock 'n' Roll» im Fürstentum hinterließ. So spannt der Autor am Ende den Bogen über die 1990er-Jahre bis hin in die heutige Zeit, wo nun nachfolgende Generationen das kleine Land mit feinem innovativem Sound bespielen.
René Düsel
Modularbilder in BewegungRené Düsel zeigt im Literaturhaus eigens geschaffene Modularbilder.Der 1959 in Buchs geborene Künstler René Düsel fand seinen Weg ebenso spielerisch und intuitiv. Als er noch im Geschäft der Eltern, einem Handwerksbetrieb, in die Lehre ging, war er bereits in seiner Freizeit künstlerisch tätig. Und dieser künstlerische Drang wurde immer intensiver, bis er sich ein Jahr frei nahm und sich neue Ziele setzte. 1986 Italienreise, drei Monate mit den Reisebüchern und auf den Spuren von Johann Wolfgang von Goethe. Besteigung von Vulkanen, Werkbetrachtung in Museen und Galerien. Danach künstlerische Experimente und Forschung. Besuch der Sommerakademie in Salzburg, 1995/2000 und an der europäischen Akademie für bildende Kunst in Trier. 14 Jahre befand sich das Atelier in Weite in einem Fabrikgebäude . Seit 18 Jahren arbeitet er in seinem Atelier in Buchs. Seine Werke tragen oft die Handschrift des Grazilen, legen Wert auf Ästhetik und Materialität. Zahlreiche Werke Düsels befinden sich im öffentlichen Raum und in Privatsammlungen.
© Stadt Graz_Foto FischerRadka Denemarková
Stunden aus Blei & Ein Beitrag zur Geschichte der FreudeDie stärkste Stimme der tschechischen Gegenwartsliteratur – Radka Denemarková – nimmt in ihren Romanen gesellschaftliche und individuelle «Krankheiten» unserer Zeit unter die Lupe. Denemarkovás Sprache ist dabei schonungslos und poetisch gleichzeitig.Der durch ihre China-Aufenthalte inspirierte Roman Stunden aus Blei ist «ein Gewebe aus vielen Stimmen, die einander ins Wort fallen: philosophisch und alltagsnah dreckig, symbolisch und realistisch, erzählend und journalistisch», so Jörg Plath bei Deutschlandfunkkultur. Die Schriftstellerin kritisiert darin die europäische Gesellschaft für ihr Wohlwollen gegenüber dem Regime in China.
Die Bücher von Denemarková regen zum Nachdenken über das eigene Handeln und Denken an. Sie hinterfragen gesellschaftliche Vorgänge und stellen sie in einem neuen entblössenden Licht dar, sie zwingen den Leser auf eine poetische Art und Weise aus seiner Komfortzone herauszugehen und sich der Wahrheit zu stellen, wie auch in ihrem Roman Ein Beitrag zur Geschichte der Freude, in dem es um das Thema Gewalt gegen Frauen geht. Was als Kriminalroman beginnt, führt bald in ein privates Archiv, in dem tausende Fälle von Misshandlungen und Vergewaltigungen protokolliert sind – Dokumente aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart.
Radka Denemarková, geboren 1968, ist eine tschechische Autorin, Dramatikerin, Drehbuchautorin, Essayistin und Übersetzerin deutscher Literatur. Als einzige Autorin ist sie vierfache Preisträgerin des prestigeträchtigen tschechischen Magnesia Litera Preises. Ihre Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt (ins Deutsche von Eva Profousová), Denemarková wurde vielfach international ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie für ihr kompromissloses Engagement für die Wahrheit den Europäischen Toleranzpreis 2024 für Demokratie und Menschenrechte der Stadt Villach, später den Odradek-Buchpreis zum Franz Kafka-Preis. Im April 2024 wurde sie in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen.
Die Lesung findet unter der Schirmherrschaft der Tschechischen Botschaft in Bern statt.
Philipp Gurt
Die Tote im St. MoritzerseeZur Neueröffnung der Omni-Buchhandlung im Oktober liest Philipp Gurt. Gurt wurde 1968 als siebtes von acht Kindern einer armen Bergbauernfamilie in Graubünden geboren und wuchs in verschiedenen Kinderheimen auf. Bereits als Jugendlicher verfasste Gurt Kurzgeschichten, mit zwanzig folgte der erste Roman.Schon immer hatte er ein inniges Verhältnis zur Natur, das auch sein hochatmosphärisches Schreiben prägen sollte. Seine Verbundenheit mit dem Kanton Graubünden, wo er noch heute als freier Schriftsteller lebt, ist in jedem seiner Romane spürbar.
Gurt wird uns aus seinem Buch Die Tote im St. Moritzersee vorlesen und uns einen exklusiven Einblick in das Buch Graubündner Morgengrauen mit Landjäger Caminada gewähren. Graubündner Morgengrauen erscheint erst Mitte November – wir werden also mit die Ersten sein, die aus diesem Buch etwas zu hören bekommen! Veranstaltungen mit Philipp Gurt sind vielmehr persönliche Abende mit ihm als eine klassische Lesung. Es wird Fragerunden geben und Gurt wird uns über sich und sein Schreiben erzählen.
AUSVERKAUFT
© Franziska BartaAngelika Overath
Engadinerinnen. Frauenleben in einem hohen Tal.Die Geschichten der 18 Frauen, die Angelika Overath porträtiert, sind ganz unterschiedlich, aber eines verbindet sie: die Liebe zum Engadin, wo sie alle leben.Von der 25-jährigen Studentin bis zur 83-jährigen Journalistin wird ein breites Spektrum an Lebensentwürfen aufgezeigt.Angelika Overath widmet ihr neues Buch den Engadinerinnen. Von der 25-jährigen Studentin bis zur 83-jährigen Journalistin zeigt sie ein breites Spektrum an Lebensentwürfen auf, die alle einzigartig sind. Die Porträtierten bilden ein Panorama des weiblichen Teils der Engadiner Bevölkerung und zeigen für einmal nicht berühmte Personen, die Aussergewöhnliches geleistet haben, sondern diejenigen, deren Wirken zum Engadiner Alltag beiträgt: eine Kindergärtnerin, eine Hüttenwartin, eine Bäuerin oder eine Reinigungskraft.
Angelika Overath, geboren 1957 in Karlsruhe, lebt als Schriftstellerin, Journalistin, Lyrikerin und Dozentin in Sent im Unterengadin. Zuletzt erschienen Krautwelten (Suhrkamp Insel, 2021), eine Hommage an die Kohlpflanzen, der zweisprachige Gedichtband in Vallader und Deutsch Schwarzhandel mit dem Himmel / Marchà nair cul azur (Telegramme, 2022) und der Roman Unschärfen der Liebe (Luchterhand, 2023). Angelika Overath wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis für literarische Reportage und dem Bündner Literaturpreis. Zusammen mit ihrem Mann, dem Literaturwissenschaftler und Essayisten Manfred Koch, führt sie eine Schreibschule in Sent.
Lukas LienhardThomas Meyer
Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der SpioninFür Manuel Müller (NZZ) ist Thomas Meyers unorthodoxe Fortsetzung seines Erfolgsromans «Wolkenbruch» ein Befreiungsschlag des Autors. Jüdische Stereotypen und antisemitische Topoi liefert der Text ohne Ende, meint er, und bettelt damit förmlich nach der Kontroverse.Im 2012 erschienenen Erstlingswerk von Thomas Meyer, Wolkenbruchs waghalsige Reise in die Arme einer Schickse, löst sich der Titelheld aus seinem jüdisch-orthodoxen Umfeld, was am Ende zum Bruch mit seiner streng gläubigen Familie führt. Das Buch wurde 2012 für den Schweizer Buchpreis nominiert. Die Verfilmung war mit 300 000 Zuschauern die erfolgreichste Schweizer Produktion 2018 und ist ausserdem die erste Schweizer Produktion, die weltweit auf Netflix ausgestrahlt wird.
2019 erschien mit Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin die Fortsetzung, in der Motti Wolkenbruch mit ganz neuen Herausforderungen zu kämpfen hat: Als Kopf der Jüdischen Weltverschwörung soll er die bis dahin recht erfolglose Truppe zum Ziel führen. Dies jedoch nur mit erbittertem Widerstand einer Nazigruppe, die aus einer bayrischen Bergfestung das Internet für die Verbreitung von Hass und Verschwörungstheorien nutzt. Eine skurrile wie rasante Satire auf die sozialen Medien und die dort herrschende Diskussionskultur.
Thomas Meyer wurde 1974 in Zürich geboren und wuchs in Mellingen und Wädenswil auf. Er studierte drei Semester Jura, wandte sich dann aber aus Freude an der schöpferischen Tätigkeit der Werbung und der Literatur zu. Zuletzt von ihm erschienen sind 2021 das Essay Was soll an meiner Nase bitte jüdisch sein? sowie ein zweiter Band mit gesammelten Kolumnen aus dem Sonntags-Blick-Magazin mit dem Titel Hat sie recht?.
© hajquEwald Frick
blättert in seinen Steger ManuskriptenEwald Frick blättert in seinen Steger Manuskripten...
Um Voranmeldung unter https://www.literaturhaus.li/ wird gebeten.
Ewald Frick, *1956, Graphiker und Buchgestalter, Balzner und Winzer, den es in die Bildende Kunst verschlagen hat, der mit der Reihe von «Schlammsammler»- vor jahren unerhörte Malereien schuf, später im Broterwerb Geschäftsführer von Tangram, einer Werbeagentur, zwischendurch Schichtwechsel-Kunstfunktionär und Bootsbauer, widmet sich heute wiederum der Buchkunst. Die Rückkehr zur Buchmalerei, zum Schreiben von Schrift, finden in diesen merk- und denkwürdigen Blättern, ihren Niederschlag.
© folio VerlagKurt Lanthaler – ABSAGE WEGEN TODESFALL
Zona CesariniEin Buch über Fußball habe er nie gelesen, sagt Renato Cesarini. Aber er würde, wenn man sie ihm brächte, alle korrigieren. Das sagt er auch. An Selbstbewusstsein mangelt es Cesarini also nicht. Ob er das ihm neuerdings Zugeschriebene tatsächlich gesagt hat, ist trotzdem fraglich.Kurt Lanthaler, Jahrgang 1960, hat schon einmal ein Fußball-Buch geschrieben, das gar kein Fußball-Buch war, sondern Getrete und Gewese drumherum zum Vorwand nahm, um anderes zu erzählen. Dieses Buch hieß "Grobes Foul" – und tat damals, 1993, auch noch so, als sei es ein Krimi. Was Lanthaler eine Zeit lang ziemlich berühmt machte. Zuletzt ist es ruhig um Kurt Lanthaler geworden. Auf den ersten Blick jedenfalls. (…)
Kurt Lanthaler, geboren 1960 in Bozen, lebt seit 1987 als freier Schriftsteller in Berlin. Schreibt Erzählungen, Romane, Drehbücher, Hörspiele, Libretti und Theaterstücke. Installationen. Übersetzer aus dem Italienischen, darunter Romane von Peppe Lanzetta und Roberto Alajmo. Bei Haymon: Fünf Romane um Tschonnie Tschenett: Der Tote im Fels, Grobes Foul (beide 1993), Herzsprung (1995), Azzurro (1998) und Napule (2002); Heiße Hunde. Hirnrissige Geschichten und ein Stück Karibik (1997), Offene Rechnungen. Anoichtoi Logariasmoi. Zwölf Gedichte und vier Geschichten (deutsch/italienisch/neugriechisch, 2000), himmel & hoell (fuer fuszleser & daumenschauer) 84 strofen & 84 bilder fuer 84 stufen (gem. mit Peter Kaser, 2003), Das Delta. Roman (2007) und Goldfishs reisen um die halbe welt. Gedichte (2011).
Kerstin und Gunnar Decker
Rousseau. Voltaire. RilkeDas Berliner Autorenpaar Kerstin und Gunnar Decker bewohnt auf Einladung Liechtensteins gerade das Turmhaus in Balzers und geht mit großen Namen um. Sie schreibt über Rousseau und Voltaire, er über Rilke in der Schweiz. Beide lesen zum ersten Mal aus gerade entstehenden Manuskripten.Kerstin Decker fiel eine bemerkenswerte Konstellation auf: Vor bald 250 Jahren, 1778, starben kurz nacheinander die beiden größten Philosophen der französischen Aufklärung. Voltaire und Rousseau dachten bereits über dieselben Probleme nach wie die Heutigen, beide auf sehr verschiedene Weise. Und der Streit ist noch immer nicht entschieden. Die Unversöhnlichen sind sich nie begegnet. Voltaire, der große Streiter für die Toleranz, schloss nur einen von diesem Ruf aus: Keine Toleranz für Rousseau! Die Französische Revolution ließ erst Voltaire, dann Rousseau ins Panthéon überführen. Es war ihr erstes Zusammentreffen nach Lebzeiten, und das gleich für immer. Der Feind liegt genau gegenüber. Wie sollen sie so zur ewigen Ruhe finden? Zeit zu reden haben sie in diesem philosophischen Roman.
Weiß Rainer Maria Rilke, als er im Juni 1919 in München zu einer Lesereise in der Schweiz aufbricht, dass er hier die letzten sieben Jahre seines Lebens verbringen wird, ab 1921 im legendär gewordenen Turmhaus von Muzot im Wallis? Gunnar Decker rekonstruiert in seinem gerade entstehenden Buch "Rilke in der Schweiz" die Stationen Rilkes auf der Suche nach dem "Elegienort," an dem er die 1912 begonnenen Duineser Elegien zu vollenden vermag. Dabei ist die Begegnung mit den Alpenrepublik für ihn alles andere als Liebe auf den ersten Blick, wenn er notiert: "Ich kann mir nicht helfen, es sind ´dumme´ Gebirge, imposante Hindernisse, aber nicht klüger als irgend eine verrammelte Tür." Sein Alltag in der Schweiz ist auch die Geschichte eines völligen Neuanfangs - mitsamt Bergen und Eidgenossen.
Kerstin Decker, Jahrgang 1962, wurde in Leipzig geboren und promovierte 1994 in Religionsphilosophie an der Humboldt-Universität Berlin. Sie wurde Reporterin und Kulturautorin, vor allem für den Berliner Tagesspiegel. Als Buchautorin trat Kerstin Decker vor allem mit literarischen Biografien hervor, etwa über Heinrich Heine und Else Lasker-Schüler sowie über Männer und Frauen um Friedrich Nietzsche. Ihr Buch "Richard Wagner. Mit den Augen seiner Hunde betrachtet" veränderte die Erzählperspektive. Warum müssen es immer menschliche Blickwinkel sein? So erschien 2021 "Die Geschichte des Menschen. Von einer Ratte erzählt", im letzten Jahr folgte "Eine kleine Geschichte des Windes".
Gunnar Decker wurde 1965 in Kühlungsborn geboren, studierte an der Berliner Humboldt-Universität Philosophie und promovierte über Ketzergeschichte. Er lebt als Autor in Berlin, veröffentlichte zahlreiche Biographien, darunter "Hermann Hesse. Der Wanderer und sein Schatten", "Franz von Assisi. Der Traum vom einfachen Leben", "Vincent van Gogh. Pilgerreise zur Sonne" oder "Ernst Barlach. Der Schwebende". 2016 wurde er mit dem von der Berliner Akademie der Künste verliehenen Heinrich-Mann-Preis für Essayistik ausgezeichnet. 2023 erschien im Siedler Verlag die Biographie "Rilke. Der ferne Magier".
© Ayse YavasMartin R. Dean
Tabak und Schokolade«Ein autobiographischer Roman der anderen Art: Von einer Reise aus dem mütterlichen Aargau zu seinen väterlichen indischen Vorfahren auf Trinidad bringt Dean, in perlender Prosa, ein reicheres Selbst zurück, als es die meisten auf der Suche in der eigenen Innerlichkeit finden.» Andreas Isenschmid
Nach dem Tod der Mutter findet der Erzähler in einer Schublade ein Album mit Fotos seiner frühen Kindheit, die er auf der Karibikinsel Trinidad und Tobago verbracht hat. Als junge Frau hatte sich die Tochter von «Stumpenarbeitern» aus dem Aargau in ein Abenteuer mit einem Tunichtgut der westindischen Oberschicht gestürzt und ein Kind bekommen. Während die übrige Familie bemüht ist, das Gedächtnis an die Jahre der Mutter bei den «Wilden» auszulöschen, macht sich der Erzähler auf, diese Geschichte, die auch seine eigene ist, zu retten.
Tabak und Schokolade führt in den tropischen Dschungel einer britischen Kronkolonie der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Indem der Erzähler immer weiter zu seinen indischen Vorfahren, die als Kontraktarbeiter in die Karibik verschifft wurden, vordringt, legt er nicht nur einen Familienstammbaum, sondern auch ein Stück Kolonialgeschichte frei. Dem gegenüber wird die Erinnerung an das Aufwachsen im «Tabakhaus» der Grosseltern im Aargau gestellt und die Annäherung an eine Mutter, die zu Lebzeiten stets unnahbar erschien.
Martin R. Dean wurde 1955 in Menziken, Aargau, als Sohn eines aus Trinidad stammenden Vaters und einer Schweizer Mutter geboren, studierte Germanistik, Ethnologie und Philosophie an der Universität Basel, unterrichtete an der Schule für Gestaltung in Basel und am Gymnasium in Muttenz. Dean ist vielfach ausgezeichneter Buchautor. Zu seinen jüngsten Werken gehören Meine Väter (Neuausgabe 2023), Ein Stück Himmel (2022), Warum wir zusammen sind (2019) und Verbeugung vor Spiegeln – Über das Eigene und das Fremde (2015). Martin R. Dean lebt in Basel.
© Christoph JanacsDaniel Nachbaur
DrauflosEin Roman vom Ich, das leben will, am besten gleich jetzt, einfach drauflos. – In seinem neuen Buch lässt Daniel Nachbaur eine Vielzahl konträrer Lebenswelten aufeinander los, die am Ende doch alle in ein- und demselben Sterbezimmer namens Welt leben und damit auch Teil ein- und derselben Geschichte sind.Da ist der Sterbende im Krankenhaus, der seinen Blick noch einmal durchs Fenster auf die Welt wirft. Ein Fotorealist, dem eine Laus über die Leber kriecht. Ein müdes Lobbyistennetzwerk, das soeben kollabiert. Oder ein eitler Dramaturg, der eine tragikomische Corona-Übertragungskette in Gang setzt. Mit Witz, Poesie und zwischendurch auch philosophisch schmiegt sich eine Geschichte an die andere. Bis der Plot an seinen Ausgangspunkt zurückkehrt, wo sich überraschend die narrativen Kreise schliessen.
Daniel Nachbaur, geboren 1978 in Feldkirch. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Romanistik an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Zahlreiche literarische und wissenschaftliche Publikationen in Zeitschriften und Anthologien, darunter u. a. manuskripte. Zeitschrift für literatur (Graz). Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung. Projektstipendium des Bundesministeriums für Kunst und Kultur 2019/2020 für den Erzählband Soll es brennen.
© Manfred WernerNicolas Mahler
Komplett Kafka«Ein Leben und ein Werk, das Mahler wie ein kleines Gesamtkunstwerk zusammenbaut – der Mythos Kafka wird gefeiert und zugleich analysiert.» Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
Franz Kafka hat nicht nur Prosa geschrieben, er zeichnete auch leidenschaftlich gern: «Du, ich war einmal ein großer Zeichner», schrieb er 1913 halb ironisch, halb stolz an seine Dauerverlobte Felice Bauer über seine künstlerischen Ambitionen. Sein Zeichnen hätte ihn einst «mehr befriedigt als irgendetwas». Was liegt also näher, als ihn zu seinem Jubiläum mit einer Comicbiografie zu ehren? Und dann auch noch von Nicolas Mahler, der einen ähnlich minimalistischen Zeichenstil pflegt?
Auf unnachahmlich witzig-pointierte Weise setzt Mahler hier Kafkas Leben und Werk in Szene und schreckt dabei auch nicht vor den ganz großen Fragen zurück: Warum scheiterte Kafkas Plan, eine Reihe von Billigreiseführern zu schreiben? Wer verfasste die Fortsetzung eines seiner wichtigsten Werke, »Die Rückverwandlung des Gregor Samsa«? Und was hatte es mit der »weißen Sklavin« auf sich? Die Antworten und noch vieles mehr findet sich in Komplett Kafka.
Nicolas Mahler, geboren 1969, lebt und arbeitet als Comiczeichner und Illustrator in Wien. Seine Comics und Cartoons erscheinen in Zeitungen und Magazinen wie Die Zeit, NZZ am Sonntag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und in der Titanic. Für sein umfangreiches Werk wurde er bereits mehrfach ausgezeichnet; u. a. erhielt er 2010 den Max-und-Moritz-Preis als «Bester deutschsprachiger Comic-Künstler», 2015 den Preis der Literaturhäuser und 2019 den Sondermann-Preis. Mahler ist künstlerischer Leiter der Schule für Dichtung in Wien.
Ewald Frick
Steger ManuskripteDer Künstler Ewald Frick zeigt fünf Blätter aus seinen jüngsten Steger Manuskripten, grossformatige Arbeiten auf Moulin-Aquarellpapier und gibt Einblick in seine eigensinnige Serie von Schriftbildern.Ewald Frick, Jg. 1956, absolvierte den Vorkurs in St. Gallen und ein Studium an der Wiener Kunstschule. Später arbeitete er als freier Kunstschaffender und Grafiker und gründete 1991 die Agentur Tangram. Frick engagierte sich in der Kultur- und Kunstszene, u. a. als Stiftungsrat der Kunstschule Liechtenstein, beim Johann-Gabriel-Rheinberger-Preis oder auch als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Kulturvereins Schichtwechsel.
© Peter MurphyGerta Keller
Warum sind die Dinosaurier ausgestorben?Gerta Keller konnte nachweisen, dass die Dinosaurier vor rund 66 Millionen Jahren als Folge des Dekkan-Trapp-Vulkanismus in Indien und nicht als Folge des Asteroideneinschlags im Chicxulub-Krater in Mexiko ausstarben. Mit ihren Entdeckungen hat sie eine bedeutende wissenschaftliche Diskussion, bekannt als die «Chicxulub-Debatte», angestossen.Gerta Keller ist eine weltweit beachtete und mittlerweile pensionierte Geologie-Professorin der Universität Princeton in den USA. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Näherin, bevor sie mit 20 Jahren nach Australien auswanderte. Ihre Reise führte später nach San Francisco, wo sie die Möglichkeit zum Studium erkannte und ihren Weg in die Wissenschaft einschlug. Ihr Weg von einer einfachen Bauerntochter zu einer herausragenden Wissenschaftlerin in einem männlich dominierten Fachgebiet im 20. Jahrhundert zeugt von einer aussergewöhnlichen Entschlossenheit und einem beeindruckenden Intellekt. Dafür wurde sie mehrfach in Filmen porträtiert und 2021 zum Ehrendoktor der Universität Lausanne gekürt.
Gerta Keller erblickte 1945 in Schaan das Licht der Welt und war das sechste von insgesamt zwölf Kindern. Der Vater, Anton Keller (1904–1985), stammte aus Bonaduz und die Mutter Rosa, geb. Wanger (1912–1978), aus Schaan. Sie ist das einzige Kind, das in Schaan geboren wurde. Die älteren Geschwister wurden in Bonaduz geboren und das letzte halbe Dutzend in Salez. Sie hat nebst einem US-Pass einen Liechtensteiner und einen Schweizer Pass.
Begrüssung: Laura Frick, Gemeinderätin, Schaan
Würdigung: Thomas Meier, Direktor Liechtenstein Institut, Gamprin-Bendern
Apéro mit musikalischer Begleitung: Jodelclub Edelweiss, Schaan
Eine Kooperation zwischen Domus und Literaturhaus, organisiert von Karin Frick, Ivano Brunner und Toni Büchel
EINTRITT FREI!
Die Schreibwerkstatt liest
«Knopfgeschichten»Die Schreibwerkstatt LiLi, geleitet von Monika Vogt, die sich jeden dritten Donnerstag im Monat im Literaturhaus trifft, liest Texte zum Thema «Knöpfe».Die Knopfgeschichten, entstanden aus Schreibimpulsen, die sich um «Knöpfe» drehen – sowohl im wörtlichen als auch im weiteren Sinne: Hosenknöpfe aus der Knopfbüchse, ein Knopf im Schnupftuch nach Büchners «Leonce und Lena», schwer zu lösende Beziehungsknöpfe, die kleinen Knöpfe im Waisenhaus, oder Ringelnatz' Spruch «Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt».
Musikalisch umrahmt wird der Anlass von Christian Gloor auf der Gitarre.
Der Eintritt ist frei (freiwillige Kollekte).
Gunter GlücklichUwe Timm
Alle meine Geister«Uwe Timm ist ein Spezialist für autobiographische Bücher, die von den Rändern aus operieren, um langsam zum Zentrum vorzudringen [...] Uwe Timms Buch ’Alle meine Geister’ [ist die] Selbsterfindung eines lesenden Kürschners … ein offenes, atmendes Buch für alle, die vom Lesen nicht lassen können.» Paul Ingendaay, FAZ-Podcast 20230930In seinem neuen Buch erzählt Uwe Timm von seinen Lehrjahren als Kürschner im Hamburg der Fünfzigerjahre. Von kuriosen Erlebnissen im Beruf und der Welt der Mode, von besonderen Freundschaften und den Büchern, die sein Leben verändert haben. Ein grossartiges Buch der Erinnerungen und des Aufbruchs, präzise und poetisch. Ein sprechendes Zeitbild, ein Initiationsroman der Liebe, des Lesens, des Arbeitens und Träumens.
Uwe Timm zählt zu den ganz Grossen der deutschen Gegenwartsliteratur. Er wurde 1940 in Hamburg geboren. Nach der Volksschule machte er eine Kürschnerlehre und besuchte das Braunschweigkolleg. Später studierte er Germanistik und Philosophie in München und Paris. 1971 Promotion in Philosophie. 1972–1982 war er Mitherausgeber der Autoren Edition. Heute lebt Uwe Timm als freier Schriftsteller in München und Berlin.
Alain BarberoBarbara Rieger
EskalationsstufenEs wird eskalieren. – Ein atemlos erzählter Roman über die Dynamik einer vereinnahmenden Liebesbeziehung, von der idyllischen Zweisamkeit bis zur lebensbedrohlichen Gewalt – sinnlich und schmerzhaft konsequent.
So, wie die engagierte, talentierte Julia dem exzentrischen Maler Joe begegnet, könnte eine grosse Liebe beginnen. Von Joes Abgründen lässt Julia sich nicht abschrecken, im Gegenteil. Doch warum malt er nur tote Frauen? Als sie ihm schliesslich in seine abgeschiedene Hütte im Wald folgt, kommen sie einander so nahe, dass die Wahrheit nicht mehr zu verbergen ist. Barbara Rieger verfolgt in einer rasanten Handlung minutiös die Motive und die Entwicklung emotionaler Abhängigkeit und zeigt, dass häusliche Gewalt jede und jeden von uns treffen kann.
Barbara Rieger, geboren 1982 in Graz, lebt und arbeitet als Autorin und Schreibpädagogin in Wien und im Almtal (OÖ). Gemeinsam mit Alain Barbero ist sie Herausgeberin des Foto- und Literaturblogs cafe.entropy.at sowie mehrerer Anthologien. Zuletzt erschien ihr Roman Friss oder stirb (Kremayr & Scheriau 2020). Für einen Auszug aus Eskalationsstufen erhielt sie den Marianne-von-Willemer-Frauenliteraturpreis der Stadt Linz.
Heribert CornDoris Knecht
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habeWie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiss sie, dass ihr das niemals gelingen wird.Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Doris Knecht, geboren in Vorarlberg, ist Kolumnistin (u. a. beim Falter und den Vorarlberger Nachrichten) und Schriftstellerin. Ihr erster Roman, Gruber geht (2011), war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde fürs Kino verfilmt. Zuletzt erschienen Besser (2013), Wald (2015), Alles über Beziehungen (2017), weg (2019) und Die Nachricht (2021). Die Verfilmung von Wald kam im Herbst 2023 in die Kinos. Sie erhielt den Literaturpreis der Stiftung Ravensburger und den Buchpreis der Wiener Wirtschaft. Doris Knecht lebt in Wien und im Waldviertel.
Vojtěch VeškrnaJaroslav Rudiš
Winterbergs letzte Reise & Gebrauchsanweisung fürs ZugreisenDie Botschaft der Tschechischen Republik in Bern und das Literaturhaus laden gemeinsam zur Lesung ein. Was ist stärker: die Vorliebe fürs Zugreisen oder für die mitteleuropäische Geschichte? Bei Jaroslav Rudiš geht beides Hand in Hand.Winterbergs letzte Reise
Jan Kraus, gebürtiger Tscheche, ist 1986 nach Deutschland geflohen. Als Krankenpfleger und Sterbebegleiter versorgt er in Berlin den 99jährigen Wenzel Winterberg, einen Sudetendeutschen aus Liberec. Kraus' Erzählungen aus seiner Heimat Vimperk (dt. Winterberg) motivieren Wenzel zur letzten Zugreise, denn er hat noch eine Aufgabe zu erledigen …
In diesem Roman befasst sich Jaroslav Rudiš auf eine originelle Art und Weise mit zeitlosen Themen – Liebe, Erinnerung und Geschichte – sowie mit konkreten menschlichen Schicksalen, die von Ereignissen in Mitteleuropa geprägt sind. Das Unscheinbare wird zur Triebkraft der Erinnerung.
Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen
In »Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen« freuen sich die Literatur- und Eisenbahnliebhaber über die in Worte verfassten Bilder des Autors verschiedenster osteuropäischer Bahnstrecken und Bahnhöfe. Das Buch ist nicht nur ein Spiegel-Bestseller, sondern auch eine Art Pilgerbuch für Eisenbahnliebhaber geworden.
Jaroslav Rudiš, geboren 1972 in der Tschechoslowakei, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker. Er studierte Deutsch und Geschichte, arbeitete als Lehrer und Journalist. Für seinen Debütroman »Nebe pod Berlínem« (2002, dt. »Der Himmel unter Berlin«) erhielt er den renomierten Jiří-Orten-Preis. Seine Werke u.a. »Grand Hotel«, »Vom Ende des Punks in Helsinki« und »Nationalstraße«, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und andere z.B. »Alois Nebel« verfilmt. »Winterbergs letzte Reise«, der erste Roman, den Rudiš auf Deutsch geschrieben hat, wurde 2019 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Es folgten weitere Werke auf Deutsch - »Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen«, »Nachtgestalten« und neulich die Kurzgeschichte »Weihnachten in Prag«. Rudiš wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Mörike-Preis 2024.
Anlässlich der Lesung von Jaroslav Rudiš finden am 30.5. und am 3.6. im Skino zwei Vorstellungen seiner verfilmten Graphic Novel «Alois Nebel» statt. Mehr unter: https://www.skino.li/?page=1&id=3131
Lioba Happel
Pommfritz aus der Hölle«Armer Teufel – Pommfritz, der Ich-Erzähler in Lioba Happels Roman, schreibt seinem Vater Briefe aus dem Gefängnis. Das Buch ist hoch poetisch und zugleich erbarmungslos brutal.» Pascale Blatter in «Schweizer Buchhandel» 8/2022Lioba Happel wurde 2023 für ihren Roman Pommfritz aus der Hölle mit dem deutschsprachigen Literaturpreis der Schweiz ausgezeichnet sowie für den offiziellen Schweizer Buchpreis nominiert. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu «100 Jahre Zollvertrag» hat Liechtenstein die Schweiz eingeladen, einen Kunstschaffenden im Rahmen des «Artist in Residence»-Programms ins «Turmhaus» einzuladen. Dort arbeitet sie momentan an einem neuen Roman.
«Eine Gräueltat zu tun, ist das eine. Sie erzählen zu müssen, das andere. Das schreibt Pommfritz in seinem 22. Brief an seinen Vater. 23 Briefe sind es, die er im Gefängnis verfasst, ohne Datum, denn: Ich schreibe aus der Ewigkeit, ich spür es. In diesen Briefen beschreibt er detailliert, wie es zu dieser Gräueltat kam, die er seinem Vater gleich im ersten Brief gesteht: (...) Was folgt, ist ein Einblick in einen Albtraum von einem Leben – und eine Zumutung von einem Buch, dem man sich jedoch kaum entziehen kann.» Silvia Süess in wobei. Die Beilage der WOZ
Lioba Happel lebt und arbeitet als Schriftstellerin in Berlin und Lausanne. Darüber hinaus war sie lange in Deutschland und in der Schweiz in der sozialen Arbeit und im schulischen Bereich tätig. Lyrikbände, u. a. land ohne land, Grüne Nachmittage und Puls. Romane/Erzählungen, u. a. Ein Hut wie Saturn, dement, Die Feindin und zuletzt Pommfritz aus der Hölle. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, zuletzt 2021 den Alice-Salomon-Poetik-Preis, 2023 das Stipendium Deutscher Literaturfonds für ihr soeben abgeschlossenes Romanprojekt Zillys Bericht. 2023 wurde sie mit dem Schweizer Literaturpreis für den Roman Pommfritz aus der Hölle ausgezeichnet, der im gleichen Jahr auch für den Schweizer Buchpreis nominiert wurde.
Vorlesetag
ASSITEJ Liechtenstein in Kooperation mit der Landesbibliothek und dem Literaturhaus unter dem Motto «Generationenverbindendes Vorlesen. Lesen und lesen lassen – gfallt mr»Nach der grossen Resonanz und den guten Rückmeldungen des ersten landesweiten Vorlesetags in Liechtenstein 2023 führt die ASSITEJ Liechtenstein in Kooperation mit der Landesbibliothek und dem Literaturhaus sowie in Zusammenarbeit mit den beteiligten Institutionen und Schulen am Mittwoch, 22. Mai, den 2. Vorlesetag durch.
Insgesamt werden über 100 Lesungen stattfinden, öffentliche in Kulturhäusern, Bibliotheken, Buchhandlungen und Seniorentreffs sowie interne Lesungen in Schulen, Kindergärten und Altersheimen.
© Heike SteinwegEsther Kinsky ABGESAGT!
RomboThomas Strässle
Ingeborg Bachmann, Max Frisch – Der BriefwechselIm Juni 1958 beginnt der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Vom Kennenlernen bis lange nach der Trennung legt er in fast 300 Schriftstücken Zeugnis ab vom Leben, Lieben und Leiden eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur.Frühjahr 1958: Ingeborg Bachmann – gefeierte Lyrikerin, Preisträgerin der Gruppe 47 und ›Coverstar‹ des Spiegel – bringt gerade ihr Hörspiel Der gute Gott von Manhattan auf Sendung. Max Frisch – erfolgreicher Romancier und Dramatiker, der noch im selben Jahr den Büchner-Preis erhält – ist in dieser Zeit mit Inszenierungen von Biedermann und die Brandstifter beschäftigt. Er schreibt der »jungen Dichterin«, wie begeistert er von ihrem Hörspiel ist. Mit Bachmanns Antwort im Juni 1958 beginnt ein Briefwechsel, der – vom Kennenlernen bis lange nach der Trennung – in rund 300 überlieferten Schriftstücken Zeugnis ablegt vom Leben, Lieben und Leiden eines der bekanntesten Paare der deutschsprachigen Literatur. Nähe und Distanz, Bewunderung und Rivalität, Eifersucht, Fluchtimpulse und Verlustangst, aber auch die Schwierigkeiten des Arbeitens in einer gemeinsamen Wohnung und die Spannung zwischen Schriftstellerexistenz und Zweisamkeit – die Themen der autobiografischen Zeugnisse sind zeitlos. In den Büchern von Bachmann und Frisch hinterließ diese Liebe Spuren, die zum Teil erst durch die Korrespondenz erhellt werden können. Die Briefe zeigen die enge Verknüpfung von Leben und Werk, sie sind intime Mitteilungen und zugleich Weltliteratur.
Thomas Strässle ist Professor für Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Zürich und Leiter des transdisziplinären Y Instituts an der Hochschule der Künste Bern. Er ist Präsident der Max Frisch-Stiftung.
Sabine Bockmühl
Hasenstädte, Schwemmländer«Hasenstädte, Schwemmländer» ist ein Cluster-Roman, bestehend aus 61 Kurzgeschichten. Schauplatz ist der europäische Raum ohne genauer definierte Orte in einer nicht genauer benannten Jetzt-Zeit.«Sabine Bockmühls Kurzgeschichten haben die Jury überzeugt, weil sie in leisem Ton umsetzen, was im Thema "GESTERN MORGEN", wenn auch als Leerstelle, schon im Zentrum stand: Der Umgang mit Natur und Technik und miteinander ist uns heute (alltägliche) Aufgabe. […] gute Literatur, wie sie uns hier erreicht hat, ermöglicht uns, neue Zusammenhänge zu denken, das Bekannte, ob durch Perspektive, Zeit oder Ort verfremdet, in anderem Licht zu sehen.» (Laudatio Dr. Julian Werlitz, Literaturpreis Bezirk Schwaben 2023)
In den Kurzgeschichten verdichten sich Figurenschicksale in wechselnden Perspektiven, es entsteht ein atmosphärisch dichtes Geflecht mit Städten und Landschaften, Geschehnissen und Beziehungen. Die Storys werden bevölkert von neugierigen Jungen, Mädchen mit Schwimmhäuten, Grossmüttern und Kosmonauten, Drag Queens und nächtlichen Rasern, Drogenhändlern und Diebinnen, Kriminalinspektoren, Metaverse-Süchtigen, umherstreunenden Jugendbanden, Feministinnen, Archivaren, Sektenführern, Leibwächterinnen, blütenbestäubenden Wanderarbeitern, Nachtjägerinnen, Kebab-Verkäufern und einigen mehr.
Sabine Bockmühl veröffentlichte in zahlreichen Anthologien, u. a. in Jahrbüchern des Literaturhauses, der miromente, in schweizerischen und österreichischen Publikationen. 2017 debütierte sie mit dem Erzählband «Normale Leute». 2023 gewann sie beim Literaturpreis des Bezirks Schwaben mit 4 Kurzgeschichten aus dem noch unveröffentlichten Projekt «Hasenstädte, Schwemmländer» den 2. Preis.
Ulrike Längle studierte Germanistik, Romanistik und vergleichende Literaturwissenschaften. 1984 Lehrbeauftragte am Germanistischen Institut der Universität Innsbruck und in Klagenfurt. 1997 Gastprofessorin an der Universität von Austin/Texas. 1984 bis 2018 Leiterin des Franz-Michael-Felder-Archivs in Bregenz. Längle arbeitet ausserdem als Übersetzerin, Herausgeberin und Schriftstellerin. 2023 war sie Mitglied der Jury des Literaturpreises des Bezirks Schwaben.
© Siegrid CainBirgit Birnbacher ABGESAGT
Wovon wir lebenDie Lesung von BIRGIT BIRNBACHER entfällt
bedingt durch familiäre Umstände.
An Ihrer Stelle holt SARAH ELENA MÜLLER ihre Lesung nach!© Laura StevensSarah Elena Müller
Bild ohne Mädchen«Die Sprache von Sarah Elena Müller ist ganz ausserordentlich. Ich bin sehr froh, dass mir dieses Buch begegnet ist und freue mich auf alle weiteren Lektüren dieser wunderbaren Autorin.» (Lukas Bärfuss)«Bild ohne Mädchen von Sarah Elena Müller zeichnet sich durch eine beeindruckende wie bedrückende Sensibilität und Weitsicht im Hinblick auf die Darstellung von sexualisierter Gewalt an Kindern aus. Die Erzählkomposition wirkt dabei filmisch und erzeugt in der Überlagerung der verschiedenen Bilder und Perspektiven eine schmerzhaft deutliche Aufnahme davon, wie Gewalt an Kindern übersehen, verdeckt und verharmlost werden kann. …
Sarah Elena Müller, geboren 1990, arbeitet multimedial in Literatur, Musik, Virtual Reality, Hörspiel und Theater. Sie tritt im Mundart Pop Duo «Cruise Ship Misery» als Ghostwriterin und Musikerin auf und leitet das Virtual Reality Projekt «Meine Sprache und ich» – eine Annäherung an Ilse Aichingers Sprachkritik. 2019 erschien ihr Szenenband «Culturestress – Endziit isch immer scho inbegriffe» beim Verlag Der gesunde Menschenversand. 2015 erschien die Erzählung «Fucking God» beim Verlag Büro für Problem. Als Mitbegründerin des Kollektivs RAUF engagiert sie sich für die Anliegen feministischer Autor*innen in der Schweiz. Ihre Arbeit wird ab und an mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.
Minitta KandlbauerMonika Helfer
Die Jungfrau»Glorias Mund war ein Schmollmund gewesen, wie der von Brigitte Bardot, nur noch schöner, er war ihr erstes Markenzeichen.« Gloria und Moni sind beste Jugendfreundinnen – die eine reich, die andere arm. Ein halbes Jahrhundert später begegnen sich die beiden Frauen wieder und Gloria beichtet ihr Lebensgeheimnis.Früher kam Gloria immer gut an, war exzentrisch und schön, wollte Schauspielerin werden, war viel unter Menschen. Gloria und Moni wachsen auf im Mief der sechziger Jahre, sind konfrontiert mit Ehe, Enge und Gewalt. Wie wurden die beiden zu denen, die sie sind? Monika Helfer macht aus Lebenserinnerung große Literatur. Nach der Trilogie über ihre Familie und Herkunft ist "Die Jungfrau" ein atemloser Roman über die jahrzehntelange Freundschaft zwischen zwei Frauen.
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet. Mit ihrem Roman Schau mich an, wenn ich mit dir rede (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Die Bagage (Roman, 2020) erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschienen von ihr bei Hanser die Romane Vati (2021), mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war, und Löwenherz (2022).
Minitta KandlbauerSepp Mall
Ein Hund kam in die Küche»Dieses Drama – Folge einer fundmental falschen Familienentscheidung – wird zum Dreh- und Angelpunkt dieses so taktvollen, wie rohen Romans, der noch einmal das volle Ausmaß ideologischer Fehlzündungen der Binnenstruktur einer Familie aufführt. […] Man bleibt schockiert zurück nach dieser Lektüre.«
Katharina Teutsch, DeutschlandfunkKrieg und NS-Zeit aus der Sicht eines Kindes. Ein Roman über die Südtiroler Auswanderung und die NS-Verbrechen an Menschen mit Behinderung Eine Familie aus Südtirol entscheidet sich 1942 im Zuge der »Option» für die Auswanderung ins Deutsche Reich. Der 11-jährige Ludi erzählt von den letzten Tagen im Dorf und der ersten Station im Deutschen Reich: Innsbruck. Auf Anweisung der Ärzte muss sein behinderter Bruder Hanno in eine Anstalt bei Hall gebracht werden. Die restliche Familie zieht weiter nach Oberösterreich. Der Vater wird in die Wehrmacht eingezogen und auch Hanno kehrt nicht mehr zurück. Ein Brief aus einer »Heil- und Pflegeanstalt« des Reiches ist alles, was der Familie von ihm bleibt. Sepp Mall gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller Südtirols, der sich in seinem Werk mit komplexen Themen der jüngsten Zeitgeschichte auseinandersetzt. Wie lässt sich das Unbegreifliche verstehen und wie überlebt man ein kollektives Trauma? Ein bewegender Roman, der in bilddichter Sprache der Trauer eines Kindes um seinen Bruder nachgeht.
Sepp Mall wurde 1955 in Graun (Südtirol) geboren, Studium in Innsbruck, lebt als Schriftsteller in Meran. Diverse Preise und Stipendien, u. a. Meraner Lyrikpreis, Staatsstipendium des österreichischen Bundesministeriums und Großes Literaturstipendium des Landes Tirol. Sein Roman »Wundränder« wurde 2005 zum »Innsbruck-liest«-Buch gewählt und ist heute Schullektüre. Zuletzt erschienen sein Roman »Hoch über allem« (Haymon 2017) und der Gedichtband »Holz und Haut« (Haymon 2020).
© Maks RichterThomas Sarbacher
liest Jon FosseThomas Sarbacher liest Lyrik und Prosa von Jon Fosse.
Jon Fosse ist der vierte Norweger, der den Literaturnobelpreis erhält. Der Dramatiker steht für eine Literatur, die sich noch ums große Ganze des Menschseins kümmert: transzendentales Obdach hieß das früher.
Jon Fosse, 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren und am Hardangerfjord aufgewachsen. 2023 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Internationale Bekanntheit erlangte Fosse zunächst als Dramatiker. In deutscher Übersetzung erschienen zunächst die Romane "Melancholie", "Morgen und Abend" und "Das ist Alise". Mit "Der andere Name", dem ersten Band seines Romanprojekts "Heptalogie", war er 2020 für den International Booker Prize nominiert, Seit 2011 genießt er lebenslanges Wohnrecht in der "Grotte", einer Ehrenwohnung des norwegischen Königs am Osloer Schlosspark, und lebt mitunter auch in Hainburg an der Donau/Österreich oder in Frekhaug/Norwegen. Seit 2022 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Als Literat ist Fosse kein Engagierter, sondern ein Enthaltsamer und Zurückgezogener.
Thomas Sarbacher arbeitet als freischaffender Schauspieler in Deutschland und in der Schweiz. Nach langjähriger Zugehörigkeit zum Ensemble der Bremer Shakespeare Company folgten diverse Gastengagements an Theatern in der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Heute macht er neben dem viele Lesungen, liest Hörbücher ein, unter anderem für die Schweizer Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte, und erarbeitet Theaterproduktionen, die er in Zürich zur Aufführung bringt.
Ina SeghezziPatrick Kaufmann
Ferngesteuertes SchwemmholzKaufmann zeichnet, entwirft, meisselt die Sprache mitunter schonungslos, knetet und modelliert sie anschliessend wieder achtsam zurecht. Wir haben es mit einem Autor zu tun, der Sprache intuitiv (de)konstruiert und letztlich leidenschaftlich zelebriert."Patrick Kaufmann, dessen Auseinandersetzung mit dem Medium Text in hohem Masse von seinen Arbeiten im Bereich der bildenden Kunst geprägt ist, ist weniger ein Schriftsteller, der konzeptuell und schematisch schreibt, als vielmehr ein Autor, der Sprache zeichnet, entwirft, meisselt, sie mitunter schonungslos knetet und anschliessend wieder achtsam zurechtmodelliert. Wir haben es mit einem Autor zu tun, der Sprache intuitiv (de)konstruiert und letztlich leidenschaftlich zelebriert. Seine Diktion ist die Diktion eines prophetischen Wahnsinnigen, seine Niederschriften kommen als Wetzsteine daher, bestens geeignet zur Schärfung abgestumpfter Sinne. Wer Patrick Kaufmann konsequent liest, dem bleibt am Ende nicht vieles mehr als ein Lachen. Ein Lachen allerdings, das ihm im Halse stecken bleibt"
Sebastian Goop
Patrick Kaufmann wurde am 11. Januar 1971 geboren. Nach einer Architekturlaufbahn studierte er Freie Kunst und Philosophische Ästhetik an der Kunstakademie Basel. Er ist Verfasser von Essays, Texten in Kurzform und Lyrik und schrieb ab Herbst 2013 ein Jahr lang Kolumnen für eine Liechtensteiner Tageszeitung. Patrick Kaufmann lebt und arbeitet in der Schweiz.
Minitta KandlbauerMichael Stavarič
Die Suche nach dem Ende der DunkelheitDas Meer als Kulisse, Schauplatz, Protagonist und SchicksalsgewaltEin Mann und eine Frau – ein inniges Wir bildend – leben in einem Haus an der Küste, natürlich gibt es einen Alltag mit Spaziergängen, Schlafen und Essen, Einkaufen und Fernsehen. Aber Stavarič weitet sein lyrisches Universum bis zum Horizont, bis an die Grenzen des Vorstellbaren aus, eine Jukebox wird mit Muschelgeld gefüttert, Meerwasserduft könnte jahrzehntelang in einem Wasserbett konserviert werden, hier ist Schweiß dystopisch, der gestrandete Wal bekommt noch zwei Stockwerke verpasst.
Mit Stavaričs überschäumender Fantasie und seiner grenzenlosen Sprachmagie entfaltet der Gedichtzyklus im Lauf der vergehenden Jahreszeiten Szenen der Vergänglichkeit, stille Momente des Todes, helle Freude und Sinnlichkeit, aberwitzig Skurriles direkt aus wildesten Traumwelten, Medien- und Zivilisationskritik bis zum Ekel, setzt Gewisses selbstverständlich neben allerhöchstens Mögliches und löst am Ende alles in einem Nebel aus Halifax auf.
Michael Stavarič wurde 1972 in Brno (Tschechoslowakei) geboren. Er lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent in Wien. Studierte an der Universität Wien Bohemistik und Publizistik/Kommunikationswissenschaften. Über 10 Jahre lang tätig an der Sportuniversität Wien – als Lehrbeauftragter fürs Inline-Skating. Zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, zuletzt: Wissenschaftsbuch des Jahres, Adelbert-Chamisso-Preis, Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur.
© Norbert MayrBodo Hell / Clementine Gasser
begabte Bäume»Bodo Hell nähert sich mit ironisch-enzyklopädischem Anspruch der Welt. (…) Literatur, die im Gegensatz zu den verbiesterten Formen des poetischen Experiments höchst lebendig und weltbejahend ist.« (Paul Jandl, NZZ) Begleitet wird Hell von der Cellistin Clementine Gasser.
Hells vielseitiges avantgardistisches Werk umfasst neben Texten auch Fotografien, Filme, Hörspiele, Musikalben und Theaterstücke. Zusammenarbeit mit Friederike Mayröcker, Liesl Ujvary und Hil de Gard. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1972), dem Erich Fried-Preis (1991), dem Berliner Literaturpreis (1998), dem Preis der Stadt Wien (1999), dem Preis der Literaturhäuser (2003) und dem Telekom-Preis Klagenfurt (2006). 2017 erhält er den Christine-Lavant-Preis und den Heimrad-Bäcker-Preis; aus der Begründung der Jury:
»Bodo Hell eröffnet mit seinem Werk ein großartiges Panoptikum – er erkundet die Welt auf der Basis ihrer sprachlichen Aspekte und umgekehrt: sein Werk schafft sprachliche Szenarien, die uns unsere Umwelt neu erfahren lassen.«
Begleitet wird Hell von der Cellistin Clementine Gasser.
Bodo Hell, geboren 1943 in Salzburg, Studien am Salzburger Mozarteum (Orgel), an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien (Film und Fernsehen) sowie an der Universität Wien (Philosophie, Germanistik, Geschichte). Er lebt heute als Dichter, Essayist und Künstler in Wien, im Sommer als Senner auf einer steirischen Alm am Dachstein. Hell erweist sich mehr und mehr als Meister eines Montage-Realismus, der dem Alltag, d. h. dem ganz normalen Wahnsinn, zur Sprache verhilft und so auf äußerst amüsante Weise dem Leser Einblick verschafft in sich selbst und ins Haus, das er bewohnt, ins Tollhaus unserer Gesellschaft.
Wiebke ZollmannInes Strohmaier
ErinnerungEine Ich-Erzählerin erinnert sich. An kalte Winternächte bei Oma und Opa in den österreichischen Bergen, warme Sommertage bei Babcia und Dziadek auf dem polnischen Land. An den Alltag in einer Stadt, die Heimat und Fremde zugleich ist. An Familie und an das, was sie verbindet und trennt. Ein Erinnern kann aber nicht ohne ein Vergessen gedacht werdeWie die Einzelschicksale der vorkommenden Figuren ineinander verwoben sind, zeigt ein in den Text eingebetteter Märchenteppich auf. Migration bedeutet, es ist ein Bruch passiert. Ein Bruch, der Welten verbindet. So verbindet auch die Gegenwart die Welt der Vergangenheit und die, der Zukunft. Dieses Bild zeigt sich im Erzähltonus: Greifbare, fragmentale Szenen werden so zu einem Ganzen verbunden. Mehrsprachigkeit schwingt auf verschiedenen Ebenen mit, so hat nicht nur die Ich-Erzählerin viele Zungen, eine für jede Sprache – aus dem Wechseln von Erzählstilen ergibt sich eine Polyphonie, die Realitäten erzählt. Zusätzlich ergänzen Lyrik und Spoken Word Texte die Romanauszüge.
Ines Strohmaier lebt zwischen Bern und Bregenz. Sie ist tätig als Autorin und Kolumnistin für die Allgäuer Zeitung. Für ihre literarischen Tätigkeiten erhielt sie viele Auszeichnungen und Stipendien. Zuletzt durfte sie im Kulturdorf Terra Vecchia im Tessin im Zuge eines künstlerischen Aufenthaltsstipendiums schaffen. Zudem war sie nominiert für den Publikumspreis des Feldkircher Lyrikpreises 2022. Sie gehört zu den renommiertesten Spoken Word Künstler: Innen im deutschsprachigen Raum, hat Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studiert und macht aktuell den Master in Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern, wo sie an ihrem Romanprojekt und weiteren, literarischen Werken arbeitet und sich künstlerisch an interdisziplinären Schnittstellen bewegt.
© Lucas CejpekMargret Kreidl
Mehr Frauen als AntwortenErinnerungen, Träume, Bücher, Bilder, Schlagzeilen, Wetterberichte nimmt Margret Kreidl zum Anlass und als Material für ihre Gedichte.So kommt die Autorin von der Familiencouch zum Rasenkorridor, von der Aschekiste zur Wolkenschachtel oder vom ukrainischen Baumwollstilzchen zum Buddha am Bodensee. Frau Doktor Winnetou tritt auf und die Tochter von James Joyce. Das Lob der Reibefrucht wird gesungen, auf einer Ansichtskarte wird getanzt. Es gibt die blaue Vernunft und Fragen im Dunkeln.
Zugleich schöpft Margret Kreidl aus der Vielfalt lyrischer Formen und Traditionen. Ob Lied, Sinnspruch, gereimte Zweizeiler, Prosagedicht, Epigramm oder Laut- und Listengedicht, jedes Gedicht hat einen eigenen Ton für seine eigene Welt. Und jedes Gedicht hat eine Fußnote. Dabei geht es nicht um den wissenschaftlichen Verweis, sondern um ein Spiel mit Beglaubigung und Kommentar. Die Fußnote hält den Raum des Gedichts für Leser und Leserinnen offen, für ein Weiter- und Nachlesen.
Margret Kreidl geboren 1964 in Salzburg, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Lehrbeauftragte am Max Reinhardt Seminar. Lyrik, Prosa, Theaterstücke und Hörspiele, Textinstallationen. Aufführungen, zuletzt: Dankbare Frauen. Komödie, ins Hebräische übersetzt von Yotam Benshalom, Tel Aviv 2022. Veröffentlichungen, zuletzt: Mehr Frauen als Antworten. Gedichte mit Fußnoten, Edition Korrespondenzen 2023. Wien, Schwedenplatz: polyphon, hg. von Lucas Cejpek und Margret Kreidl, Sonderzahl Verlag 2023; Zahlreiche Stipendien und Preise: zuletzt: Robert-Musil-Stipendium 2017, Outstanding Artist Award für Literatur 2018, Preis der Stadt Wien für Literatur, 2021.
Patricia Büchel
KlaräpfelJahrzehntelang habe ich mich als Psychologin und Autorin mit der Entwicklung und dem Lernen jüngerer Kinder auseinandergesetzt.
Nach meiner Pensionierung hatte ich dann Zeit, mich mit dem Kind das ich war zu beschäftigen. So entstanden erste Texte über eine Kindheit in Liechtenstein«In den 1950er Jahren. Liechtenstein, damals ein Land im Übergang von einer traditionellen, bäuerlich geprägten Lebensweise in ein Land mit Fabriken und Büros. Nach und nach kamen dann 75 kurze Texte zusammen, die sich zu der Geschichte eines Mädchens verwoben, eines Mädchens, das andere Menschen, seine Umgebung, die Natur mit wachen Augen wahrnimmt. Mit der Zeit werden dem Mädchen Unterschiede bewusst, Unterschiede zwischen ihm und anderen Kindern, Unterschiede zwischen seiner Familie und anderen Familien. Beim Schreiben habe ich versucht, der Wahrnehmung und der Sprache eines Kindes möglichst nahe zu sein. Für Kinder sind Details wichtig, ein Käfer am Stamm eines Baumes ist interessanter, als der ganze Baum. Kinder erleben die Realität in einzelnen Episoden, grössere Zusammenhänge sind noch nicht ihre Sache. Ihre Sprache ist einfach, von Verben und Substantiven geprägt.
Für Momente war mir manchmal während des Schreibens, das Kind das ich war ganz nahe.»
Helena Becker, Werklehrerin & Künstlerin, liess sich gewinnen, eine Reihe von Papierschnitten eigens für «Klaräpfel» zu fertigen. Eine Auswahl der Originalpapierstchnitte zeigt sie hier im Literaturhaus.
Patricia Büchel geboren 1948 in Vaduz FL, Heilpädagogin, Psychologin, Autorin. Patricia Büchel arbeitete als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Bildungsdirektion des Kantons Zürich und die für die EDk. Sie publizierte mehrere Lehrmittel für Kindergärten und Unterstufe sowie ein Buch über alte engagierte Frauen. Patricia Büchel lebt seit 1971 in Zürich.
© Ayse YavasIsolde Schaad
Das Schweigen der Agenda»Isolde Schaads Respektlosigkeiten sind erfrischend, ihre Formulierungen zuweilen so brilliant, dass sie wie Laserstrahlen blanke Gerippe freilegen.«Neue Erzählungen von Isolde Schaad
«Auch eine Jugendrevolte bleibt nicht ewig jung, die Revolutionärinnen beginnen die Haare zu färben, dann hören sie damit wieder auf und beugen sich über ihre Patientenverfügung. Sie sitzen am Fenster und schauen von oben auf das Leben, das nicht mehr ihres ist. Es findet in weißen Turnschuhen statt, mit bloßen Knöcheln in überlangen Mänteln, Jogging-Dresses und Strickmützen.
Seit Jahrzehnten wirft Isolde Schaad ihr Argusauge auf die akuten gesellschaftlichen Vorgänge, ihre eigene Generation eingeschlossen. Ein satirisches Auge, wenn die Bürogemeinschaft, die über vollen Aschenbechern den Journalismus revolutioniert, dann in die Falle der eigenen Fantasie tappt. In kaltem Licht erscheint der frühe Tod der Jahrhundertkünstlerin Sophie Taeuber-Arp, wenn ein lokales MeToo-Komitee ihn als Kriminalfall aufrollt. Ob nun eine ältere Dame am Grab der besten Freundin um die ausbleibenden Tränen bittet oder überm Ozean ein berühmter Großschriftsteller den ersten Tag nach dem Schreiben begeht, immer erfrischt das Erzählen von Isolde Schaad mit maliziösem Humor und menschenfreundlicher Ironie. Und dazwischen funkt als Warnung vor der ausbleibenden Genderkorrektheit die allerneueste Auflage des Großen Duden.»
Isolde Schaad
Isolde Schaad, geboren 1944 in Schaffhausen, lebt seit 1967 in Zürich und gehört zu den namhaften Schweizer Autorinnen der 68er Generation. Ihre Spezialität ist die kritische Gesellschaftsbetrachtung, die sie mit Scharfsinn, Humor und hohem sprachlichen Können der nahen und fernen Umgebung widmet. Schon ihre Buchtitel zeugen davon: «Knowhow am Kilimandscharo», erschien 1984 und wurde vom heissen Eisen zum Ethnoklassiker. 1986 folgte die «Zürcher Constipation», 1989 «KüsschenTschüss», die beide zu helvetischen Bestsellern wurden. «Body & Sofa», die Erzählungen aus der Kaufkraftklasse, 1994, «Mein Text so blau» 1997, dann der Roman «Keiner wars» 2001, der den Schillerpreis der ZKB erhielt, sowie die Porträtsammlung «Vom Einen. Literatur und Geschlecht», 2004. Es folgten der Roman «Robinson & Julia», 2010, dann die Erzählungsbände «Am Äquator», 2014, sowie « Giacometti hinkt», 2019, von der Presse mit grosser Anerkennung bedacht.
José Membrive und Eva Noroña
Präsentiert von Mundo LatinoMundo Latino lädt zusammen mit dem Literaturhaus zu den Lesungen von José Membrive und Eva Noroña ein.Der spanische Autor José Membrive liest aus seinem Buch El Homo Transcendente. Es handelt um eine tiefgründige Reflexion über die conditio humana und ist zugleich ein Vorschlag zur individuellen und gesellschaftlichen Erneuerung. Seine These konzentriert sich auf den Zusammenbruch der Dualität und den inneren Zusammenbruch, der die heutige Zivilisation kennzeichnet. Der Homo sapiens ist im Begriff zu verschwinden, er ist Opfer seiner Widersprüche zwischen dem Körperlichen und dem Psychischen. Indem der Essay an die aus der Kunst abgeleiteten Werte (Ethik, Leidenschaft und Ästhetik) und an die Suche nach innerer Kohärenz als Mittel zur Stärkung appelliert, legt er den Grundstein für eine neue Weltanschauung, die die Allianz zwischen Instinkt und neuer Moral begünstigt. Auf der Grundlage dieser inneren Authentizität gewinnen wir nicht nur den Sinn und die Freude am Leben zurück, sondern schaffen auch die Grundlage für eine neue Art und Weise, Güter zu produzieren, zu lieben und miteinander in Beziehung zu treten. Vom Bankwesen bis zur Religion, von den Urtrieben bis zur Mystik – dieser Essay ist eine Revolution.
Die in Mexiko geborene Autorin Eva Noroña präsentiert ihr neues Werk mit dem Namen Tod innerhalb der heiligen Mauer. Der Roman, welcher von Gabriela Cortés gelesen wird, erzählt von einem Pilger namens Cornelius. Der Pilger hat eine dunkle Vergangenheit und kommt in ein Kloster in der Schweiz, um an einer Einkehr teilzunehmen. Der Bruder Jonathan ist die einzige Person, die er kennt, ein Mann, der mit Eifer das Grauen über die Aktivitäten einiger seiner Brüder hütet. Dort lernt er auch Isabel kennen, mit der er eine leidenschaftliche Beziehung eingeht. Der Mord an der Verwalterin Violette und an Bruder Anton führt den Ermittler Mark Alston dazu, die Fakten zu rekonstruieren und in eine Welt voller religiöser und sozialer Erschütterungen innerhalb dieser Mauern des Gebets und der Intrigen einzutauchen.
© Andreas ReibergJudith Hermann
Wir hätten uns alles gesagt»Judith Hermanns Bücher sind unbeirrbare Erkundungen der menschlichen Verhältnisse.« Roman Bucheli, Neue Zürcher ZeitungEine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wahrheit, Erfindung und Geheimnis – Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit.
Wie in ihren Romanen und Erzählungen fängt Judith Hermann ein ganzes Lebensgefühl ein: Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Im Frühjahr 2021 erscheint der Roman »Daheim«, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.
Yevgeniy Breyger
Frieden ohne Krieg"Die Kunst von Yevgeniy Breyger liegt in der Körperlichkeit seiner Gedichte und wie sie sich durch die Sprachregister, die er zieht, vermittelt." Insa Wilke, Die ZEIT
Der Gedichtband "Frieden ohne Krieg" von Yevgeniy Breyger beginnt mit einem tagebuchartigen erzählenden Langgedicht in einfacher mündlicher Sprache, das die Geschichte seiner jüdischen Familie während des Holocausts bis hin zur Flucht aus der Ukraine nach Beginn des russischen Angriffskriegs beschreibt. Dieses und die folgenden zahlreichen Erzählepisoden verbinden dabei stets aktuellste Ereignisse aus dem Krieg mit unmittelbaren Erfahrungen des Dichters und seiner Familie, die damit in Kontext gesetzt werden. Die Gedichte sind hochgradig emotional, privat und autobiographisch.
Es entsteht der Eindruck eines nicht-fiktionalen persönlichen Kriegsjournals, einschließlich der Auseinandersetzung mit den zwei Muttersprachen Deutsch und Russisch, die der hadernde Dichter als russischsprachiger ukrainischer Jude nun als kontaminiert begreift, um im letzten Gedicht doch einen Ausblick auf die Möglichkeit von Glück, Frieden und dem Entwachsen von Neuem aus Altem zu bieten.
2016 erschien sein Debütband flüchtige monde bei kookbooks. Der Band wurde unter die Gedichtbände des Jahres im Literaturhaus Berlin und unter die besten Lyrikdebüts des Jahres im Haus für Poesie ausgewählt.
Seit 2021 Gastdozenturen für Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim und für Literarisches Übersetzen an der Ruhr-Universität Bochum. Gastprofessur am Deutschen Literaturinstitut Leipzig 2023. Jurytätigkeiten für das Treffen Junger Autor*innen und den DAAD.
Yevgeniy Breyger studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim, Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und Curatorial Studies an der Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankfurt am Main.
© Minitta KandlbauerTanja Raich
Schwerer als das LichtRealität und Traum, Gegenwart und Vergangenheit, Licht und Schatten – alles überlagert sich und bald ist nicht mehr klar: Sind es die anderen, oder ist sie sich selbst die größte Bedrohung?Eine Frau lebt auf einer tropischen Insel. Berichtartig gibt sie Auskunft über all die seltsamen Dinge, die passieren. Die Blätter der Bäume färben sich schwarz. Am Ufer liegen tote Fische. Sterne fallen vom Himmel. Und in ihr wächst die Angst vor denen, die im Norden der Insel leben. Sie baut ihr Haus zu einer Festung aus, ständig gefasst auf den Angriff ihrer Feinde.
«Schwerer als das Licht» ist ein Roman, der reich ist an Bildern und Deutungsmöglichkeiten und durch seinen parabelhaften Charakter von den zentralen Gegenpolen des Lebens erzählt: vom Anfang und Ende, von Licht und Schatten, von der Natur und dem Übernatürlichen, Krieg und Frieden, Macht und Ohnmacht, Täter und Opfer. Es ist eine Geschichte der Menschheit und ihres Untergangs, die uns schmerzlich vor Augen führt, was wir verloren haben und was wir noch verlieren werden.
Tanja Raich wurde 1986 in Meran geboren und hat Germanistik und Geschichte studiert. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (Kolik, Lichtungen, Die Rampe u.a.) und Anthologien. Verschiedene Preise und Stipendien, u.a. 2. Platz beim Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb 2015, Finalistin beim 20. MDR-Literaturwettbewerb, Rom-Stipendium des Bundeskanzleramtes Österreich, Exil-Literaturpreis 2014. Tanja Raich lebt in Wien.
© Philippe MatsasNora Wagener
"Larven" und "Was habe ich verpasst"Nora Wagener ist Autorin von Romanen und Kurzgeschichten, in denen sich ein intimer Schreibstil in feingearbeiteten Miniaturen hochsensibler Charaktere entfaltet.
Ein neues Stipendienprogramm hat Nora Wagener derzeit nach Balzers geführt, wo sie an ihrem nächsten Buch arbeitet. Heute Abend wird sie aus ihren beiden letzten Kurzgeschichtebänden "Larven" und "Was habe ich verpasst" vorlesen.
Nora Wagener, 1989 in Luxemburg geboren, arbeitet seit über zehn Jahren als freie Autorin. Sie hat mehrere Kurzgeschichtenbände, Erzählungen und Romane auf Deutsch veröffentlicht, sowie ein Kinderbuch auf Luxemburgisch. Für ihre literarischen Werke erhielt sie bereits mehrere Auszeichnungen, darunter den Manfred-Maurer Literaturpreis, den Hans-Bernhard-Schiff Förderpreis und den Prix Servais, der das beste Buch des Jahres in Luxemburg prämiert. 2014 wurde sie mit dem Prix arts et lettres des Institut Grand-Ducal ausgezeichnet. 2015 nahm sie an Autorenresidenzen in Ventspils (Lettland) und Berlin teil. 2017 erhielt Nora Wagener den Prix Servais für Larven. 2022 ist sie Stipendiatin der Autorenresidenz LCB & Bourse Bicherfrënn.
Klara Frick
AquarellzeichnungenKlara Frick, * 1991, lebt und arbeitet in Liechtenstein und der Schweiz. Vorkurs in Nendeln, Studium an der Hochschule für Gestaltung in Basel, Faculdade de Belas-Artes Lisboa und Hochschule der Künste in ZürichDie Aquarellzeichnung begleitet mich durch dieses Jahr. Ich wollte gehen und beobachtend zeichnen. Die Wege entdichten und verdichten. Ich wollte nachdenken über Formen, Geräusche und Situationen, die mir während dem Reisen begegneten und das, was sie mir über mich und das um mich, erzählten. Zeichnungen von Arraiolos, Portugal nach Santiago, Galizien.
Ich arbeite mit Keramik und Aquarell, beide Techniken, brauchen Wasser, damit sie in der Bearbeitung eine Form annehmen können. Dieses fliessende Bewegen, Suchen und in eine Form bringen, finde ich so spannend daran.
Präsentation Jahrbuch
Fort / Schreiben ... in memoriam Rainer NägeleDas Jahrbuch 17 des Literaturhauses Liechtensteins ist Rainer Nägele gewidmet, der am 12. Mai 2022 aus fast heiterem Himmel verstorben ist. Mit einer Reihe von Texten unterschiedlicher Tonlagen möchten wir – fachlich und persönlich – an sein Wirken, sein Lesen, sein Schreiben und seine Schriften erinnern.Einige Beiträge wurden bereits im Herbst 2022 im Rahmen eines von Paul North organisierten Memorials an der Yale University in englischer Sprache vorge lesen. Unter dem Titel Celebrating the Life of Rainer Nägele versammelten sich Freund:innen, Kolleg:innen und Schüler:innen aus den USA und aus Europa.
Die Überschrift des Jahrbuchs fort/schreiben. in memoriam Rainer Nägele (1943–2022) ist einerseits ein Echo auf das fort/da seiner topobiographien (2005), das für ihn als ‹Wanderer› zwischen den Kontinenten zu einer prägen den Figur wurde. Andererseits oszilliert das fort zwischen den Bedeutungen weg und weiter. Im Gedenken an Rainer Nägele, der nicht mehr da ist, schreiben die Beiträger:innen dieses Bandes fort und weiter. Um dieses Fortschreiben symbolisch zu verbildlichen, wurden sowohl an der Trauerfeier in Liechten stein wie auch beim Memorial an der Yale Carand'AcheBleistifte – es handelt sich um die Bleistifte, mit denen an Liechtensteiner und Schweizer Schulen die ersten Schreibübungen gemacht werden –, an die Anwesenden verteilt. Dies wiederum in Anlehnung an eine Passage aus fort/da, in der Rainer Nägele Tod und Schreiben zusammendenkt (linke Seite). Diese Verknüpfung zwischen Tod und (Weiter)Schreiben aufnehmend, haben wir uns entschieden, auf dem Buchumschlag einen Carand'AcheBleistift abzubilden.
© Onorio MansuttiAlain Claude Sulzer
DoppellebenEin grandioser Roman über die letzten Jahre der zwillingsgleich lebenden Brüder Goncourt und das Doppelleben ihrer Haushälterin, inmitten von Glanz und Elend im Paris zu Zeiten Napoleons III.Der Roman nimmt uns mit zu Jules und Edmond de Goncourt, die alles teilten: das Haus, die Gedanken, die Arbeit, die Geliebte. Zu zweit gingen sie zum Treffen mit Flaubert, Zola und anderen Künstlern ins Palais der Cousine des Kaisers, in Ausstellungen und zu Restaurantbesuchen mit Freunden und Bekannten. Und danach lästerten sie ab über alle, die sie getroffen hatten, im geheimen Tagebuch, das sie gemeinsam führten. Berühmt-berüchtigt waren sie für ihren Blick, dem angeblich nichts entging, und ihre spitze Feder, die alles notierte. Bis Jules unheilbar erkrankte …
Ein packendes Epochengemälde in Lebensläufen, die gegensätzlicher kaum sein können.
Alain Claude Sulzers Durchbruch auf der internationalen literarischen Bühne erfolgte 2004 mit dem Roman «Ein perfekter Kellner», der, wie auch «Annas Maske» (2001) und «Privatstunden» (2007) im Zürcher Verlag «Edition Epoca» erschien und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. 2008 wurde er dafür in Paris mit dem renommierten Prix Médicis étranger ausgezeichnet. Im selben Jahr erschien sein Roman «Zur falschen Zeit» im Berliner Verlag Galiani, in dem auch die Romane «Aus den Fugen» (2012) und «Postskriptum» (2015) erschienen. Letzte Veröffentlichungen: «Die Jugend ist ein fremdes Land» (2017), die Romane «Unhaltbare Zustände» (2019) und «Doppelleben» (2022).
Fachtagung II
Was wäre Literaturwissenschaft +-x: Liechtenstein? 23. + 24. Juni 2023Lesen lernen an den Rändern, von den Rändern.
Wenn literarisches Schreiben eines ist, das «mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Schreibens überhaupt laboriert» (Sandro Zanetti), sind Autor:innen Leser:innen.Liesse sich eine Philologie einer «kleinen Literatur» verfechten? Vermöchte eine Gemeinschaft von gründlich Lesenden eine Philologie zu begründen? Was wäre eine Wissenschaft vom Lesen, D.O.C. Liechtenstein? Was setzt sie voraus? Wie und wo und wohin wäre die Kulturtechnik des Lesens zu erweitern? Was wäre Literatur von Liechtenstein betrachtet in einer zu schaffenden Warte des Lesens? Liesse sich der allgemeinen Literaturwissenschaft eine Philologie des Grenzfalls aufpfropfen? Den Forschungszweig betreiben in einem Netzwerk von Universitäten?
Programm
Freitag, 23. / 24. Juni 2023
Vorträge von Margrit Vogt, Jan Söffner, Peter Gilgen, Roy Sommer, Sabine Haupt, Simon Ganahl, Karina Frick.
© Melanie GrandeFeridun Zaimoglu ABGESAGT
Die Geschichte der FrauFeridun Zaimoglus Roman «Die Geschichte der Frau» verleiht in zehn Kapiteln ausserordentlichen und doch verleugneten und stummen Frauen aus Mythologie, Literatur und Geschichte vom Zeitalter der Heroen bis in die Gegenwart in einer je eigens für sie komponierten Kunstsprache Ausdruck.Tilmann Spreckelsen attestiert Zaimoglu Originalität in der Auswahl seiner Figuren, die von Moses Frau Zippora über Antigone, Judith, Brunhild, der in Wittenberg als Hexe verbrannten Prista Frübottin, Lore Lay, Liesette Bielstein, der Kieler Trümmerfrau Hildrun Tillmanns, der West-Berliner Gastarbeiterin Leyla bis zu Valerie Solanas reicht. Diese vielstimmige, alternative Weltgeschichte ist Feridun Zaimoglus Bekenntnis zur Notwendigkeit einer neuen Menschheitserzählung aus der Sicht der Frauen.
Feridun Zaimoglu, geb. 1964 in Boglu in Anatolien, studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel. Er ist Schriftsteller, Theater- und Drehbuchautor und verfasste Bestseller wie Kanak Sprak, Koppstoff etc. Als bildender Künstler und Kurator führte er in der Kunsthalle Wien 2005 eine Fahneninstallation unter dem Titel «Kanak Attack. Die dritte Türkenbelagerung» durch. Zaimoglu schreibt zudem als freier Journalist Literaturkritiken und Essays u. a. für Die Zeit, Die Welt und den Tagesspiegel. 1999/2000 war er Theaterdichter am Nationaltheater Mannheim und im Sommersemester 2004 Gastdozent an der Freien Universität Berlin. Für sein literarisches Schaffen erhält Feridun Zaimoglu unzählige Literatur- und Drehbuchpreise, seine Werke werden von mehreren Theaterproduktionen adaptiert (Kanak Sprak) und verfilmt, z. B. Abschaum – Die wahre Geschichte von Ertan Ongun (2000).
© SchreibkomplizenSchreibkomplizen
Literarisches Schreiben mit Rainer Weiss & Uwe SchneiderDer dreitägige Workshop mit den Schreibkomplizen Rainer Weiss und Uwe Schneider kann nun doch stattfinden, und sie freuen sich, fortgeschrittene Schreibende jeden Alters bei der Weiterentwicklung ihres literarischen Schreibens zu unterstützen. Vom Freitag, 16. Juni, bis Sonntag, 18. Juni 2023.
Freitag, 16. Juni 2023, 14 bis 17 Uhr
Samstag, 17. Juni 2023, 10 bis 13 Uhr / 15 bis 18 Uhr
Sonntag, 18. Juni 2023, 10 bis 12 Uhr / 13 bis 15 Uhr
Von Rainer Weiss wird gesagt, er habe das Zeug, aus einem Manuskript ein Buch zu machen. Denn er habe Respekt. Nicht allein vor dem geschriebenen Wort, sondern und allem voran vor jedwedem Talent und den schöpferischen Mühen an sich. Doch hexen kann auch er nicht. Aber Rainer Weiss erkennt, was in einem Text steckt, legt gleichermassen dessen Stärken wie Schwächen frei. Und schlägt vor, wie sich ein Text stimmiger, satter, spannender – kurz: noch besser gestalten lässt. Das Augenmerk von Uwe Schneider liegt auf der Idee eines Textes, dessen Storyline und Atmosphäre. Der eine bleibt nah dran am Geschriebenen, der andere tritt einen Schritt zurück, nimmt die Position des neugierigen Lesers ein. Vertrauen Sie Ihren Text gleich zwei Schreibkomplizen an. Und diskutieren Sie mit ihnen!
Die Schule Schreibkomplizen wendet sich an fortgeschrittene Schreibende jeden Alters, die für ihr Erzählen das richtige «Format» suchen oder einfach nur den Austausch mit Profis wünschen. Auf Augenhöhe. Der Fokus richtet sich auf das Schreiben von Prosa (also von Romanen, Erzählungen oder Kurzgeschichten). Die Lehrenden konzentrieren sich auf die Stärkung der Stärken jedes und jeder Einzelnen und die weiteren Schritte ihres und seines Schreibens.
Rainer Weiss, geb. 1949 in Karlsruhe, Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte, Promotion bei Ernesto Grassi. Danach Mitarbeit beim «centro di studi filosofici e umanistici» in München. 1978 Eintritt in den Piper Verlag als Werbeleiter, dann Lektor. 1985–2006 Lektor im Suhrkamp Verlag, Pressesprecher, Leiter des Jüdischen Verlags, Programmgeschäftsführer Suhrkamp und Insel. Nach 2006 Publizist, Dozent, freier Lektor, 2008–2017 Verleger des Verlags weissbooks.w in Frankfurt. Zahlreiche Veröffentlichungen und Herausgeberschaften. 2021 Gründung der Edition W sowie, mit Uwe Schneider, der Schreibschule «Schreibkomplizen».
Uwe Schneider, geboren 1957 in Ludwigsburg. Studium Grafik-Design an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Tätigkeiten unterschiedlichster Reputation. Arbeit als freier Texter und Creative Director. Schließlich Gründer und Kompagnon einer Kommunikationsagentur. Seit 2017 freier Berater für Marken, seit kurzem auch Dozent für Werbetext. Im Frühjahr 2021 Gründungsmitglied der «Schreibkomplizen», einer Schule für literarisches Schreiben. Reisen als Korrektiv. Schreiben als Glück.
Der Kurs findet im Literaturhaus Liechtenstein, Poststrasse 27, 9494 Schaan, statt.
Kursgebühr pro Person: CHF 298.– / EUR 305.–
Anmeldung: NUR ÜBER www.schreibkomplizen.net
© Christoph MukherjeeMoritz Baßler
Populärer Realismus: Vom internationalen Style gegenwärtigen ErzählensDer Germanistikprofessor Moritz Baßler diskutiert die Frage «Was ist oder was charakterisiert Gegenwartsliteratur?», thematisiert den veränderten Status der Literatur in der aktuellen Markt- und Mediengesellschaft und bietet mit seiner Studie orientierende Überblicke im unübersichtlichen Feld gegenwärtiger Literatur.Zur Erläuterung der Frage «Was ist oder was charakterisiert Gegenwartsliteratur?» eruiert Moritz Baßler in seiner Studie «Populärer Realismus: Vom internationalen Style gegenwärtigen Erzählens» Kriterien erfolgreichen gegenwärtigen Erzählens vorwiegend in deutschsprachigen Romanen mit einem Seitenblick auf Fantasy und neue Qualitäts-TV-Serien. Leichte Lesbarkeit, routinierte Plots und eingängige Texte ohne Neuland zu betreten sind seines Erachtens Kennzeichen für die erfolgreiche Gegenwartsliteratur, die er als international prägenden Stil des «populären Realismus» bezeichnet. Der International Style lädt seine Lesbarkeit mit Bedeutsamkeit auf, um dem Anspruch der Leser auf Teilhabe an Hochkultur oder Kunst über blosse Unterhaltung hinaus gerecht zu werden. Umberto Eco bezeichnet das Spannungsverhältnis zwischen leichter Form und schwerem Anspruch als «Midcult». Moritz Baßler diskutiert, ob oder inwiefern «Midcult» als Charakteristikum für Gegenwartsliteratur bezeichnet werden kann.
Prof. Dr. Moritz Baßler, geb. 1962, Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Münster. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in Kiel, Tübingen und Berkeley, promovierte er 1993 bei Gotthart Wunberg in Tübingen und arbeitete als Redaktor des Reallexikons der deutschen Literaturwissenschaft. Seine Habilitation erlangte er 2003 mit der Schrift Die kulturpoetische Funktion und das Archiv. Bis 2005 war er als Professor of Literature an der International University Bremen tätig. Zahlreiche Publikationen mit den Schwerpunkten Realismus, Literatur der Klassischen Moderne, Literaturtheorie, Deutsche Erzählprosa 1850–1950, Gegenwartsliteratur, Popkultur und Pop-Musik. Moritz Baßler ist Mitbegründer der Zeitschrift POP – Kultur und Kritik.
© Lukas BreuerDaniela Egger
Vorlesetag 24. Mai 2023Wir begehen den 1. Liechtensteiner Vorlesetag 2023 mit einer Lesung von Daniela Egger, am Morgen um 8.30 mit dem Text DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE vor Schulklassen, am Abend vor Erwachsenen mit dem Text DER MEDITIERENDE MÖRDER.
Daniela Egger
Geboren 1967 in Hohenems. Absolvierte die Modeschule Hetzendorf in Wien, flog fünf Jahre lang als Flight Attendant auf dem Privatflugzeug eines arabischen Sheikhs um die Welt und absolvierte als Stipendiatin die Drehbuchwerkstatt München, Hochschule für Fernsehen und Film. Sie war Mitgründerin und -herausgeberin der Literaturzeitschrift miromente und ist Obfrau von literatur.ist Sie schreibt Drehbücher, Theaterstücke, Hörspiele und Erzählungen und lebt in Bregenz.
© Linda CastratiAnna Rosenwasser
Rosa BuchDie versammelten Texte von Anna Rosenwasser sind oft Alltagssituationen und Erfahrungen bei denen einem hier und da ein schmunzeln über die Lippen zieht, was nicht nur an den Einflüssen von Dialektworten liegt, die das Ganze noch authentischer werden lassen.Für manche ist LGBTQ ein überflüssiger Trend, andere verstehen den Ausdruck nicht. Viele Menschen wiederum sind in diesen Buchstaben zu Hause – Anna Rosenwasser ist eine von ihnen. Die bisexuelle Schweizerin mit jüdischen Wurzeln schreibt über Geschlecht und Anziehung in überraschenden Texten. Sie schreibt nicht nur für diejenigen, die längst wissen, dass sie queer sind, sondern auch für alle, denen dieses Wort neu – und, wer weiß, vielleicht mittelsympathisch – ist. Das Rosa Buch beleuchtet Identitäten außerhalb der Norm mit einem zuversichtlichen, liebevollen Blick, ist durchaus auch mal »hässig« über Ungerechtigkeit, begegnet aber allem mit Neugier und Humor. Und immer wieder setzt sich die Autorin auch mit ihren jüdischen Wurzeln auseinander.
Wie reagiert man am besten auf ein Coming-out? Ist ein Mensch jemals zu jung oder zu alt dafür? Gibt es Bisexuelle tatsächlich? Und was hätten wir über Lesbensex wirklich lernen sollen? Rosenwassers Texte entspringen keinem Lehrbuch, sondern einem Alltag unter Menschen, die Tabus mit Lust auflösen und ihre eigene Vielfalt feiern. Dahinter stecken politischer Widerstand gegen herrschende Normen und die Liebe, dazuzulernen, ohne Angst zu haben vor Fehlern.
Anna Rosenwasser, 1990 in Schaffhausen geboren, lebt in Zürich. Die LGBTQ-Aktivistin und Politinfluencerin hat Journalismus und Politikwissenschaft studiert und arbeitet seit 2008 als Journalistin. 2017 übernahm sie die Geschäftsführung der Lesbenorganisation Schweiz. In ihrer Heimat Schaffhausen gründete sie den queeren Jugendtreff AnderSH mit und engagierte sich zudem im Vorstand der LGBTQ-Jugendorganisation Milchjugend. Heute spricht und schreibt sie beruflich über Geschlecht und Anziehung. Ihr Kanal auf Instagram gehört zu den meistbeachteten aktivistischen Kanälen der Deutschschweiz.
© Ayşe YavaşAnna Ospelt
Frühe PflanzungAnna Ospelt lebt als freischaffende Autorin und Literaturvermittlerin in Vaduz. Ihr zweites Buch beim Limmat Verlag, «Frühe Pflanzung», ist eine feinfühlige Untersuchung von Elternschaft und eine eigenwillige Auslegeordnung von Naturbeobachtungen.Ein Setzling wird in die Erde gepflanzt, man giesst vorsichtig und wartet. Ein Kind wächst während der Schwangerschaft im Bauch der Mutter heran und kommt zur Welt. Diese elementaren Vorgänge beschreibt Anna Ospelt in ihrer unnachahmlich poetischen Weise. Erkundungen zum Kind, zum Garten, zu den Bäumen und Vögeln verflechten sich zu einem starken Text über den Beginn des Lebens. Und immer ist die gesellschaftliche Frage präsent: Was bedeutet Mutter werden heute für eine Frau, ihre Arbeit, im Fall der Autorin: ihr Schreiben? «Frühe Pflanzung» ist eine feinfühlige Untersuchung von Elternschaft und eine eigenwillige Auslegeordnung von Naturbeobachtungen.
Anna Ospelt, geboren 1987 in Vaduz. Studium der Soziologie, Medien- und Erziehungswissenschaften in Basel. Anna Ospelt publiziert seit 2011 Kurzgeschichten und Lyrik in Literaturmagazinen und Anthologien. Für ihr literarisches Debüt«Wurzelstudien» erhielt Anna Ospelt ein Stipendium der Stiftung Nantesbuch im Rahmen des Deutschen Preises für Nature Writing und war Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin. Zudem war sie für den Clemens Brentano Preis der Stadt Heidelberg nominiert. Anna Ospelt lebt als freischaffende Autorin und Literaturvermittlerin in Vaduz, Liechtenstein.
© Charlotte TrollLena Gorelik
Wer wir sindIm autobiografischen Roman «Wer wir sind» thematisiert Lena Gorelik die Herausforderungen der Auswanderung einer Elfjährigen mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Großmutter aus St. Petersburg nach Ludwigsburg.Zu den erschwerenden Umständen bei der Ankunft im Zielland Deutschland zählen nicht nur die zahlreichen Zurückgelassenen (Freunde), Erinnerungen an Familienmitglieder (Opa) und die Verluste (wie materielle Dinge und stärker noch Gewohnheiten und Rituale), sondern Orientierungslosigkeit, das Gefühl der Einsamkeit, das Erlernen der deutschen Fremdsprache und nicht zuletzt das Mobbing, das das elfjährige Flüchtlingskind aufgrund seiner «irritierenden» Aussprache erfährt. Mit faszinierender Offenheit berührt Gorelik Themen psychischer Verletzungen und Demütigungen einhergehend mit Schamgefühlen. Der Beginn eines neuen Lebens und die Integration im Zielland Deutschland gestalten sich harzig und gelingen den Familienmitgliedern unterschiedlich gut: Insbesondere die Eltern erfasst russische Nostalgie. Dementsprechend deuten die Familienmitglieder die neu erlangte «Freiheit» divergent und schwanken zwischen Eigensinn und Anpassung, dem Gefühl des Fremdseins und dem Finden neuer Identität.
Lena Gorelik, geb. 1981 in Leningrad, studierte an der deutschen Journalistenschule in München und absolvierte anschliessend den Masterstudiengang Osteuropastudien an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie veröffentlicht literarische Werke, wissenschaftliche Texte und Reiseliteratur, verfasst Beiträge für Deutschlandradio Kultur, die Süddeutsche Zeitung, die ZEIT, das Magazin des schweizerischen Tagesanzeigers und erhält für ihr künstlerisches Schaffen zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2022 den Literaturpreis «Text und Sprache» sowie die Poetikdozentur NEUE Deutsche Literatur der Leibniz Universität Hannover und des Literaturhauses Hannover.
© Gaëtan Bally, Suhrkamp VerlagMelinda Nadj Abonji
liest aus «Schildkrötensoldaten» u.a.Vom sanften Widerstand der Phantasie erzählt Melinda Nadj Abonji in einer schwingenden, musikalischen Sprache und in eindringlichen, die Kraft des vogelwilden Denkens beschwörenden Bildern.Zoltán Kertész, blauäugiger Sohn eines «Halbzigeuners» und einer Tagelöhnerin, ist der Aussenseiter in einem kleinen Ort in Serbien. Als Kind ist er dem Vater vom Motorrad gefallen, und der Bäcker, dem er die Mehlsäcke nicht schnell genug schleppte, hat ihm den Kopf blutig geschlagen. Seither hat er das «Schläfenflattern», sitzt am liebsten in seiner Scheune und löst Kreuzworträtsel. Als 1991 der jugoslawische Bürgerkrieg ausbricht, soll der «Taugenichts» in der Volksarmee zuerst zum Mann und dann zum Helden werden. Aber Zoltán passt auch dort nicht ins System. Als sein einziger Freund bei einem Trainingsmarsch in der Folge sinnloser Schleiferei tot zusammenbricht, verweigert sich Zoltán endgültig einer Ordnung, die alle Macht dem Stärkeren zugesteht.
Melinda Nadj Abonji wurde 1968 in Becsej, Serbien, geboren. Anfang der siebziger Jahre übersiedelte sie mit ihrer Familie in die Schweiz. Sie lebt als Schriftstellerin und Musikerin in Zürich. Für ihren Roman Tauben fliegen auf erhielt sie 2010 sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis. Weiters den Erich Fried Preis 2022, den Wortmeldungen-Literaturpreis 2021 (Shortlist) und den ZKB Schillerpreis 2018.
Franco Supino
Spurlos in NeapelWas wäre in Neapel aus ihm geworden, in der Stadt seiner Eltern? Als Kind plagte ihn die Angst, die Schweiz und alle seine Freunde verlassen zu müssen. Darum war es für ihn wie eine Befreiung, als 1980 in Süditalien die Erde bebte und innerhalb von neunzig Sekunden die Rückkehrpläne der Eltern in Schutt und Asche lagen.Nach dem Tod des Vaters, viele Jahre später, begibt sich der Erzähler auf Spurensuche nach Neapel, eine Stadt, deren Sprache er spricht, deren Gesetze ihm aber fremd sind. Unter den vielen Geschichten, die er hier hört, lässt ihn eine nicht mehr los, die Geschichte von Antonio Esposito: ein gestohlenes Migrantenkind aus Westafrika, das in eine Camorrafamilie aufgenommen wurde, eine kriminelle Karriere machte und dann spurlos verschwand.
Was ist aus diesem Antonio geworden? Ist er tot? Hat er eine neue Identität angenommen? Oder ist er untergetaucht im hoffnungslos überfüllten Castel Volturno, als Namenloser unter Tausenden von afrikanischen Migranten?
»Franco Supino ist ein Wandler zwischen zwei Welten. Er ist sehr zu Hause in Solothurn, der hübschesten Kleinstadt der Schweiz – und doch voller Sehnsucht nach seiner alten Heimat Neapel, wo die Camorra die Strasse beherrscht, die Nonna in der Küche Orecchiette zubereitet und tief aus dem Boden das Grollen des mächtigen Vesuvs emporsteigt.«
ALEX CAPUS
Franco Supino, 1965 geboren in Solothurn, wuchs als Kind italienischer Eltern zweisprachig auf. Er studierte in Zürich und Florenz Germanistik und Romanistik. Supino ist Dozent an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz und freier Autor. Sein erster Roman Musica Leggera erschien 1995. Es folgten fünf weitere Romane, in denen Supino die eigene Migrationsgeschichte und verschiedene Künstlerbiografien erzählerisch erforscht. In den letzten zehn Jahren hat er sich vermehrt der Kinder- und Jugendliteratur zugewandt. Supino lebt mit seiner Familie in Solothurn.
© Stefan Altenburger - AusstellungsansichtBösch. Fiedler. Ospelt.
«es brennt wia hundert hasa»Gabriele Bösch. Heike Fiedler. Mathias Ospelt.
Kunst schreiben und sprechen.Im Kontext der Ausstellung «Candida Höfer. Liechtenstein. Im Dialog mit den Sammlungen des Kunstmuseum Liechtenstein und der Hilti Art Foundation» (30.9.2022 bis 10.4.2023) lesen drei Autor:innen Texte zu Werken der Ausstellung zwischen 18 und 23 Uhr im Kunstmuseum Liechtenstein. (siehe: https://kunstmuseum.li/index.php?page=18&vid=2838&lan=de#v2838)
Das Projekt ist eine Kooperation von Literaturhaus und Kunstmuseum Liechtenstein.
Levin Westermann
bezüglich der schattenLevin Westermann veröffentlichte sein Lyrikdebüt «unbekannt verzogen» 2012, es folgten «Zwetajewa» (2017) und «bezüglich der schatten» (2019). 2020 wird er mit dem renommierten Clemens-Brentano-Preis ausgezeichnet. Für seinen Lyrikband «bezüglich der schatten» erhielt er den Schweizer Literaturpreis 2021. 2022 Deutscher Preis für Nature Writing.Das Schreiben ist immer ein Gespräch. Es überwindet die Grenzen von Raum und Zeit und ermöglicht die Kommunikation mit denen, die waren, und denen, die noch kommen werden. Vergraben in den Texten warten die Stimmen, die Levin Westermann in farbe komma dunkel freilegt, Schicht für Schicht, um ihre Gedanken zu vernehmen – und ihnen dann zu antworten, seine eigene Stimme dem Chor des endlosen Gesprächs hinzuzufügen. Denn das Schreiben ist immer auch ein Überschreiben. Literatur ist Palimpsest. Und alles ist verbunden, im Text und in der Welt. Kein Lebewesen existiert für sich allein, und kein Text entsteht aus dem Nichts. Die Katze, der Igel, der Waldbrand, Paris: Alles ist wichtig und Ausdruck der Welt. Die Sonne, sie scheint auf die Welt. «die sonne ihre strahlen / wie ein feind.»
© SchreibkomplizenABGESAGT! Schreibkomplizen
Literarisches Schreiben mit Rainer Weiss & Uwe SchneiderWEGEN KRANKHEITSFALL ABGESAGT!
Der dreitägige Workshop mit den Schreibkomplizen Rainer Weiss und Uwe Schneider findet leider nicht statt.
Donnerstag, 16. März 2023, 13 bis 16 Uhr
Freitag, 17. März 2023, 10 bis 18 Uhr (Mittagspause von 13 bis 15 Uhr)
Samstag, 18. März 2023, 10 bis 15 Uhr (Mittagspause von 12 bis 13 Uhr)
Von Rainer Weiss wird gesagt, er habe das Zeug, aus einem Manuskript ein Buch zu machen. Denn er habe Respekt. Nicht allein vor dem geschriebenen Wort, sondern und allem voran vor jedwedem Talent und den schöpferischen Mühen an sich. Doch hexen kann auch er nicht. Aber Rainer Weiss erkennt, was in einem Text steckt, legt gleichermassen dessen Stärken wie Schwächen frei. Und schlägt vor, wie sich ein Text stimmiger, satter, spannender – kurz: noch besser gestalten lässt. Das Augenmerk von Uwe Schneider liegt auf der Idee eines Textes, dessen Storyline und Atmosphäre. Der eine bleibt nah dran am Geschriebenen, der andere tritt einen Schritt zurück, nimmt die Position des neugierigen Lesers ein. Vertrauen Sie Ihren Text gleich zwei Schreibkomplizen an. Und diskutieren Sie mit ihnen!
Die Schule Schreibkomplizen wendet sich an fortgeschrittene Schreibende jeden Alters, die für ihr Erzählen das richtige «Format» suchen oder einfach nur den Austausch mit Profis wünschen. Auf Augenhöhe. Der Fokus richtet sich auf das Schreiben von Prosa (also von Romanen, Erzählungen oder Kurzgeschichten). Die Lehrenden konzentrieren sich auf die Stärkung der Stärken jedes und jeder Einzelnen und die weiteren Schritte ihres und seines Schreibens.
Rainer Weiss, geb. 1949 in Karlsruhe, Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte, Promotion bei Ernesto Grassi. Danach Mitarbeit beim «centro di studi filosofici e umanistici» in München. 1978 Eintritt in den Piper Verlag als Werbeleiter, dann Lektor. 1985–2006 Lektor im Suhrkamp Verlag, Pressesprecher, Leiter des Jüdischen Verlags, Programmgeschäftsführer Suhrkamp und Insel. Nach 2006 Publizist, Dozent, freier Lektor, 2008–2017 Verleger des Verlags weissbooks.w in Frankfurt. Zahlreiche Veröffentlichungen und Herausgeberschaften. 2021 Gründung der Edition W sowie, mit Uwe Schneider, der Schreibschule «Schreibkomplizen».
Uwe Schneider, geboren 1957 in Ludwigsburg. Studium Grafik-Design an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Tätigkeiten unterschiedlichster Reputation. Arbeit als freier Texter und Creative Director. Schließlich Gründer und Kompagnon einer Kommunikationsagentur. Seit 2017 freier Berater für Marken, seit kurzem auch Dozent für Werbetext. Im Frühjahr 2021 Gründungsmitglied der «Schreibkomplizen», einer Schule für literarisches Schreiben. Reisen als Korrektiv. Schreiben als Glück.
Der Kurs findet im Literaturhaus Liechtenstein, Poststrasse 27, 9494 Schaan, statt.
Kursgebühr pro Person: CHF 298.– / EUR 305.–
Anmeldung: NUR ÜBER www.schreibkomplizen.net
© Margret WeberErnst Strouhal
Vier SchwesternErnst Strouhal erzählt eine grosse Wiener Familiengeschichte des 20. Jahrhunderts. Gerda, Friedl, Ilse und Susanne waren die Töchter von «Benedikt-Sohn» und Enkelinnen von Moriz Benedikt, dem berühmten Herausgeber der mächtigen «Neuen Freien Presse», gegen die Karl Kraus heftig polemisierte. Der «Anschluss» machte dem privilegierten Dasein ein EndeGerda, Friedl, Ilse und Susanne waren die Töchter von «Benedikt-Sohn» und Enkelinnen von Moriz Benedikt, dem berühmten Herausgeber der mächtigen «Neuen Freien Presse», gegen die Karl Kraus heftig polemisierte. In unmittelbarer Nachbarschaft der Benedikts lebte Elias Canetti, dessen Blicken die Töchter nicht entgingen und von denen er sich in den Salon einladen liess. Der «Anschluss» machte dem privilegierten Dasein ein Ende, den vier Schwestern aber gelang die Flucht. Verstreut in alle Himmelsrichtungen, blieben sie einander über Emigration, Krieg, Nachkrieg hinweg verbunden. Ernst Strouhal erzählt von einem Stück unwiederbringlicher Kultur und gibt damit seiner eigenen Mutter und seinen drei Tanten eine Stimme.
Ernst Strouhal, geboren 1957, ist Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien, Autor und Publizist. Er erhielt 2010 den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik und arbeitete bei Ausstellungen mit, u. a. Ein Lied der Vernunft (Jüdisches Museum der Stadt Wien 1996), Spiele der Stadt (Wien Museum 2011). Zuletzt erschienen Die Welt im Spiel. Atlas der spielbaren Landkarten (2015), Böse Briefe. Zur Geschichte des Drohens und Erpressens (gem. mit Christoph Winder, 2017) und Gespräch mit einem Esel. Vom Lesen mit dem Daumen (2019).
© Maks RichterThomas Sarbacher
liest «Lenz» von Georg BüchnerThomas Sarbacher arbeitet als freischaffender Schauspieler in Deutschland und in der Schweiz. Nach langjähriger Zugehörigkeit zum Ensemble der Bremer Shakespeare Company folgten diverse Gastengagements an Theatern in der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Hinzu kam seit dem Jahr 2000 die Arbeit für Film und Fernsehen. Heute macht er neben dem viele Lesungen, liest Hörbücher ein, unter anderem für die Schweizer Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte, und erarbeitet Theaterproduktionen, die er in Zürich zur Aufführung bringt.
© Livio BaumgartnerSimone Lappert / Martina Berther
längst fällige verwilderung«Längst fällige verwilderung» ist eine Spoken Poetry Performance mit Gedichten und Gespinsten aus Lapperts gleichnamigem Lyrikband. Darin vermoosen Gedanken und leuchtet der Mond siliziumhell. Die Liebe schmeckt nach Quitte, die Katastrophe nach Erdbeeren, und die Dichterin fragt: «sag, wie kommt man noch gleich ohne zukunft durch den winter?»Die versierte E-Bassistin Martina Berther (Frida Stroom, Ester Poly, Sophie Hunger) greift die inhaltlichen Motive der Gedichte musikalisch auf, kontrastiert sie, begleitet sie und spitzt sie zu. Längst fällige verwilderung ist mal laut und wild, mal nachdenklich leise und immer wieder augenzwinkernd.
Simone Lappert, geboren 1985 in Aarau, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Ihr Roman Der Sprung war für den Schweizer Buchpreis nominiert. Für ihre Lyrik wurde sie mit dem Heinz-Weder-Preis und einem Werkbeitrag des Fachausschusses Literatur Basel ausgezeichnet. Sie ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel und war Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt Babelsprech.International. Sie lebt in Zürich. Längst fällige verwilderung (Diogenes 2022) ist ihr erster Gedichtband.
Martina Berther, geboren und aufgewachsen in Chur. Lebt heute in Zürich.
Im Jahr 2012 schloss sie ihr Studium mit dem Master of Arts in Musikpädagogik und Performance Jazz an der HSLU ab. Sie ist eine der vielseitigsten E-Bassistinnen der Schweizer Musikszene.© Florian MoshammerAUSVERKAUFT Sarah Viktoria Frick / Bernhard Moshammer
Die Holzapfel SchwesternSarah Viktoria Frick und Bernhard Moshammer präsentieren «Die Holzapfel Schwestern». Frick beschreibt den Abend als «Lesung mit a bissl Gesinge». Sie machte sich vor allem durch ihre mehrjährige Zusammenarbeit mit dem deutschen Theaterregisseur David Bösch einen Namen. Seit 2009 ist sie Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters.Frauen im Wald, die sich um sich selbst kümmern und niemandem vertrauen, in einer Welt, in der das Gesetz des Stärkeren regiert. Der grosse Erzähler Bernhard Moshammer entwirft in seinem neuen Roman ein archaisches Sittengemälde, er singt das Lied der menschlichen Natur – aber es ist kein sanftes Wiegenlied.
Mitten im Wald führen die Schwestern Maria und Regina Holzapfel ein karges, archaisches Leben; ohne Strom, ohne technische Errungenschaften schlagen sie sich durch. Wir schreiben das Jahr X nach dem Kollaps; was den Kollaps herbeiführte, lässt der Roman offen, aber der Mensch ist in Moshammers Geschichte sich selbst überlassen. Eines Tages bekommen die Schwestern unerwarteten Besuch: Halbschwester Sarah stösst zu ihnen und erbittet hochschwanger Einlass. Das Leben der Schwestern ändert sich schlagartig, Sarah bringt den kleinen Adam zur Welt, Maria entdeckt durch das Kind die Liebe, Regina versinkt noch mehr in Verzweiflung. Die Holzapfelschwestern verlassen den Wald, um nach ihm zu suchen, aber sie passen nicht in die ihnen fremde Welt. Als Adam seine Bezugspersonen nach und nach verliert, wird seine Sehnsucht nach dem Wald und seinen Tanten immer grösser.
© Heike SteinwegKRANKHEITSHALBER ABGESAGT Esther Kinsky
RomboDie historischen Fakten: Am Abend des 6. Mai 1976 erschütterte ein schweres Erdbeben die norditalienische Region Friaul. Knapp 1000 Menschen starben. Am 11. September des gleichen Jahres folgte ein weiterer Erdstoss, der weitere 30 000 Menschen obdachlos machte und viele bereits beschädigte Gebäude in der Region endgültig zerstörte.Das wäre Stoff für Katastrophenromane und Heldengeschichten. Und es ist Stoff für Esther Kinsky, die nicht nur als eine bedeutende Übersetzerin gilt, sondern auch als Schriftstellerin, die den Begriff des Nature Writing in der deutschsprachigen Literatur auf eine neue Ebene gehoben hat. So auch in ihrem Roman mit dem lautmalerischen Titel Rombo, einem italienischen Ausdruck für das dunkel-grollende Geräusch, das einem Erdbeben vorausgeht. Kinsky kreist in ihrem multiperspektivisch erzählten Prosastück um alles, was mit der Naturkatastrophe in Verbindung steht. Sie nimmt die Menschen und die Landschaft gleichermassen in den Blick. «Ihre Lieblichkeit», schreibt Kinsky, «verdankt die Landschaft einer gewaltigen Materialverschiebung, Gletscher, Felsen, Masse, die es bis hierhergebracht hat.» Die Verschiebungen der Landschaft, die kleinen Veränderungen, Verwerfungen werden sprachlich exakt und poetisch zugleich erfasst. Anhand von sieben Lebensgeschichten komponiert Kinsky zudem ein «Gedächtnis der Zerstörung» – und schafft auf diese Weise ein Kunstwerk, das alle Sinneseindrücke gleichermassen kunstvoll verarbeitet.
Esther Kinsky wuchs im Rheinland auf und studierte in Bonn Slawistik. Sie arbeitet als literarische Übersetzerin aus dem Polnischen, Englischen und Russischen und als Autorin von Prosa und Lyrik. Nach Jahren in London lebt sie in Berlin und Battonya, Ungarn.
© imago/Sven SimonVerena Rossbacher
Mon Chéri und unsere demolierten SeelenWie gestaltet man sein Leben, wenn man zwei linke Hände, eine demolierte Seele und jede Menge Probleme hat? Eine hinreissende Tiefstaplerin, der man nicht so ganz trauen kann, führt uns durch den neuen Roman von Verena Roßbacher.Mit unverbrüchlichem Optimismus und irre gut gelaunt strauchelt Charly Benz seit 43 Jahren durch ihr Leben. Sie arbeitet im Marketing einer Berliner Foodcompany, ernährt sich von angebrannten Croissants und bespricht ihre Beziehungsprobleme – die darin bestehen, dass sie keine Beziehung hat – mit ihrem einzigen Freund: Herr Schabowski, ein sechzigjähriger Mann, der ihre Post und Ängste sortiert. Doch als dieser eine tödliche Diagnose erhält, ihr erster Versuch einer Systemischen Familienaufstellung in einem Debakel endet und plötzlich gleich drei Männer ihr Leben gehörig durcheinanderbringen, verlässt Charly allumfassend der Mut. Den sollte sie schleunigst wiederfinden, sie ist nämlich schwanger. Sie und Schabowski beschliessen, ihre Probleme proaktiv anzugehen: Sie flüchten. Und zwar nach Bad Gastein, ein ehemals mondäner Kurort im Südwesten Österreichs. In einem leerstehenden Hotel der Jahrhundertwende, das einst Charlys Vater gehörte, stellen sie fest: Man kann sich die Menschen, mit denen man verwandt ist, nicht aussuchen – seine Familie aber schon.
Verena Rossbacher, geboren 1979 in Bludenz/Vorarlberg, liest aus ihrem neuen Roman Mon Chéri und unsere demolierten Seelen, er ist nach ihrem Debüt Verlangen nach Drachen (2009), Schwätzen und Schlachten (2014) und Ich war Diener im Hause Hobbs (2018) ihr vierter Roman bei Kiepenheuer & Witsch.
Eduardo Márceles Daconte
Das literarische Werk von Gabriel García Márquez (Gabo)Eduardo Márceles Daconte führt durch zwei wesentliche Themen in den literarischen Werken von Gabriel García Márquez, nämlich: «Die Familie Daconte in Gabos literarischem Werk» und «Die Karibikregion in Gabos Werken». Deconte ist kolumbianischer Schriftsteller (Aracataca, 1942).
Der kolumbianische Autor Eduardo Márceles Daconte teilt seine Sichtweise aus der Perspektive eines Schriftstellers, der wie Gabo ebenfalls in Aracataca geboren wurde. In diesem Gespräch offenbart Márceles Daconte in einer fast anekdotischen Sprache zwei wesentliche Themen in den literarischen Werken von Gabriel García Márquez, nämlich: Die Familie Daconte in Gabos literarischem Werk und Die Karibikregion in Gabos Werken.
Zum ersten Thema, Die Familie Daconte in Gabos literarischem Werk, erzählt Eduardo Márceles Daconte, wie die Mitglieder der Familie Daconte (direkte Verwandte des Autors) in den von Gabo verfassten Romanen und Kurzgeschichten als Charaktere enthalten sind. García Márquez spürte eine solche Wertschätzung für die Familie Daconte, dass er, als ein Zeichen der Dankbarkeit, ihre Namen in die Geschichten seiner fiktionalen Werken einschrieb. Diese Werke sind u. a. die Romane Hundert Jahre Einsamkeit und Die Liebe in den Zeiten der Cholera sowie die Kurzgeschichte Die Spur deines Blutes im Schnee.
Zum zweiten Thema, Die Karibikregion in Gabos Werken, erzählt der Autor, wie sich fast das gesamte Werk von Gabo in der karibischen Region Kolumbiens abspielt. Gabo sagte, dass der eine Ort auf der Welt, in dem er sich am wohlsten fühle, sei diese Region zwischen La Guajira und der Stadt Sucre im Nordwesten des Landes.Die Geographie der kolumbianischen Karibik spielt in seinen Romanen und Erzählungen eine wichtige Rolle. Sein Roman Hundert Jahre Einsamkeit spielt beispielweise in einem erfundenen Dorf namens Macondo; der heute berühmter Name, den Gabo seiner Heimatstadt Aracataca gab. Auch aus dieser Region Kolumbiens entstanden seine Romane Die Liebe in den Zeiten der Cholera, Von der Liebe und anderen Dämonen, Erinnerung an meine traurigen Huren, Der Herbst der Patriarchen oder Chronik eines angekündigten Todes sowie die Novelle Die unglaubliche und traurige Geschichte von der einfältigen Eréndira und ihrer herzlosen Großmutter.
Eduardo Márceles Daconte ist kolumbianischer Schriftsteller (Aracataca, 1942). Studium in Geisteswissenschaften an der New York University (USA, 1970) und Master am Center for Latin American Studies an der University of California (Berkeley, USA). Er lebt seit 1989 in New York. Er hat den Erzählband Los perros de Benares y otros retablos peregrinos ( Editorial La Oveja Negra, 1985) und das Essaybuch Kunstkritik und Malereitrends in Kolumbien (Minrex, 1984). Seine Texte sind in Zeitungen und Zeitschriften in Kolumbien, den Vereinigten Staaten und Lateinamerika erschienen.
© Jürgen BauerReinhard Kaiser-Mühlecker
WildererSiegfried Lenz formulierte zum Werk Kaiser-Mühleckers: «Es ist wunderbar, wie Sie schreiben», und Peter Handke: «Zwischen Stifter und Hamsun sind Sie ein Dritter.» Im Frühjahr 2022 erschien Reinhard Kaiser-Mühleckers neuer Roman «Wilderer».Ein junger Bauer sucht um Anschluss an die Gegenwart und scheitert doch an den Gegebenheiten der Landwirtschaft und der eigenen psychischen Verfassung. Wilderer beeindruckt durch eine Ästhetik des Kargen und eine Komik der Hoffnungslosigkeit. Jakob Fischer ist ein Landwirt mit Anfang zwanzig, der sich schon als Jugendlicher um den Hof seiner Eltern kümmern musste. Der Vater wird vom Sohn jedenfalls als Hallodri beschrieben, der spinnerten Ideen nachhängt und nicht in der Lage ist, den Betrieb zu führen. Aufreibend ist die bäuerliche Arbeit, die Jakob aber mit grosser Disziplin gelingt. Manchmal hadert er mit den Umständen, fragt sich, was aus ihm geworden wäre, wenn er in ein anderes Leben hineingeboren wäre. Dennoch nimmt er sein Schicksal an. Weil er unter der Unzuverlässigkeit der Eltern immer gelitten hat, sind für ihn feste Grundsätze und eine geregelte Alltagsstruktur sehr wichtig. Zumal er sich und seinen impulsiven Charakter allzu gut kennt und sich fürchtet, den immer mal aufkommenden Jähzorn nicht kontrollieren zu können. Seine Schwester Luisa hält Jakob für einen Versager. Aber sie hat, wie der Bruder weiss, auch keine Ahnung von der bäuerlichen Mühsal. Schon die Einstiegszene lässt das Unheil aufscheinen, das die hart erarbeitete Ordnung zerstören könnte. Kaltschön sind die Sätze, mit denen Reinhard Kaiser-Mühlecker die Landschaft beschreibt, in der die Hauptfigur seines neuen Romans Wilderer zu überleben versucht.
Reinhard Kaiser-Mühlecker wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte in Wien und führt die Landwirtschaft seiner Vorfahren. Zuletzt erschien der Roman Enteignung. Für sein Werk wurde Reinhard Kaiser-Mühlecker mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Österreichischen Staatspreis.
© Valerie FritschValerie Fritsch
Herzklappen von Johnson & JohnsonWie wird ein Kind zum Menschen, zu einem mitfühlenden sozialen Wesen, wenn es die Verwundbarkeit nicht kennt? Wenn es nicht versteht, wie sehr etwas wehtun kann?Alma und Friedrich bekommen ein Kind, das keinen Schmerz empfinden kann. In ständiger Sorge um ihren Jungen ist es vor allem Alma, die ihn unaufhörlich auf körperliche Unversehrtheit kontrolliert. Jeden Abend tastet sie das Kind ab, um keine Blessur zu übersehen. Und nichts fürchtet die junge Mutter mehr als die unsichtbare Verletzung eines Organs, die ohne ein Zeichen bleibt. Halt findet Alma bei ihrer Grossmutter, die jetzt, hochbetagt und bettlägerig und nach lebenslangem Schweigen, zu erzählen beginnt: vom Aufwachsen im Krieg, von Flucht, Hunger und der Kriegsgefangenschaft des Großvaters. Mit dem Kind auf dem Schoss, das keinen Schmerz kennt, sitzt Alma am Bett der Schwerkranken, die sich nichts mehr wünscht, als ihren Schmerz zu überwinden. Und in den Geschichten der Grossmutter findet sie eine Erklärung für jene scheinbar grundlosen Gefühle der Schuld, der Ohnmacht und der Verlorenheit, die sie ihr Leben lang begleiten. Wie wird ein Kind zum Menschen, zu einem mitfühlenden sozialen Wesen, wenn es die Verwundbarkeit nicht kennt? Wenn es nicht versteht, wie sehr etwas wehtun kann? In eindringlichen Bildern erzählt Valerie Fritsch von einem Trauma, das über die Generationen weiterwirkt, sie lotet die Verletzlichkeit des Menschen aus und fragt nach dem Wesen des Mitgefühls, das unser aller Leben bestimmt.
Valerie Fritsch, 1989 in Graz geboren, wuchs in Graz und Kärnten auf. Studium an der Akademie für angewandte Fotographie. Sie ist Mitglied des Grazer Autorenkollektivs plattform. Publikationen in Literaturmagazinen und Anthologien sowie im Rundfunk. 2015 Winters Garten im Suhrkamp Verlag, 2020 folgte Herzklappen von Johnson & Johnson. Sie lebt in Graz und Wien.
© Roman RaackeClaudia Schumacher
Liebe ist gewaltigÜber drei Lebensabschnitte hinweg mit je authentisch-überzeugendem Erzählton stellt die unzuverlässige Ich-Erzählerin ihre Teenager-Zeit als Opferdasein angesichts eines gewaltbereiten Vaters dar.Die Protagonistin ringt nicht nur um eine adäquate Darstellung der Szenen häuslicher Gewalt, sondern auch um die wahrhafte Präsentation von gewaltsamen Ereignissen, die von den Eltern verleugnet werden und deren eigener Erinnerung die Ich-Erzählerin nicht traut. Ebenso eindrücklich ist der Kampf um ein Ende der Gewalt gestaltet, wie die Suche nach Deutungshoheit über ihr Leben. Claudia Schumachers Debütroman Liebe ist gewaltig wagt sich sprachgewaltig, provokativ und souverän an ein häufig unter den Teppich gekehrtes Thema und findet originell die richtigen Worte voller Wärme, um Verletzungen auszudrücken und eine mögliche Heilung anzubieten.
Claudia Schumacher, 1986 in Tübingen geboren, verbrachte ihre Jugend im Stuttgarter Speckgürtel. Nach dem Studium in Berlin folgten sieben Jahre in Zürich, wo sie als Journalistin und Kolumnistin arbeitete, Redakteurin bei der NZZ am Sonntag war. Heute lebt die Autorin in Hamburg und schreibt unter anderem für DIE ZEIT. 2022 ist sie Literaturstipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg. Ihr Debüt Liebe ist gewaltig ist für den Klaus-Michael-Kühne-Preis nominiert.
© Jens DittmarJens Dittmar
Neulich in BärwaldeEin Familienroman – «Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen» lautet das Motto von Jens Dittmars autofiktionalem Roman «Neulich in Bärwalde».Die Familiensaga beginnt um 1700 und orientiert sich an historischen Wendepunkten wie dem Siebenjährigen Krieg, dem Kaiserreich, der NS-Zeit und der jungen Bundesrepublik Deutschland. Ausgehend von Preussen führt die Zeitreise über drei Jahrhunderte nach Helgoland, Chile, Buchenwald, Saarbrücken, Kassel, München und Stuttgart. So vielfältig und facettenreich wie die historischen Meilensteine und Orte des Geschehens sind auch die Figuren: ein Staatsminister des Alten Fritz, ein Marineoffizier, der in die Boxeraufstände in Tsingtau/China verwickelt war, ein Seemann auf grosser Fahrt, eine NS-Frauenschaftsleiterin im Sowjetischen Speziallager Buchenwald, ein Kriegsgefangener in Norwegen sowie ein durch die 68er-Bewegung und die Postmoderne geprägter Nachgeborener, den es als Kind nach Liechtenstein verschlägt. Die Familiensaga endet in Bärwalde im heutigen Polen, wo der Protagonist die Stätten seiner Vorfahren besucht, deren Leben wie das des Autors von Umsiedlung und Entwurzelung geprägt ist. Jens Dittmars Autofiktion ist eine Migrationsgeschichte und ein schonungsloses Selbstporträt, das von dem Philosophen Manfred Schlapp als «niveauvolle Literatur» geschätzt und von Karl Rühmann als «kluge, vielschichtige Familiensaga», gerühmt wird. Dem Schweizer Schriftsteller zufolge ist sie «sorgfältig komponiert und in einer beeindruckend präzisen Sprache gehalten».
Jens Dittmar, 1950 in Deutschland geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Liechtenstein, wo er heute nach einem Berufsleben als Lektor in München und Stuttgart wieder lebt. Er ist Herausgeber einer Reihe von Büchern, darunter einer Thomas-Bernhard-Werkgeschichte im Suhrkamp Verlag und einer umfassenden Bestandsaufnahme der Lyrik aus Liechtenstein. Von Heinrich von Frauenberg bis heute. Seit 2008 widmet er sich seinen eigenen literarischen Projekten.
Werkstätten des Flüchtigen
Ein Symposium der Kulturstiftung Liechtenstein und des europäischen Netzwerkes für Literatur und Übersetzung TRADUKI in Kooperation mit dem Literaturhaus Liechtenstein, dem Skino in Schaan und dem Projekt «meaoiswiamia. Gastland Österreich Leipziger Buchmesse 2023».Die Veranstaltung spürt in Werkstattgesprächen und Vorträgen gemeinsam mit in- wie ausländischen Autor:innen und Filmemacher:innen sowie bildenden Künstler:innen den Schnittmengen von Film und Literatur nach.
Programm
10.30 | Workshop «Film/um/Dichten»: Unter Anleitung von Thomas Ballhausen werden gemeinsame Lektüre- und Schreibübungen unternommen, um möglichen Verbindungen zwischen Film und Literatur poetisch auf die Spur zu kommen. Anmeldung an info@kulturstiftung.li erbeten!
13.00 | Impulsvortrag von Thomas Ballhausen – «This is how it looks. Gedanken zum filmischen Poem»
13.30 | Projektion von poetischen Kurzfilmen, kuratiert und vorgestellt von Thomas Ballhausen
14.30 | Kaffeepause
15.00 | Tandem I: «Öffnung des Blicks» – mit Anna Ospelt & Judith Nika Pfeifer
16.00 | Tandem II: «Entdeckung des Alltags» – mit Sabine Bockmühl & Anja Mugerli, aus dem Slowenischen dolmetscht die Übersetzerin Barbara Anderlič
17.00 | Tandem III: «Abfall der Geschichte» – mit Daniela Chana & Luljeta Lleshanaku, aus dem Albanischen dolmetscht die Übersetzerin Andrea Grill
Die Tandems werden von Thomas Ballhausen und Georg Tscholl moderiert. Im Anschluss jeweils offene Diskussion.
18.00 | Präsentation von Isabel Wanger, die das Symposium begleitet und literarisch dokumentiert hat.
Die Gespräche finden im Literaturhaus statt, die Filme werden im Kinosaal des Skino gezeigt.
Idee: Georg Tscholl | Konzept: Georg Tscholl und Thomas Ballhausen | Organisation: Georg Tscholl, Elisabeth Stöckler, Marco Fausch, Sarah Mehrmann, Thomas Ballhausen, TRADUKI, Markus Wille
www.traduki.eu | www.gastland-leipzig23.at | www.literaturhaus.li | www.skino.li
Zwei Stipendien für „Filmische Poeme“ werden gleichzeitig ausgeschrieben. Detaillierte Unterlagen finden Sie unter www.kulturstiftung.li
Öffentliche Veranstaltung | Freier Eintritt
Werkstätten des Flüchtigen
Ein Symposium der Kulturstiftung Liechtenstein und des europäischen Netzwerkes für Literatur und Übersetzung TRADUKI in Kooperation mit dem Literaturhaus Liechtenstein, dem Skino in Schaan und dem Projekt «meaoiswiamia. Gastland Österreich Leipziger Buchmesse 2023».Die Veranstaltung spürt in Werkstattgesprächen und Vorträgen gemeinsam mit in- wie ausländischen Autor:innen und Filmemacher:innen sowie bildenden Künstler:innen den Schnittmengen von Film und Literatur nach.
Programm
17.30 | Eintreffen der Gäste, Willkommensgetränk
18.00 | Begrüssung – Kulturstiftung Liechtenstein, TRADUKI
18.15 | Vortrag von Evi Kliemand – «Filmriss (oder il lungo metraggio). Ein Fragment»
18.30 | Gespräch mit Anna Hilti & Manfred Naescher, moderiert von Georg Tscholl
19.15 | Pause (Apéro riche)
20.00 | Screening «A Ghost Story» (2017) von David Lowery mit anschliessendem Austausch
Die Gespräche finden im Literaturhaus statt, die Filme werden im Kinosaal des Skino gezeigt.
Idee: Georg Tscholl | Konzept: Georg Tscholl und Thomas Ballhausen | Organisation: Georg Tscholl, Elisabeth Stöckler, Marco Fausch, Sarah Mehrmann, Thomas Ballhausen, TRADUKI, Markus Wille
www.traduki.eu | www.gastland-leipzig23.at | www.literaturhaus.li | www.skino.li
Zwei Stipendien für „Filmische Poeme“ werden gleichzeitig ausgeschrieben. Detaillierte Unterlagen finden Sie unter www.kulturstiftung.li
Öffentliche Veranstaltung | Freier Eintritt
© Hans-Jörg RheinbergerHans-Jörg Rheinberger
AugenmerkHans-Jörg Rheinberger legt im Gedichtband «Augenmerk» lyrische Memoiren vor. Das artikulierte Ich lässt poetisch unter Einbezug aller Sinne Studien-, Aufenthalts- und Reiseorte wie Berlin, die Niederlande, Frankreich, Italien etc. vor dem inneren Auge auferstehen.Dabei richtet sich das aufmerksame, geschulte «Auge» sowohl botanisch interessiert auf Naturabläufe des Werdens, Entstehens und Vergehens, metareflexiv auf Schreibprozesse, informiert und fasziniert auf Architekturphänomene und insgesamt interessiert auf Lebenszusammenhänge. Dergestalt entsteht eine vielfältige, poetische Geschichte des Wissens. Gelehrt, gebildet und naturverbunden präsentieren die fünf Kapitel nachhaltig informierte Gedichte intensiver Weltwahrnehmung in enormem Sprachreichtum. Gleichzeitig setzt diese Anthologie Dichtern und Denkern, Künstlern, Könnern und Kennern wie Rainer Maria Rilke, Michel Serres, Ernst Cassirer, Claude Lévi-Strauss, Horaz, Majakowski, Gaston Bachelard, Joost van den Vondel, Jan Breughel der Ältere, Jan der Blumenbreughel, Vincent van Gogh, Nelson Carillho, Maurits Cornelis Escher, Henri Louis Duhamel du Monceau, Ghislain Ogier de Busbecq etc. ein bewunderndes Andenken.
Hans-Jörg Rheinberger, 1946 in Grabs geboren, ist ein Liechtensteiner Wissenschaftshistoriker und war von 1997 bis 2014 Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte in der Wissenschaftsgeschichte sind die Geschichte und Epistemologie des Experiments, die Geschichte der Molekularbiologie und der Proteinbiosynthese. Seit 1993 publiziert er Essays und Gedichte in der Edition Isele.
Christiani Wetter liest Murakami
«Drive My Car»Als Rahmenprogramm der «Murakami im Kino»-Reihe beim Filmfest liest die Schauspielerin Christiani Wetter die Kurzgeschichte «Drive My Car» im Literaturhaus.Der Oscar-prämierte Film «Drive My Car» basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Haruki Murakami aus seinem Buch «Von Männern, die keine Frauen haben». Als Vorgeschmack auf den Film liest Christiani Wetter die Kurzgeschichte im Literaturhaus.
Eine Veranstaltung von:
OMNI, Skino, Literaturhaus LiechtensteinThere’s something wrong with my hands. Oh yes, they’re not holding you. 1. bis 31. Juli 2022
1. bis 31. Juli 2022
There is something wrong with my hands.
Oh yes, they’re not holding you.Ein Projekt basierend auf Vilém Flussers Das Unding 1 und Das Unding 2
Programm (bis 17 Uhr):
Rundgang «A Walk Through Things and Non-Things» mit Silvio Lorusso, Künstler und Forscher
Workshop PLAY AND LEARN. A Toolkit for Experiencing a World of Things mit Hanna Bergman, The Reading School
Der Beitrag metametaprogram von Bérénice Serra ist an allen Tagen zugänglich.
There is something wrong with my hands.
Oh yes, they’re not holding you.Ein Projekt basierend auf Vilém Flussers Das Unding 1 und Das Unding 2
Programm (bis 17.30 Uhr):
14.00 Uhr Vortrag Design, Machine, Technology, Ars and Art: Vilém Flusser's Thoughts on Design and Philosophical Fiction von Anita Jóri, Flusser Archiv Berlin
15.00 Uhr Öffentliches Gespräch mit Mitgliedern des Projektteams über ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit seit 2020, moderiert von Susanne Bosch, Künstlerin und Mentorin des Projektes
16.00 Uhr Fingerspitzengefühle – Schreibimpulse zu Vilém Flusser’s Texte Das Unding 1 und Das Unding 2 mit Anna Ospelt, Autorin
Begleitet von der Schreibperformance The Fallen Image von Shelby Stuart
There’s something wrong with my hands.
Oh yes, they’re not holding you.Ein Projekt basierend auf Vilém Flussers Das Unding 1 und Das Unding 2In Das Unding 1 und Das Unding 2, zwei vom Medientheoretiker Vilém Flusser (1920 –1991) in den 1980er-Jahren verfasste Texte, beobachtet er die Dinge in seiner Umgebung und muss feststellen, dass sie zunehmend von Undingen – er nennt sie «Informationen» – verdrängt werden. Informationen beschreibt Flusser als «unbegreifbar» und nur dekodierbar: «Da diese Lage unfassbar ist, ist dort nichts zu begreifen und nichts zu behandeln. Die Hand, die begriffliche und erzeugende Handlung, ist dort überflüssig geworden». Das wichtigste Organ sind stattdessen die Fingerspitzen, deren einzige Aufgabe darin bestehen, Tasten zu bedienen.
Die Auseinandersetzung mit den beiden Texten begann zu Beginn der Covid-19-Pandemie im Frühling 2020, einer Zeit exzessiven Händewaschens verbunden mit einer erhöhten Wahrnehmung dessen, was die Hände berührten, galt doch jeglicher Kontakt als potenziell gefährlich. Ähnlich wie die beiden Protagonist*innen im Musikvideo zum Lied Wallflowers der kanadischen Band The Burning Hell von 2014, das für das Projekt titelgebend war, fand sich das internationale und interdisziplinäre Projektteam aus den Bereichen Kunst, Architektur, Design und Forschung während zwei Jahren als sprechende Köpfe in sechs Rechtecken am Bildschirm wieder. Die kritische Beschäftigung mit den digitalen Möglichkeiten der Zusammenarbeit, insbesondere dem Medium Videotelefonie, waren für das Projekt mitbestimmend.
Im Sinne eines Fanzines – das Wort «fanzine» als Kombination aus den englischen Begriffen «fan» und «magazine» – entstand die Webseite thingsnonthings.space. Diese kann als Ort für gemeinsames Weiterdenken der Ideen Flussers sowie Erläuterungen zu seinen Texten gelesen werden. Mit der Ausstellung an der Poststrasse 27 in Schaan, Liechtenstein wird das Fanzine vom digitalen in den physischen Raum übersetzt und durch neue Beiträge ergänzt. Dabei bezieht die Präsentation die von der Buchhandlung OMNI, dem Antiquariat Q, dem Literaturhaus Liechtenstein und dem SKINO genutzten Bereiche mit ein und verbindet sie.
Die Eröffnung der Ausstellung mit umfangreichem Begleitprogramm am ersten Juliwochenende bildet den Abschluss des Projektes und steht gleichzeitig für die erste physische Begegnung des Projektteams.
Beiträge von Hanna Bergman, Iyo Bisseck, Doris Büchel (Shared Reading), Simon Browne, Annett Höland, Delphine Chapuis Schmitz, Anita Jóri, Silvio Lorusso, Anna Ospelt, Hannes Oswald, Bérénice Serra, Shelby Stuart, Jana Vanecek, Anna Westberg.
Die Ausstellung kann während den Öffnungszeiten der Buchhandlung Omni und/oder des Skino besucht werden.
Das Projekt wurde initiiert von Annett Höland und im Rahmen des Förderprogramms «Buch und Literatur Ost+» realisiert.
Programm Freitag, 1. Juli 2022:
Eröffnung mit Buchbar und Apéro
Begrüssung durch Mathias Ospelt, Förderprogramm «Buch und Literatur Ost+»
Einführung von Annett Höland, Projektinitiantin
Lesung Digital Fatigue in 11 tableaux von Delphine Chapuis Schmitz zusammen mit dem Projektteam; Hanna Bergman, Annett Höland, Anita Jóri, Silvio Lorusso, Hannes Oswald
Präsentation Jahrbuch 16 / ABGESAGT
2006 erschien das erste Jahrbuch des Literaturhauses. Im Juni 2022 soll nun das 16. Jahrbuch präsentiert werden.Das Jahrbuch 16 erscheint heuer als Tagungsband der Konferenz «Was wäre Literatur +-x: Liechtenstein?» vom 9. /10. Sept. 2021. Der Band beinhaltet zum einen die Auslegungsordnung durch die Literaturinstitutionen und zum anderen Fachreferate von ausgewiesenen Kennern der Materie.
© Ayse YavasUsama al Shahmani
Im Fallen lernt die Feder fliegenDie irakischstämmige Aida verleugnet ihre Herkunft, was immer wieder zu Streit mit ihrem Freund führt. In ihrer Not setzt sie sich hin und beginnt aufzuschreiben, was sie nicht sagen kann.Geboren in einem iranischen Flüchtlingslager, kam sie mit ihren Eltern und der älteren Schwester in die Schweiz. Die Mädchen gehen zur Schule, aber ihre Eltern kommen mit dem westlichen Alltag nicht zurecht und verklären mehr und mehr ihre Heimat. Der Vater, ein konservativer Theologe, beschliesst schliesslich, mit der ganzen Familie in den Irak zurückzukehren. Aber was für die Eltern die Heimat ist, die sie einst verlassen haben, ist für die beiden Schwestern ein fremdes Land. Als die Ältere verheiratet werden soll, fliehen sie nun ihrerseits und gelangen als unbegleitete Minderjährige in die Schweiz. Aber auch sie lässt die Vergangenheit nicht los.
Wieder gelingt es Usama Al Shahmani, vielschichtig von der grossen inneren Anstrengung von Flüchtlingen bei ihren Integrationsbemühungen zu erzählen und dabei immer ein Fenster zur Hoffnung offenzulassen. Und nicht zuletzt überwindet er selbst die Mühsal des Exils durch das Verschmelzen der arabischen mit der westlichen Kultur im Erzählen.
Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Nasiriya), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur im Irak studiert. 2002 musste er wegen eines regimekritischen Theaterstücks in die Schweiz fliehen. Er arbeitet heute als freier Schriftsteller und Übersetzer. Er übersetzt ins Arabische, u. a. Fräulein Stark von Thomas Hürlimann, Der Islam von Peter Heine und Über die Religion von Friedrich Schleiermacher. Sein erster Roman In der Fremde sprechen die Bäume arabisch wurde mehrfach ausgezeichnet und war u. a. für das «Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels» nominiert. Im Limmat Verlag erschien zuletzt sein Roman Im Fallen lernt die Feder fliegen. Usama Al Shahmani lebt in Frauenfeld.
© juergen-bauer.comEva Menasse
DunkelblumHinter der Fassade von Dunkelblum verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. In ihrem neuen Roman entwirft Eva Menasse ein grosses Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt.Auf den ersten Blick ist Dunkelblum eine Kleinstadt wie jede andere. Doch hinter der Fassade der österreichischen Gemeinde verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. Ihr Wissen um das Ereignis verbindet die älteren Dunkelblumer seit Jahrzehnten – genauso wie ihr Schweigen über Tat und Täter. In den Spätsommertagen des Jahres 1989, während hinter der nahegelegenen Grenze zu Ungarn bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge warten, trifft ein rätselhafter Besucher in der Stadt ein. Da geraten die Dinge plötzlich in Bewegung: Auf einer Wiese am Stadtrand wird ein Skelett ausgegraben und eine junge Frau verschwindet. Wie in einem Spuk tauchen Spuren des alten Verbrechens auf – und konfrontieren die Dunkelblumer mit einer Vergangenheit, die sie längst für erledigt hielten. In ihrem neuen Roman entwirft Eva Menasse ein grosses Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt, die immer wieder zum Schauplatz der Weltpolitik wird, und erzählt vom Umgang der Bewohner mit einer historischen Schuld. Dunkelblum ist ein schaurig-komisches Epos über die Wunden in der Landschaft und den Seelen der Menschen, die, anders als die Erinnerung, nicht vergehen.
Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman Vienna. Es folgten Romane und Erzählungen (Lässliche Todsünden, Quasikristalle, Tiere für Fortgeschrittene), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Mainzer Stadtschreiber-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Sie lebt seit über 20 Jahren in Berlin.
Ukraine. Lesen hilft.
Benefizveranstaltung in Kooperation mit dem TAK Theater LiechtensteinFreier Eintritt, Spenden erwünscht. Sämtliche Spenden kommen der Ukraine zugute und gehen an die UNHCR.
Kurzlesungen
Sabine Bockmühl liest aus dem Werk von Swetlana Alexijewitsch
Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch 1948 in der Ukraine geboren und in Weißrussland aufgewachsen, arbeitete als Reporterin. Über die Interviews, die sie dabei führte, fand sie zu einer eigenen literarischen Gattung, dem dokumentarischen »Roman in Stimmen«. Alexijewitschs Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt, und sie wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (2001), dem National Book Critics Circle Award (2006), dem polnischen Ryszard-Kapuściński-Preis (2011), dem mitteleuropäischen Literaturpreis Angelus (2011) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2013). 2015 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.
Hansjörg Quaderer liest aus dem Werk von Katja Petrowskaja
1970 in Kiew geboren. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als Journalistin für deutsch und russischsprachige Medien tätig. Ihr literarisches Debüt Vielleicht Esther (2014) wurde vielfach ausgezeichnet. 1999 zog sie nach Berlin, um als Journalistin für verschiedene russische Medien zu berichten, u. a. in der Zeitschrift Snob, daneben veröffentlicht sie auch in deutschsprachigen Zeitungen, u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung und der taz. Für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreibt sie seit 2011 die Kolumne „Die west-östliche Diva“. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Berlin, Prenzlauer Berg. Katja Petrowskaja schreibt ihre Texte auf Deutsch und nicht in ihrer Muttersprache Ukrainisch oder Russisch.
Sylvana Schneider liest aus dem Werk von Natalia Vorozhbyt
Natalia Vorozhbyt ist Dramatikerin und Drehbuchautorin. Zusammen mit dem deutschen Regisseur Georg Zheno gründete sie das Theater der Vertriebenen, in dem Flüchtlinge aus dem Donbas ihre Geschichten erzählen können. Sie ist Kuratorin der Festivals „Doncult“ und „GOGOLFEST“ und Mitbegründerin des Festivals „Week of actual play“. Ihre Stücke wurden in ukrainischen Theatern, in Russland, Großbritannien, Polen, den USA und Lettland aufgeführt. Außerdem arbeitete sie mit der Royal Shakespeare Company zusammen. Im Jahr 2021 erhielt sie den “Oleksandr-Dovzhenko-Staatspreis” der Ukraine für ihren herausragenden Beitrag zur Entwicklung des ukrainischen Kinos.
Stefan Sprenger liest aus dem Werk von Vasily Grossman
Marie Schmidt sieht „Alles fliesst“ als eine Art geschichtsphilosophisches Vermächtnis, denn darin werde das Bild der russischen Seele als "tausendjährige Sklavin" entworfen, die Lenins Machtbewusstsein und Stalins totalitärem Staat den Boden bereitet habe. Der emblematische Protagonist Wanja kehrt nach jahrzehntelanger Gulaghaft nach Hause zurück, wo ihn die Daheimgebliebenen um seine Unschuld beneiden und daher feindselig auf ihn reagieren. Doch über diese historische Komponente hinaus sieht die Kritikerin in diesem Text auch eine wichtige Nachricht des 20. an das 21. Jahrhundert: Urteile nicht mit dem Hochmut der Nachgeborenen. Du kannst nicht wissen, wie du selbst gehandelt hättest.(Rezensionsnotiz aus Die Zeit, 29.7.2010)
Eintritt frei, Spenden erwünscht.
© SchreibkomplizenSchreibkomplizen
Literarisches Schreiben mit Rainer WeissWie lässt sich Ihr Text noch stimmiger, satter, spannender gestalten? An drei Tagen, 29. April bis 1. Mai 2022, gibt der Lektor, Publizist, ehemalige Geschäftsführer Suhrkamp, Verleger und Berater Rainer Weiss sein Wissen weiter.Zunächst lesen die Teilnehmenden ihre Texte «in Arbeit» vor. Der Austausch beginnt. Das Kennenlernen. Mit Respekt widmet sich dann Rainer Weiss den Texten. Stellt Anregungen zur Diskussion. Macht aufmerksam. Zeigt Wege auf. Plaudert vielleicht aus dem Nähkästchen. In der Gruppe. Im konzentrierten Zweiergespräch. Und immer wieder Rückzug zum Schreiben, Überarbeiten, raus und auf die Berge schauen, ein Stück gehen. Am Freitag beginnen wir um 14 Uhr, ansonsten um 10 Uhr. Und hören auf, wenn uns danach ist, oder?
Die Schule Schreibkomplizen wendet sich an fortgeschrittene Schreibende jeden Alters, die für ihr Erzählen das richtige «Format» suchen oder einfach nur den Austausch mit Profis wünschen. Auf Augenhöhe. Der Fokus richtet sich auf das Schreiben von Prosa (also von Romanen, Erzählungen oder Kurzgeschichten). Die Lehrenden konzentrieren sich auf die Stärkung der Stärken jedes und jeder Einzelnen und die weiteren Schritte ihres und seines Schreibens.
Rainer Weiss, geb. 1949 in Karlsruhe, Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte, Promotion bei Ernesto Grassi. Danach Mitarbeit beim «centro di studi filosofici e umanistici» in München. 1978 Eintritt in den Piper Verlag als Werbeleiter, dann Lektor. 1985–2006 Lektor im Suhrkamp Verlag, Pressesprecher, Leiter des Jüdischen Verlags, Programmgeschäftsführer Suhrkamp und Insel. Nach 2006 Publizist, Dozent, freier Lektor, 2008–2017 Verleger des Verlags weissbooks.w in Frankfurt. Zahlreiche Veröffentlichungen und Herausgeberschaften. 2021 Gründung der Edition W sowie, mit Uwe Schneider, der Schreibschule «Schreibkomplizen».
Der Kurs findet im Literaturhaus Liechtenstein, Poststrasse 27, 9494 Schaan, statt.
Kursgebühr pro Person: CHF 291.– (EUR 278.–)
Anmeldung: NUR ÜBER www.schreibkomplizen.net
Ralph RibiPeter Weber
PilzboxLesung & Intermezzi auf MaultrommelDer Text »Pilzbox«, im vergangenen Jahr in der Anthologie «Dunkelkammern» bei Suhrkamp erschienen, erzählt vom Pilzesuchen und Pilzezüchten, und wirft dann ein Netz von Bezügen aus. Auch zu seinem freischaffenden Schöpfer, euphorisch frühmorgens, heimgesucht von Zweifeln am Nachmittag. «Lass manches in guten Schubladen», rät er sich selber, «lass es vergessen gehen, es könnte wieder auftauchen in einer anderen Schublade»: das Verschwinden und das Auftauchen, ein Leitmotiv im Werk von Peter Weber.
Peter Weber, geboren 1968, aufgewachsen in Wattwil SG, lebt in Zürich. Längere Aufenthalte in Istanbul. 1993 erschien sein erster Roman: Der Wettermacher, 1999 Silber und Salbader, 2002 Bahnhofsprosa, 2007 Die melodielosen Jahre, zuletzt (2020) Pilzbox in «Dunkelkammern» (alle im Suhrkamp Verlag, Berlin).
Peter Weber
Stefan Sprenger
Nimmerlein – Roman einer JugendDer geplante Roman «Nimmerlein» ist der zweite Teil einer Liechtensteiner Chronik des Autors Stefan Sprenger und erzählt punktgenau den Übergang zur gesellschaftlichen und politischen Stasis, die Liechtenstein bis zur Staatskrise 1992 bestimmt.Der Finanzplatz ein Füllhorn, der Staat gefestigt: Für die Jugendgruppe der Sybillas sind die frühen Achtziger in Liechtenstein bleierne Jahre. Sie wittern, dass unter Betriebsamkeit und Monarchieglück etwas grandios schiefläuft und stürzen sich in nächtliche Handstreiche, mit denen sie gegen die Enge im Land angehen. Dass sie sich vor dem Hintergrund der Jugendunruhen in der Schweiz und unter der Regie eines ehrgeizigen Politikers in die Rolle des Staatsfeindes manövrieren, entdecken sie zu spät. Die Gruppe zerbricht, ein Teil taucht ab, es kommt zu Anschlägen. Im verhockten Kleinststaat bahnt sich eine Menschenjagd an.
Der Roman Nimmerlein ist der zweite Teil einer Liechtensteiner Chronik des Autors Stefan Sprenger (geb. 1962). Nach dem Stück Krötenarie (Chronos 2019), das den Bogen über die Veränderungen zwischen 1950 bis 1975 spannt, erzählt Nimmerlein punktgenau den Übergang zur gesellschaftlichen und politischen Stasis, die Liechtenstein bis zur Staatskrise 1992 bestimmt.
Sabine Haupt
Lichtschaden. Zement«Lichtschaden. Zement» ist ein philosophischer Liebeskrimi und intellektueller Frauenroman, sein Schauplatz das Schweizer Oberwallis.Wo ist die Verbindung von Liebe und Religion? Wie ist das Verhältnis von Geist und Materie? Gibt es so etwas wie eine Seele? Was steckt hinter dem geheimen Projekt der lokalen Sand- und Zementmafia? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Vernichtung von Menschen und dem Raubbau an der Erde?
Solchen über- und unterirdischen Fragen versuchen Hella und Raffaele auf den Grund zu gehen. Sie als Hotelmanagerin, er als ehemaliger Priester und Magazinverwalter eines Zementwerks.
Dass auf und unter der Erde aber noch ganz andere Geheimnisse auf sie warten, erfahren sie schliesslich durch Angelo, Raffaeles schizophrenen Bruder, der sich für einen unterirdischen Dämon hält und die Erde zum Beben bringt.
«Ein anregender und kurzweiliger Abend, der Lust machte, dieser klugen Autorin und ihrem spannenden und vielschichtigen Roman zu folgen.» Süddeutscher Donaukurier
Sabine Haupt, geboren 1959 in Giessen, lebt seit 1980 am Genfersee, zwei Töchter, Professorin für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Fribourg. Neben wissenschaftlichen Arbeiten publiziert sie auch für Presse, Rundfunk und Fernsehen. Sie ist im Vorstand des Deutschschweizer PEN-Zentrums und des dreisprachigen Literatur- und Übersetzungsfestivals «Bieler Gespräche». Zwei Erzählbände sowie zahlreiche Prosatexte in Literatur- und Kulturmagazinen. Im verlag die brotsuppe erschien 2018 ihr Roman Der blaue Faden. Pariser Dunkelziffern.
©APA/ Miriam LazniaBirgit Birnbacher
Ich an meiner SeiteBirgit Birnbacher erzählt vom jungen Arthur, der nach seiner Zeit im Gefängnis nur schwer eine neue Chance bekommt. Der Roman erzählt davon, was ein «nützliches» Leben ausmacht.Arthur, 22, still und intelligent, hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Endlich wieder in Freiheit stellt er fest, dass er so leicht keine neue Chance bekommt. Ohne die passenden Papiere und Zeugnisse lässt man ihn nicht zurück ins richtige Leben. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Therapeuten Börd und seiner glamourösen Ersatzmutter Grazetta schmiedet er deshalb einen ausgefuchsten Plan. Eine kleine Lüge, die die grosse Freiheit bringen könnte. Birgit Birnbacher erzählt davon, wie einer wie Arthur überhaupt im Gefängnis landen kann, und geht der grossen Frage nach, was ein «nützliches» Leben ausmacht.
Birgit Birnbacher, geboren 1985, lebt als Soziologin und Autorin in Salzburg. 2016 erschien ihr Debütroman Wir ohne Wal, sie wurde u. a. mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto Stiftung, dem Rauriser Förderungspreis und dem Theodor Körner Förderpreis ausgezeichnet. 2019 erhielt sie den Ingeborg-Bachmann-Preis.
© Anita AffentrangerPeter Stamm
Das Archiv der GefühlePeter Stamms Roman «Das Archiv der Gefühle» fragt, ob wir im Leben unsere Chancen erkennen?Die Sängerin Fabienne heisst eigentlich Franziska, und es ist vierzig Jahre her, dass sie eng befreundet waren und er ihr seine Liebe gestand. Fast ein ganzes Leben. Seitdem hat er alles getan, um Unruhe und Unzufriedenheit von sich fernzuhalten. Er hat sich immer mehr zurückgezogen und nur noch in der Phantasie gelebt. Er hat sein Leben versäumt. Aber jetzt taucht Franziska wieder auf. Gefährdet das seine geschützte Existenz, oder nimmt er diese zweite Chance wahr?
Peter Stamm ist 1963 geboren und aufgewachsen in Weinfelden im Kanton Thurgau. Nach einer kaufmännischen Lehre folgten einige Semester Studium der Anglistik, Psychologie und Psychopathologie an der Universität Zürich. Seit 1990 ist Stamm freier Autor und Journalist. Er schrieb Reportagen und Satiren unter anderen für die Neue Zürcher Zeitung, den Nebelspalter und das Magazin des Tages-Anzeigers. Längere Auslandaufenthalte, u.a. in Paris, New York und Berlin. Er lebt mit seiner Familie in Winterthur.
Peter Stamm schrieb zahlreiche Hörspiele und Theaterstücke. 1998 erschien sein erster Roman Agnes. Seither sind fünf Erzählsammlungen und sechs weitere Romane erschienen, zuletzt 2020 Wenn es dunkel wird. Werke von Peter Stamm wurden in 39 Sprachen übersetzt. Lesereisen in viele Länder, unter anderem nach China, Mexiko, Russland, in die arabischen Emirate, nach Kolumbien und in den Iran.© Ursula DünserRobert Schneider
Buch ohne Bedeutung101 Mikromärchen, Legenden, Fabeln und Betrachtungen der Zeit. Robert Schneider schreibt unerwartet, ist kritisch, richtet den Blick auf Geschehenes oder Ersehntes.In 101 Geschichten führt uns Robert Schneider in alte chinesische Dynastien, an das südliche Ende des Central Parks in New York, zum Präsidenten aus dem Land der blauen Berge, in ein Dorf im Wallis oder im Vorarlberg, zu Schah Abbas dem Grossen aus der Dynastie der Safawiden oder auch direkt ins Märchenland.
Dort lässt er etwa zwei Schuhe trefflich über rechts und links streiten, und darüber, ob heutzutage diese politischen Kategorien noch taugen. Erdbeeren mokieren sich über eine ins Beet gefallene Zitrone oder Einkaufswagen debattieren über die Grenzen der kapitalistischen Wirtschaft und kommen auf Adorno zu sprechen.
Schneider macht uns bekannt mit Podrhasky, der dem Tod begegnet, und mit einem Obdachlosen, der sich mittels grosser religiöser Gesten Kleingeld erbettelt und einen ziemlich coolen Teenager zumindest ein wenig verunsichert oder ihm gar eine Erkenntnis vermittelt.
Viele Geschichten laufen auf eine Art Fabelmoral hinaus, oder besser: Sie scheinen darauf hinauszulaufen. Denn oft, fast immer, dreht Schneider die kurzen Geschichten, lässt das Unerwartete, das Gegenläufige einbrechen und weitet so den Horizont der Texte, verschränkt Authentisches und Erfundenes. Dabei scheut er weder das Pathos noch die Ironie, die er zuweilen ins Übersteigerte und Absurde führt.
Robert Schneider, geb. 1961, lebt in Vorarlberg/Österreich, wo er aufgewachsen ist. Sein Roman Schlafes Bruder erlangte im Jahr 1992 internationale Bekanntheit. Das Buch wurde in 36 Sprachen übersetzt und u. a. mit dem Prix Médicis Étranger (Paris) und dem Premio Grinzane Cavour (Turin) ausgezeichnet. Es folgten die Romane Die Luftgängerin (1998), Die Unberührten (2000), Schatten (2002), Kristus (2004) und zuletzt Die Offenbarung (2007). Sein Theaterstück Dreck aus dem Jahr 1993 gehört bis heute zu den meistgespielten Monologen auf deutschsprachigen Bühnen und wurde verfilmt. Ausserdem schrieb er das Kinderbuch Der Schneeflockensammler (2020).Was wäre Literatur + - x : Lie?
Donnerstag, 9. September 2021, ab 14.30 - ca. 18.30 Uhr
Auslegeordnung durch die Institutionen
• 15.00 Literaturhaus Liechtenstein, Roman Banzer
• 15.30 Pen-Club Liechtenstein, Mathias Ospelt
• 16.00 IG Wort – Autorenverband Liechtenstein ,Armin Öhri / Jens Dittmar
• 16.30 Liechtensteiner Literaturtage, Hansjörg Quaderer
• 17.00 Landesbibliothek, Wilfried Oehry
• 17.30 Kulturstiftung Liechtenstein, Georg Tscholl
anschliessend Abendesssen + Musik
Es gilt die 3G-Regel!
Freitag, 10. September 2021, 8.30 - ca. 21.30 Uhr
Vorträge & Diskussionen
• 9.30 Vortrag von Peter Gilgen, Cornell University, N.Y (USA) zum Literaturgespinst Liechtenstein Diskussionsleitung: Armin Öhri
• 11.00 Vortrag von Wolfgang Hegewald, Autor, Hamburg (D) zur Werkstatt
der Wörtlichkeit Diskussionsleitung: Roman Banzer
• 13.30 Vortrag von Bettina Spoerri, Aargauer Literaturhaus (CH) zur Literaturvermittlung Diskussionsleitung: Hansjörg Quaderer
• 15.00 Vortrag von Jürgen Thaler, Felder Archiv, Bregenz (A) zum Literaturarchiv Diskussionsleitung: Wilfried Oehry
16.30 Schlussdiskussion unter der Leitung von Roman Banzer, Hansjörg Quaderer, Georg Tscholl
Es gilt die 3G-Regel!
Schreibwerkstatt
mit Monika Vogt© Janosch AbelArno Camenisch
Schatten über dem DorfArno Camenisch erzählt in seinem Roman von einem Dorf in Graubünden, das von einer Tragödie überschattet wird. Die Tragödie geschah eineinhalb Jahre, bevor der Erzähler auf die Welt kam. Davon handelt dieses Buch, es ist Arno Camenisch persönlichstes Buch, in einem berührenden Ton und mit grosser Klarheit erzählt Arno Camenisch vom Leben und vom Tod und von den Menschen, die von uns gingen und die wir weiter im Herzen tragen. Es ist ein Buch über den Umgang mit Verlust und das Vergehen der Zeit, und es ist ein Buch über die Zuversicht, dass mit dem Frühling die Sonne wieder ins Leben zurückkehrt.
Es gilt die 3G-Regel!
Eva Schmidt
Die Welt gegenüberDie Menschen, von denen Eva Schmidt in ihren Büchern erzählt, sind Nachbarn, Menschen, die neben anderen Menschen leben, einander nah genug, um sich einsam zu fühlen, weit genug voneinander, um sich zu beobachten: aus Neugier, aus dem Bedürfnis nach Berührung oder Intimität, aus Lust an der Überschreitung. Es sind Menschen, die nachts allein in einem Auto am Straßenrand sitzen, Menschen am Fenster, wenn gegenüber das Licht angeht, Menschen, die im Gespräch ausweichen und lieber wieder von ihren Hunden sprechen, solche, die länger als andere den Vögeln am Himmel nachschauen. Von ihnen erzählt Eva Schmidt mit Empathie und Zurückhaltung, nüchtern und beteiligt zugleich. Der Blick, den sie auf ihre Figuren hat, und die Sprache, in der sie lebendig werden, sind provozierend klar. So klar, dass darin nach und nach Ahnungen spürbar und Risse erkennbar werden: leise Irritationen, die noch das Alltäglichste in unserem Leben in eine gespenstische Atmosphäre kippen lassen und in ein Erschrecken darüber, wie allein wir sind.
Eva Schmidt lebt als freie Schriftstellerin in Bregenz. Sie ist Verfasserin erzählender Prosa und von Hörspielen; daneben übersetzt sie aus dem Italienischen. Nach dem Roman Zwischen der Zeit (1997) veröffentlichte Schmidt 2016 ihren aus 38 Episoden bestehenden zweiten Roman Ein langes Jahr, der in Bregenz verortet ist, wenn auch die Stadt nie erwähnt wird. Die Geschichte, die Kritiker an Robert Altmans Film Short Cuts erinnerte, gelangte auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016.
Es gilt die 3G-Regel!
© Flo MaakManfred Naescher
Der geheime Kinosaal der Bibliothek von AlexandriaDer geheime Kinosaal der Bibliothek von Alexandria (und andere Bilder) ist ein Buch über das Bildermachen (und auch selbst ein Bild). Die darin enthaltenen Prosagedichte stehen Reproduktionen von Aquarellen gegenüber, die eigens für das Buch entstanden sind. Das Buch erzählt vom Erinnern, und damit auch vom Tod und vom Zuhause, vom Sehen und von Projektionen, vom Versuch, Fragmente zusammenzusetzen, um daraus Bilder zu machen. Es geht um Verbindungen (wie im filmischen Erzählen), und wie diese Verbindungen durch Imagination und Sprache ermöglicht werden: Sternbilder beginnen dann zu existieren, wenn ihre Geschichte erzählt wird. Der geheime Kinosaal der Bibliothek von Alexandria (und andere Bilder) erscheint als Künstlerbuch in einer Erstauflage von 100 Unikaten: Jeder Buchumschlag zeigt eine eigene originale Zeichnung und so ist jedes Buch auch ein Bild.
Manfred Naescher (geb. 1973), lebt und arbeitet in Berlin als bildender Künstler, Autor, Designer und Dozent. Zu seinen bisher erschienenen Künstlerbüchern gehören die Portfolio-Edition Ferdinand Nigg mit den Tieren (2015) und der Leporello Still (2014), der unter anderem in der Artist Book Collection des MoMA Aufnahme fand. Seit 2016 publiziert Naescher die Subskriptions-Edition Collected Works. Er ist seit 2018 Mitglied des P.E.N.-Club Liechtenstein.
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ABGESAGT Michael Maar
ABGESAGT Die Schlange im Wolfspelz«Maar versteht es, den Stil einer Autorin, eines Autors, eines Textes, eines Zitats mit wenigen Worten, ohne akademische Herleitungen, ohne Jargon zu charakterisieren. Das klingt dann zum Beispiel so: „Grünbein-typisch ist die Kreuzung des Bildungsschweren – Nymphen, Hesperiden-Saft und Sibyllen – mit der saloppen Formel ‚Okay‘; indirekt also die Schule Gottfried Benns. Rätselhaft das Namen-Zurückziehen, aber Gedichte dürfen enigmatisch sein. Die Adjektive sind etwas erwartbar; die Nymphe scheu, die Boutique kühl. Der Wald, den man vor schlanken Beinen nicht sieht, leuchtet ein; das Wild mit Gürteln, die den Blick doch kaum ablenken, schon weniger.“ Das sitzt, weil der Stilkritiker sein Material liebt, in guten wie in schlechten Sätzen. Dass er neben präzisen Skizzen dann und wann in mystifizierende Metaphorik abgleitet („In der Chemie des Stils kommt es auf jedes Element an“), mag nur konsequent sein. Keine Liebesrede ohne Pathos.» (Jan-Frederik Bandel)
Michael Maar, geboren 1960 in Stuttgart, ist Germanist und Kritiker. Bekannt wurde er durch das Buch Geister und Kunst. Neuigkeiten aus dem Zauberberg (1996), das mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2000 erhielt er für seine Arbeit als Literaturkritiker den Lessing-Förderpreis für Kritik. Michael Maar lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin.
Es gilt die 3G-Regel!
(c) Judith Kinitz 2020Nora Gomringer
GottesanbieterinImmer öfter lässt sich Nora Gomringer die Gretchen-Frage stellen, sie antwortet in Essays, Reden, Geschichten und natürlich: in Gedichten. Das geschieht oft komisch und mit einem Augenzwinkern, ihr und jedes Gläubigsein ist persönlich. Die Lyrikerin hat sich zuletzt mit irdischen Ängsten, Krankheiten und Phänomenen des Oberflächlichen beschäftigt, doch das Metaphysische wohnte dem schon immer inne – und denken wir an Gomringers Wanderung mit einem lispelnden, über die Einsamkeit des Menschen sprechenden Hermelin, so wundert es kaum, dass erneut eine tierische Begegnung Auslöser für die in diesem Band versammelten Gedichte ist: Schon vor vielen Jahren traf die Dichterin auf eine riesige Heuschrecke im US-amerikanischen Hinterhof ihrer damaligen Gastfamilie: die Gottesanbeterin. Es war diese einstündige Begegnung des Schweigens, die Gomringer zur Hinterfragung des irdischen Seins und der Vielgestaltigkeit von Religion gebracht hat, jenem «geschmacksverstärkenden, mal verträglichen, mal unverträglichen Glutamat des Seins». Der vorliegende Gedichtband versammelt eine Auswahl der von Gomringer seither unternommenen Betrachtungen des Dies- und Jenseitigen.
Nora-Eugenie Gomringer wurde 1980 in Neunkirchen/Saar geboren, wuchs in Oberfranken auf und besitzt die deutsche wie die schweizerische Staatsbürgerschaft. Sie hat Amerikanistik, Germanistik und Kunstgeschichte in Bamberg studiert, und danach eine Promotion im Fach Amerikanistik begonnen. Sie leitet seit 2010 das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg als Direktorin im Auftrag des Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Zahlreiche Aufträge, Aufenthaltsstipendien und Lehraufträge, auch im Namen des Goethe Instituts und der Pro Helvetia, haben sie als Autorin, Dozentin und Performerin rund um den Globus geführt. Im Herbst/Winter 2019 ist die Max-Kade-Gastprofessorin am renommierten Oberlin College in Ohio, USA.
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Detail Jahrbuch-CoverABGESAGT Präsentation JB 15
ABGESAGT Literatur sichten SüdtirolDas 15te Buch, das im Herbst 2021 erscheint, widmen wir Stimmen zeitgenössischer Literatur in, aus und von Südtirol. Es sind Erkundungen in einem für uns weitgehend unbekannten Literaturland, wie sehr auch Affinitäten und Verwandtschaften bestehen. Das Jahrbuch soll handeln von Literatur südtiroler Provenienz im weitestens Sinne, ob die Literatur daheim in den vielfältigen Regionen und Talschaften oder draussen in der Diaspora in diversen Städten entstanden ist. Wo Südtirol beginnt und wo es aufhört, ist schwer zu beantworten. Wir behaupten das auch vom eigenen Land, das ob der Kleinheit bloss aus Ränder besteht.
Es gilt die 3G-Regel!
norbert c. kaser 1978 in der alten schmiede, wien«Alto Adige - Alto Fragile»
Literaturexkursion Südtirol»ALTO ADIGE – ALTO FRAGILE«. [nach norbert c. kaser]
alto adige / alto fragile / reiseland / durchgangsland / niemandsland / […] ha-ha-hai / heimatland.
Literatur-Exkursion Südtirol
Meran – Bozen – Brixen
4 Tage: Begegnungen mit Südtiroler Autor*innen
Lesungen / Diskussionen an neuralgischen Orten, Plätzen & Gasthäusern
Termin: Do – So, 7. – 10. Oktober 2021
Kosten: Fahrt im Kleinbus + Übernachtungen 400.- Chf.
Platzzahl: sehr beschränkt.
© by Gunter GlücklichUwe Timm
Der Verrückte in den Dünen / MorengaEine inspirierende, kluge Reflexion über die Kraft der Utopie.
Utopien haben Uwe Timm zeit seines Lebens beschäftigt: in seinem literarischen und essayistischen Werk ebenso wie auf seinen Reisen. Im vorliegenden Band geht Uwe Timm der Frage nach, welch philosophische, künstlerische und gesellschaftlich gestaltende Kraft der utopische Gedanke heute noch entfaltet. Er beleuchtet das utopische wie dystopische Moment in Klassikern der Weltliteratur, erzählt von einer Reise nach Paraguay und untersucht gegenwärtige Aspekte utopischen Denkens im öffentlichen Bereich, etwa bei Graffitikünstlern. In Uwe Timms brillanten Betrachtungen und Erzählungen behauptet sich die Utopie als Verteidigung eines besseren Zusammenlebens, gegen alle Versuche, sie in ein System zu pressen oder ideologisch zu diskreditieren. Sie setzt die Kraft der Wünsche frei und somit die Kraft für die Zukunft.
Uwe Timm, geb. 1940 in Hamburg, lebt in München und Berlin. Sein Werk erscheint seit 1984 bei Kiepenheuer & Witsch in Köln, u. a.: Heisser Sommer (1974), Morenga (1978), Der Schlangenbaum (1986), Kopfjäger (1991), Die Entdeckung der Currywurst (1993), Rot (2001), Am Beispiel meines Bruder (2003), Der Freund und der Fremde (2005), Halbschatten (2008), Vogelweide (2013), Ikarien (2017)
Platzreservierung erforderlich! - Es gilt die 3-G-Regel.
Hans-Jörg Rheinberger
Zwischen den Zeilen - Buchpräsentation und Lesung«Zwischen den Zeilen» - Liechtensteiner Miszellen, 2021 im Van Eck Verlag erschienen, umfasst Texte zwischen 2010 und 2020. Die Sammlung dokumentiert Hans-Jörg Rheinbergers Beiträge zu Publikationen aus Liechtenstein und Themen, die das Land betreffen. Der Blick von aussen, den der Liechtensteiner Autor mit den Jahren gewonnen hat, bietet Erhellendes und Bedenkenswertes. Es sind Gelegenheitsarbeiten im besten Sinne des Wortes: vom jeweiligen Anlass diktiert, aber über ihn hinausweisend. Die einzelnen Texte fügen sich zu einem bunten Strauss an Formaten. So beginnt die Anthologie mit Rheinbergers Vaduzer Predigt, gehalten in der evangelischen Kirche im Ebenholz im Oktober 2010. Sie enthält Gedichte aus den Jahrbüchern des Literaturhauses Liechtenstein und dem Zifferblatt des Liechtensteiner P.E.N.-Clubs. Poetische Einsprengsel werden mit politischen Reflexionen zur Thematik der Wissenschaftsförderung und zum Wahlrecht für im Ausland lebende Liechtensteiner Bürgerinnen und Bürger ergänzt. Gespräche und Rückblicke befassen sich mit der Zeit des kulturellen Aufbruchs der 1960er-Jahre in Liechtenstein.
[Kurzvita]:
Hans-Jörg Rheinberger, * 1946, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Studierte Philosophie, Linguistik u. Biologie in Tübingen, habilitierte in Molekularbiologie. Neben seiner vielfältigen wissenschaftlichen Tätigkeit publiziert er regelmässig Essays un Gedichte.
Platzreservierung erforderlich! - Es gilt die 3-G-Regel.
Benjamin Quaderer
surpriseBenjamin Quaderer wird kürzere Texte lesen, die in den letzten anderthalb Jahren entstanden sind. «Ein kleiner Einblick in die Werkstatt, bzw. was in der Werkstatt passiert, wenn man gerade nicht einen Roman schreibt, oder sich darauf vorbereitet, irgendwann dann den nächsten zu schreiben.» (B.Q.)
Benjamin Quaderer, geboren 1989 in Feldkirch, Österreich, und aufgewachsen in Liechtenstein, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. Er war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift BELLA triste und Teil der künstlerischen Leitung von PROSANOVA 2014 – Festival für junge Literatur. Für immer die Alpen ist sein erster Roman, der im dt.-sprachigen Feuilleton zu Recht überschwänglich gepriesen und zuletzt mit dem renommierten Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet wurde.
Es gilt die 3 G-Regel!
Platzrerservierung erforderlich.
nota bene:
Diese Woche wurde von der Liechtensteinischen Regierung beschlossen, analog zu den Bestimmungen in der Schweiz, die Zertifikatspflicht einzuführen. Bedeutet: dass nur noch getestete, geimpfte oder genesene Personen (ab 16 Jahren) nach dem Vorweisen ihres Covid-Zertifikats unsere Veranstaltungen besuchen dürfen.
Angela Krauss
Der StromDer Strom von Angela Krauss kommt äusserlich als Prosastück daher, als Erzählung von knapp einhundert Seiten. Die Sprache dieses schmalen Bandes ist aber so licht und fein, voller Metaphern, Motive und Zitate aus der deutschen Romantik, dass man eher von einem Gedicht in fließenden Sätzen sprechen möchte. Literarische Fundstücke wie Rilkes Archaischer Torso Apollos («Du musst Dein Leben ändern») und Goethes Alles fliesst funkeln im Erzählfluss. Auch Motive aus ihren früheren Werken führt Krauss fort: Die früh gestorbene Schildkröte, dingliche Überbleibsel des Vaters, der Selbstmord beging, oder die Elefanten, die immer zur vollen Stunden trompeten. Sie reist dem ersten Kuss hinterher, ausgetauscht mit einem Pionier der kommunistischen Jugend Italiens «in jenem Jahr, in dem die Karbolfabrik explodierte». Liebe, diese feinstoffliche Angelegenheit, steht dann verloren in der Betonbanalität eines italienisches Badeorts Jahrzehnte später, ein Sandkorn zwischen den Zehen.
Angela Krauss wurde 1950 in Chemnitz geboren, studierte zunächst Werbegestaltung in Berlin und arbeitete dort für Messen und Ausstellungen. 1976 nahm sie das Studium am Literaturinstitut «Johannes R. Becher» in Leipzig auf, wo sie seit 1980 als freie Schriftstellerin lebt. 17 Lyrik- und Prosaveröffentlichungen.
Es gilt die 3G-Regel !
Banzer Hasler Marxer
Eine musikalische ErzählungIm Rahmen der 15, Liechtensteiner Literaturtage:
Roman Banzer
Steiner - eine musikalische Erzählung
Werner Hasler und Wilfried Marxer haben sich mit Roman Banzer zusammengetan, um dessen Texte als musikalische Erzählung auf die Bühne zu bringen. Steiner als Leitfigur führt durch ein Leben voller Widersprüche. Glücklich und grantig, schlau und plump, liebevoll und aggressiv. Ein Charakter, der sich nicht leicht tut und dennoch fröhlich und gerne am Leben ist. Sprache und Musik in liebevollem Kauderwelsch.
Roman Banzer: text
Werner Hasler: bass
Wilfried Marxer: gitarre
Für diese Veranstaltung gilt die 3G-Regel
15. Liechtensteiner Literaturtage
Freitag, 3. September 2021 19 Uhr Vernissage Helena Becker, Papierschnitte
20 uhr: Vortrag von Anya Schutzbach zur Rolle der Lektorin, des Lektors
Sa, 4. September Lesungen + Steiner
11-00 Sophie Reyer, auf www.literaturkanal.li
13.30 Wolfgang Mörth
15.00 Maria C. Hilber
16.30 Julia Weber
18.00 Marcel Beyer
20.30 Roman Banzer: Steiner, eine musikalische Erzählung
So, 5. September Podiumsgespräch + Lesungen
11.00 Podiumsgespräch geleitet von Peter Gilgen mit Róža Domašcyna, Julia Weber und Erwin Künzli
13.30 Róža Domašcyna
15.00 Christina Viragh
Das Detailprogramm der Lesungen entnehmen Sie bitte dem Programmheft,das Sie untenstehend als pdf-file herunterladen können.
Büchertisch Omni Bücher ~ Handverlesenes + Antiquarisches vom Antiquariat Q
Kooperation mit dem SKINO, Literaturverfilmungen
Sponsoren Kulturstiftung Liechtenstein, Fürstlicher Kommerzienrat Guido Feger Stiftung, Gemeinde Schaan, u.a.
ArGe Liechtensteiner Literaturtage:
Mathias Ospelt (Moderator) & Hansjörg Quaderer (Programmverantwortlicher)
Monika Helfer
VatiEin Mann mit Beinprothese, ein Abwesender, ein Witwer, ein Pensionär, ein Literaturliebhaber. Monika Helfer umkreist das Leben ihres Vaters und erzählt von ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Von dem vielen Platz und der Bibliothek im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen, von der Armut und den beengten Lebensverhältnissen. Von dem, was sie weiss über ihren Vater, was sie über ihn in Erfahrung bringen kann. Mit grosser Wahrhaftigkeit entsteht ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft. Ein Erinnerungsbuch, das sanft von Existenziellem berichtet und schmerzhaft im Erinnern bleibt. «Ja, alles ist gut geworden. Auf eine bösartige Weise ist alles gut geworden.»
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Robert-Musil-Stipendium, dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur und dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet. Mit ihrem Roman Schau mich an, wenn ich mit dir rede (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Die Bagage (Roman, 2020) erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschien von ihr bei Hanser Vati (Roman, 2021).
Anmeldung unerlässlich! 3G-Regel oder Maskenpflicht fürs Publikum.
20 Jahre Literaturhaus - Fest
Am Freitag, den 24. August 2001 wurde das Literaturhaus gegründet. Am Samstag, den 21. August, 19 Uhr feiern wir das mit einer Festrede von Paul Jandl, mit Ehrengästen, mit der Vorstellung von Projekten, mit Essen und Trinken, mit Musik.
Alle sind herzlich eingeladen.
© Andrea KohlerMathias Ospelt
Ebaholz – Kurzkrimi / 2. DurchführungDie Erzählung Ebaholz beruht auf einer wahren Begebenheit: An einem Dienstagmorgen im Juli des Jahres 1965 wurde der Primarschüler M.C. vom Pausenplatz der Vaduzer Primarschule Ebenholz entführt. Im Mittelpunkt des von Mathias Ospelt verfassten Kurzkrimis steht aber nicht dieser für die damalige Zeit spektakuläre Entführungsfall, sondern das Schicksal zweier Buben, die Zeugen der Vorbereitungsarbeiten der Entführer waren. Der aus den bereits publizierten Kurzkrimis "Güediga" und "Fürstensteig" bekannte Wachtmeister Peter Kaiser steht in diesem Fall doppelt unter Druck: Wer sind die Entführer und was wollen sie? Und wo zum Teufel stecken der kleine Friedrich und sein Freund Anton?
Der Vaduzer Mathias Ospelt, geb. 1963, ist Autor und Veranstalter. Seit 1994 hat er neben zahllosen Bühnenstücken auch mehrere Bücher herausgebracht wie z. B. den Erzählband "Wege. Gänge." (2018), in dem sich auch die beiden Kurzkrimis "Fürstensteig" und "Güediga" befinden. Ospelt war Mitglied des Liechtensteiner Gabaretts Das LiGa/OOS, er ist Mitgründer des Vaduzer Kleintheaters «Schlösslekeller», Mitorganisator der "Liechtensteiner Literaturtage" und Präsident des P.E.N.-Clubs Liechtenstein.
Zweifel, Mörth, Tscholl
Podium zur Dringlichkeit der LiteraturPodiumsgespräch zur Dringlichkeit der Literatur
Das Jahrbuch 12 des Literaturhauses Liechtenstein, 2018 erschienen, stand unter dem Akzent der «Dringlichkeit der Literatur». Wir hatten 16 namhafte und gestandene AutorInnen gewinnen können, die Fragestellung in Essays zu erörtern. Es ist substantiell vielleicht das bislang gehaltvollste Jahrbuch geworden, von dem bis heute Fachleute und Literaturkenner angetan sind. Stefan Zweifel, Georg Tscholl und Woifgang Mörth diskutieren zu ihren je verschiedenen Ansätzen.
Stefan Zweifel leitet das Gespräch.
Stefan Zweifel
geboren 1967, studierte Philosophie, Ägyptologie und Komparatistik in Zürich. Bekannt wurde er durch seine Neuübersetzung der Hauptwerke von Marquis de Sade mit Michael Pfister. Neben der Organisation von Ausstellungen über den Dadaismus und den Surrealismus war Zweifel 2007 bis 2014 Mitglied der Sendung »Literaturclub« im Schweizer Fernsehen, zuletzt als Moderator. Er ist als Übersetzer tätig, schreibt u.a. für die»NZZ« und leitete 2015 mit Juri Steiner den Salon Suisse an der kunstbiennale in Venedig.
Wolfgang Mörth
1958 in Bregenz geboren, absolvierte die htl für Elektrotechnik
in Bregenz, war tätig im Kulturbereich in Graz, später Autor und Regisseur
von Werbe- und Dokumentarfilmen. Seit 1991 literarisch tätig. Schreibt
Theaterstücke, Erzählungen und Essays, ist Mitgründer und Herausgeber der Literaturzeitschrift miromente und seit 2016 Präsident des AutorInnenverbands Literatur Vorarlberg. Wurde u. a. ausgezeichnet mit dem Harder Literaturpreis (1993), dem Vorarlberger Literaturpreis (1994), dem Förderpreis beim Max von- der-Grün-Preis (1995) und dem Heidelberger Theaterpreis (2014). Lebt in Bregenz.
Georg Tscholl
Georg Tscholl, geboren 1973, war Leiter des Verlags des österreichischen Filmarchivs, ist Mittelschullehrer für Deutsch und Philosophie in Sargans und Privatdozent der Uni Wien. Veröffentlichungen: «Krumme Geschäfte» (Würzburg 2005), «Gedächtnisse des Films» (gemeinsam herausgegeben mit Armin Loacker, Wien 2014), «Die Poésie bewegter Bilder» (Wien 2018) und (mit Anna Hilti, Krispin Hée und Laura Locher) «Die wesentliche Eigenart aber liegt in der Blüte» (Leipzig 2020).
© Andrea KohlerMathias Ospelt
Ebaholz – Kurzkrimi AUSVERKAUFTDie Erzählung Ebaholz beruht auf einer wahren Begebenheit: An einem Dienstagmorgen im Juli des Jahres 1965 wurde der Primarschüler M.C. vom Pausenplatz der Vaduzer Primarschule Ebenholz entführt. Im Mittelpunkt des von Mathias Ospelt verfassten Kurzkrimis steht aber nicht dieser für die damalige Zeit spektakuläre Entführungsfall, sondern das Schicksal zweier Buben, die Zeugen der Vorbereitungsarbeiten der Entführer waren. Der aus den bereits publizierten Kurzkrimis "Güediga" und "Fürstensteig" bekannte Wachtmeister Peter Kaiser steht in diesem Fall doppelt unter Druck: Wer sind die Entführer und was wollen sie? Und wo zum Teufel stecken der kleine Friedrich und sein Freund Anton?
Der Vaduzer Mathias Ospelt, geb. 1963, ist Autor und Veranstalter. Seit 1994 hat er neben zahllosen Bühnenstücken auch mehrere Bücher herausgebracht wie z. B. den Erzählband "Wege. Gänge." (2018), in dem sich auch die beiden Kurzkrimis "Fürstensteig" und "Güediga" befinden. Ospelt war Mitglied des Liechtensteiner Gabaretts Das LiGa/OOS, er ist Mitgründer des Vaduzer Kleintheaters «Schlösslekeller», Mitorganisator der "Liechtensteiner Literaturtage" und Präsident des P.E.N.-Clubs Liechtenstein.
Claudia PricherSepp Mall
Hoch über allemEin sanfter Roman über die Liebe und die Verletzlichkeit unserer Seelen. Eine einfühlsam erzählte Vater-Tochter-Geschichte – und eine vergangene Liebe.
Jakob weilt mit seiner Familie im Winterurlaub, als ihn ein unerwarteter Anruf erreicht: Emma, seine Tochter aus einer früheren Beziehung, ist am Telefon, ihre Mutter Maria liegt im Krankenhaus in ihrer Südtiroler Heimat. Sofort machen sich Jakob und Emma gemeinsam dorthin auf, um zu erfahren, was Maria zugestoßen ist. Es ist seine verloren geglaubte Tochter, die der Vater auf der Fahrt in die Südtiroler Heimat behutsam, aber beharrlich zurückgewinnt. Und, wie man in Rückblenden erfährt, war es seine große Liebe – Maria, die damals als Studentin in Wien ihrer Bergbauernherkunft zu entfliehen suchte…
Große Gefühle und kleine Erschütterungen vor der rauen Kulisse der Südtiroler Berge. Gefühlvoll zeichnet Sepp Mall mit Blick zurück in die Vergangenheit das Porträt einer zerbrechlichen jungen Frau zwischen Südtiroler Bergbauernwelt und Wiener Studentenmilieu; währenddessen überwindet in der Gegenwart ein Vater die Kluft zu seiner Tochter – zwei ineinander verschränkte Reisen, die Mall mit sanfter Eindringlichkeit schildert. Wie oft in seinen Romanen erzählt er kunstvoll von den kleinen Erschütterungen im Zwischenmenschlichen: Erschütterungen, die die Sicherheiten, in denen man sich wiegt, von einem Moment zum anderen ins Wanken bringen.
© Heike Steinweg - Suhrkamp VerlagMarion Poschmann ---> LITERATURKANAL
Nimbus«In Poschmanns klug komponierten, sich in neun Kapitel gliedernden Gedichtband wird vom Eingangskapitel, in dem mit dem Schnee zugleich Weiss als Farbe dominiert, ein Bogen bis zum Schlusskapitel Daimon geschlagen, in dem das Weiss in Grau und schließlich in Schwarz übergeht. Deutlich zeigt sich das an Gedichttiteln wie Eisengrau, Schwarzpigment oder Nimbus – wie eine dunkle Wolke genannt wird. Durch diesen Farbwechsel erfährt das dem Band eingeschriebene Thema des Klimawandels eine überzeugende Visualisierung. Es wird, wenn die Gletscher verschwinden und die Regionen ewigen Schnees auftauen – im doppelten Wortsinn – immer dunkler werden. Von daher ist es konsequent, wenn das letzte Kapitel in Marion Poschmanns Lyrikband mit Daimon überschrieben ist. Zum einen erinnert sie so an den deutschen Erfinder, der Trockenbatterien und Taschenlampen unter dem Markennamen 'Daimon' vertrieb, zugleich aber verweist sie auch – und dies gehört zu den Besonderheiten von Poschmanns Dichtung – auf eine weitere, dem Wort eingeschriebene Bedeutung. Der Daimon erscheint bei Platon als ein Wesen, das die Menschen hinter die Schwelle des Todes führt. Die Menschheit steht, dies macht Marion Poschmann auf eindringliche Weise deutlich, an einem Scheideweg. Gelingt es ihr nicht, die Klimakatastrophe durch den Einsatz von erneuerbarer Energie abzuwenden, dann scheint eine in schwärzestem Schwarz gehaltene Zukunft, wie sie in dem Gedicht Neopren beschrieben wird, unausweichlich zu sein:
«auflösen würden sich: Cumulostratus
die weite Wasserflächen bedecken
die Meere beschirmen und keine
Besitzansprüche erheben
aufquellen werden: die staatenbildenden
Wolken, vom Donner emporgehoben
Gewalten, die sich durch Reibung entzünden
wenn sie zu dicht aneinander vorbeiziehen
bleiben wird: nächtelang
das Schlagen von Kofferraumdeckeln
ein Wind, der die Dinge verdunkelt
ihnen Konturen nimmt»
(aus: Deutschlandfunk)
Marion Poschmann
1969 in Essen geboren, studierte Germanistik und Slawistik und lebt heute in Berlin. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Klopstock-Preis 2018 für ihren Roman Die Kieferninseln (2017), der auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und auf jener des Man Booker International Prize 2019 stand. 2020 erschien Nimbus, ihr jüngster Gedichtband.
Michael Donhauser im Literaturkanal
Lieder und LegendenMichael Donhauser im Literaturkanal
Lieder und Legenden
Die „Schönsten Lieder“ von Michael Donhauser sind, ergänzt um die „Einsame Fuge“, 2019 neu aufgelegt in der Edition Böttger in Bonn erschienen. Dazu hat Donhauser für den Literaturkanal einen Beitrag erstellt, der am Freitag, den 26. März, um 20 Uhr zu sehen sein wird. Zu den „Schönsten Liedern“ schreibt Samuel Moser: „Wiewohl diese Gedichte auf kleinem Fuss leben und ohne rhetorischen Lärm, ohne die sogenannt „reiche“ Sprache auskommen, wird es nie eng in ihnen. Die Wörter bewegen sich fast ohne syntaktische Fesseln im Textraum und können sich buchstäblich untereinander austauschen. Knirschende Satzgelenke, hierarchische Strukturen findet man kaum. Dafür das unbestimmte „und“, das ebenso als Brücke wie als Bruch aufgefasst werden kann.
Donhausers Lieder haben keinen „Gegenstand“. Sie sind die Dinge: Wind (das Wehen), Licht (das Scheinen), Nacht, Schnee, Blätter, Wärme, Gerüche, Tageszeiten, Jahreszeiten, Lebenszeiten. Auch metaphysische „Dinge“ gehören dazu: Not, Sorge, Furcht, Liebe, Begehren. Sie sind, wenn man so will, die Helden dieser Epopöe des Elementaren.
„Thema“ muss musikalisch verstanden werden: als Sequenz von Klang und Rhythmus, als Melodie mit Crescendo und Decrescendo, Accelerando und Ritardando. (…) Die Subjektivität des Autors ist auch spürbar im Hiat, der seine Texte prägt. Es handelt sich dabei nicht um ein Gefühl, zwischen einer Aussenwelt und einer mit ihr inkommensurablen Innenwelt zerrissen zu werden. Vielmehr geht es um die Erfahrung der Synchronie des Asynchronen: der Gleichzeitigkeit unserer Zeit und der der Dinge. Donhausers Prosagedichte besingen nicht ein ewiges, unberührtes Sein, sondern ein wirkendes und sich also auch verwirkendes. Das ins Verschwinden verwickelte Dasein: „ich suche ihr zu sagen, wie schön sie sei, / wie schön sie war, da sie legte ihre Arme / um meinen Nacken, als hätte all dies sein / Gutes, das Betören wie das Lassen.“
In einer Linie mit diesen Liedern und von ihrer Weise doch abweichend bewegen sich die „Legenden“ genannten Gedichte, die vom Vergehen erzählen, als wäre, was war, noch einmal und anders zu lesen.
Michael Donhauser, geb. 1956 in Vaduz, lebt in Vaduz und Wien. Seit 1986 Veröffentlichung von Gedichten, Erzählungen, einem Roman und essayistischen Arbeiten zur Poetik in Werken der Literatur und Kunst. Vereinzelt Übersetzungen aus dem Französischen (Arthur Rimbaud, Francis Ponge). Zahlreiche Preise, unter anderem: Georg-Trakl-Lyrikpreis 2009 und Heimrad-Bäcker-Preis 2019. Letzte Veröffentlichungen: Variationen in Prosa (Matthes & Seitz Berlin 2013), Waldwand. Eine Paraphrase (Matthes & Seitz Berlin, 2016), Schönste Lieder. Einsame Fuge (Edition Böttger, Bonn 2019).
© Thorsten GreveAnne Weber---> LITERATURKANAL
Annette, ein HeldinneneposAnnette, ein Heldinnenepos von Anne Weber ist ein Werk, das ganz im Zeichen des Widerstands steht. Die 96-jährige französische Medizinerin und Résistance-Kämpferin Anne Beaumanoir, geboren 1923 in der Bretagne, ist die unangefochtene Heldin dieses mit dem Deutschen Buchpreis 2020 prämierten Versepos. Sie stellte ihr Leben in den Dienst des Kampfs gegen Besatzer, zunächst gegen die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs, dann, ab 1954, gegen die französischen Kolonialherren in Algerien. Zunächst scheint es heute ein kühnes Projekt, einen Roman in Versform in Angriff zu nehmen. Allein für diese formale Herausforderung gebührt der Autorin Anne Weber schon Respekt. Der Text ist in Versen von unterschiedlicher Länge gehalten; ein durchgehend gleichbleibendes Metrum wie der für das Epos typische Hexameter ist dabei nicht zu erkennen, was vielleicht manchen Formalisten enttäuschen wird.
Das Epos stellt traditionell männliche Helden in den Mittelpunkt – Achill in der Ilias, Odysseus in der Odyssee oder Aeneas in der Aeneis –, die sich im Kampf, auf Reisen und Irrfahrten durch ihre Heldentaten bewähren müssen. Nicht selten dient das Genre zudem als Nationalepos der Selbstaffirmation eines ganzen Volkes. Etwas anders liegt die Sache bei Annette, ein Heldinnenepos. (Florian Birnmeyer; Kulturmagazin, Okt. 2020)
Anne Weber, Schriftstellerin und Übersetzerin wurde 1964 in Offenbach geboren und lebt seit 1983 in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt (u.a. Sibylle Lewitscharoff, Wilhelm Genazino) als auch umgekehrt (Pierre Michon, Marguerite Duras). Ihre eigenen Büchern schreibt sie sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache. Ihre Werke wurden u. a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis, dem 3sat-Preis, dem Kranichsteiner Literaturpreis und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet. Beim S. Fischer Verlag sind u.a. erschienen: Luft und Liebe, Ahnen und Kirio. Bei Matthes & Seitz Berlin sind ihre Übersetzungen der Werke von Georges Perros erschienen: Luftschnappen war sein Beruf und Klebebilder. Für ihr Buch Annette, ein Heldinnenepos wurde Anne Weber mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet.
Shared Reading
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Anmeldung an: buechel@sleepless-sheep.com© Chris VeltmannRut Bernardi---> LITERATURKANAL
Gedichte bzw. Sprachspiele (ladinisch/deutsch)Rut Bernardi, *1962 St.Ulrich-Gröden, lebt in Klausen (Südtirol). Ladinischer Muttersprache. Romanistikstudium an der Universität Innsbruck. Lehrbeauftragte für Rätoromanisch an den Universitäten Zürich, Innsbruck, München, Mannheim und Bozen. Publizistin: u.a. Redakteurin der wöchentlichen Radiosendung L liber - da piz a cianton (Das Buch - kreuz und quer) und Regie und Moderation der monatlichen Radiosendung L cuartet leterer (Das literarische Quartett) der Rai Ladinia in Bozen. Sie schreibt auf Ladinisch und Deutsch. Verschiedene literarische Preise und kulturelle Auszeichnungen. Zur Zeit: Beauftragte an der Freien Universität Bozen. Literarische Lesungen im In- und Ausland.
Letzte literarische Veröffentlichungen:
Bernardi, Rut (2011): Lirica y prosa da piz a cianton – Lyrik und Prosa kreuz und quer. Klagenfurt, Hermagoras/Mohorjeva Verlag. ISBN 978-3-7086-0502-9 (Deutsch-Grödnerisch).
Bernardi, Rut (20182): Gherlandes de sunëc – Sonettenkränze. Innsbruck, Haymon - V. ISBN 3-7082-3111-2. (60 Sonette - Grödnerisch - Deutsch)
Bernardi, Rut (2020): Vites scutedes via. Essays letereres. Bulsan: Departimënt Educazion y Cultura Ladina. ISBN 978-88-6669-094-8. (Essays - Grödnerisch)
Letzte wissenschaftliche Veröffentlichungen:
Bernardi, Rut; Videsott, Paul (2013): Geschichte der ladinischen Literatur. Ein bio-bibliografisches Autorenkompendium von den Anfängen des ladinischen Schrifttums bis zum Literaturschaffen des frühen 21. Jahrhunderts. Bozen: Bolzano/Bozen University Press, 1502 S. [Scripta Ladina Brixinensia, 3]. ISBN 978-88-6046-060-8 (Deutsch mit originaler Literatur).
Bernardi, Rut; Chiocchetti, Fabio; Videsott, Paul (Hg.) (2015): Minorities not Minority: A Window on Italian Cultures. Poets from Ladinia. Volume 4. Gwynedd: Cinnamon Press. ISBN 978-1-910836-14-9. (Lyrik - Ladinische/Englisch)
© C. EdlhoferThomas Sautner---> LITERATURKANAL
FuchserdeThomas Sautner liest aus seinem 2006 erschienen Roman "Fuchserde", der die Geschichte der fahrenden Minderheit der Jenischen beleuchtet, gibt einen Einblick in seinen dieser Tage erscheinenden neuen Roman "Die Erfindung der Welt".
Fuchserde
Schon seit ihrer Kindheit ist Frida der charismatische Mittelpunkt einer großen Familie. Angstlos nach dem frühen Tod ihrer Mutter, sorgt sie mit ihrer ungezähmten Art für Kopfschütteln bei den Bewohnern des kleinen Dorfes, in dem sie lebt. Kein Mann ist ihr recht, und kein Mann kann ihr widerstehen. Frida ist eine Jenische - Angehörige eines beinahe in Vergessenheit geratenen fahrenden Volkes. Über Generationen hinweg haben ihre Vorfahren schon im "Biberling", den kalten Monaten, ihre einfachen Hütten bewohnt, um dann im "Hitzling", in dem die Sonne zunehmend an Kraft gewinnt, wieder mit ihren Pferdewagen loszuziehen. Es ist ein rau-romantisches Leben, das Frida und die Ihren führen, mit dem Sternenhimmel als Dach, geheimnisvollen Geschichten am Feuerplatz und einer Sprache, die den Sesshaften Rätsel aufgibt. Ihren Lebensunterhalt verdienen die Fahrenden noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts als Scherenschleifer, Besenbinder, Pfannenflicker, als Wahrsagerinnen oder als Kräuterfrauen. Sie fühlen sich frei wie der Wind. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten aber setzt eine dramatische Zäsur im Leben der Familie, die versucht, der Vernichtung zu entrinnen: mit Hilfe uralten Wissens, schier waghalsigem Humor und unbändiger Kraft. Thomas Sautner erzählt die Geschichte zweier Familien, deren Schicksale durch die Liebe ihrer Kinder miteinander verknüpft werden und deren Alltag vom tiefen Verstehen der Natur geprägt ist, von wunderbaren Weisheiten und vom Leben mit den Jahreszeiten. Das nördliche Waldviertel, mystisch-schön mit seinen ausgedehnten Wäldern, dunklen Teichen, tiefen Mooren und den Jahrmillionen alten markanten Restlingen aus Granit ist dabei mehr als bloß der Schauplatz eines großen Familienromans.
»Vor unseren Augen leben Menschen wie auf einem anderen Kontinent. Mit einer Kultur so alt wie die unsere - und in unserer langsam verschwindend: die Jenischen. Dieser außergewöhnliche Debütroman unternimmt das Abenteuer, diese Welt zu erforschen. Ein Buch voller Weisheit, berührend, humorvoll und unglaublich spannend.«
Robert Menasse
Thomas Sautner, Dr. phil, 1970 in Gmünd geboren, ist österreichischer Schriftsteller und Essayist. Er lebt in seiner Heimat, dem nördlichen Waldviertel, sowie in Wien. Neben zahlreichen Erzählungen erschienen von ihm u.a. die Romane „Fuchserde“, "Fremdes Land“, „Die Älteste“, "Das Mädchen an der Grenze", "Großmutters Haus" und aktuelll diesen Februar "Die Erfindung der Welt".
Maria C. Hilber ---> LITERATURKANAL
Literatur PerformanceLiteraturkanal startet
Das Literaturhaus öffnet diesen Freitag um 20 Uhr seinen Literaturkanal und setzt ein eigenes Digitalformat um, das die Corona-Situation überbrücken hilft. Kein blosser Streamingdienst, sondern eigenständiges Produkt, mal Portrait, mal Performance, mal Lesung.
Maria C. Hilber wird als schreibende Forscherin aus einigen Essays zu syndromhaften Erscheinungen lesen. Die Texte sind zwischen 2014 und 2020 entstanden. Sie liest, moderiert sich selbst und arbeitet an manchen Stellen auch mit FoundFootage. Eine Art Lecture Reading Performance.
Maria Christina Hilber *1984, lebt und arbeitet zwischen Südtirol und Wien. Masterstudium von “Art and Science” an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Mehrjährige Tätigkeit als Künstlerische Leitung bei pro mente inWien. Mitbegründerin von “NANG. Autonomes Wort” und Initiatorin der “CASA NANG. Temporäres Literaturhaus”, Südtirol 2015. Erstes Stück 2012 unter dem Dachtitel “Im Jahre des Affen”. Zweites performatives Stück “Weiß. Kein Schildkrötenhaus”. Maria schreibt am geförderten Projekt Hyperlinkessays. Sie versteht sich als systemische Arbeiterin, Autorin, Performerin und Gastgeberin, als komponierendes Labor. Sie sucht nach neuen Wegen der Verknüpfung zwischen den Disziplinen, nach neuen (politischen) Verhandlungsformen und literarischen Entfaltungen zwischen Fiktion, Faktum und Beobachtungen.
© Maria-Luise SchwizerLiteraturhaus-Jahrbuch
Reparatur der ZukunftDreizehn Autorinnen aus vier Regionen – Graubünden, Liechtenstein, St. Gallen und Vorarlberg – setzen sich den Spannungsfeldern des Jahres 2020 aus, in dem vieles aus den Fugen geraten ist. Wie könnten Lösungen aussehen, wie ist die Befindlichkeit, die Wahrnehmung? Die 14. Ausgabe des Jahrbuch als eine der Widersprüche und mit der Suche nach neuen Wegen.
Es lesen: Christiani Wetter & Sabine Bockmühl
Geschrieben haben: Nancy Barouk-Hasler, Sabine Bockmühl, Bettina Dyttrich, Daniela Egger, Romana Ganzoni, Karin Jenny, Erika Kronabitter, Julia Kubik, Anna Ospelt, Verena Roßbacher, Julia Sutter, Isabel Wanger, Christiani Wetter – mit Fotografien von Maria-Luise Schwizer.
Gabriele Bösch
Der Mann in der BlüteDer Mann in der Blüte
von Gabriele Bösch zu einem Gemälde von Gernot Bösch
«Es war eine Idee der Öa-Kulturredakteur in Edith-Ulla Gasser:
Autor-innen erzählen über ein Werk der Bildenden Kunst. Die Idee fand Anklang, aus Vorarlberg machten sich Eva Schmidt, Monika Helfer, Wolfgang Mörth und Gabriele Bösch ans Schreiben von .Kunstgeschichten". Keine kunsthistorischen oder interpretierenden Texte sollten es werden, sondern Erzählungen. "Der Mann in der Blüte" hieß der Text von Gabriele Bösch - und bezog sich auf ein Gemälde ihres Ehemanns. Als die "Kunstgeschichte" im September 2019 gesendet wurde, hörte einer besonders gebannt zu: der Maler und Buchgestalter Hansjörg Quaderer. "Es war wie ein Bienentanz, wie die beiden einander umkreist haben." Deswegen wollte er das "dialogische Werk" in Buchform bringen.
Flucht nach Rom
"Es fällt mir manchmal schwer, mich im Kopf meines Mannes zurecht zu finden oder seine Übersetzungen in Bildernachzuvollziehen", sagt Gabriele Bösch. Also habe sie sich inein Bild von Gernot Bösch vertieft und "wild begonnen" darüber zu schreiben.
Die Erzählung beginnt mit einer Beziehungskrise. Die Frau hat ihren Rucksack gepackt und ist nach Rom gereist, steht beim Kolosseum, betrachtet die hölzernen Vögel, die ihr ein Straßenverkäufer andrehen will. Da bekommt sie eine SMS von ihrem Partner. "Wonach soll man sich strecken, wenn man vor dem geflohen ist, der einerseits Himmel und andererseits Hölle ist und war, und überhaupt Sterne erst in einer SMS zur Sprache brachte?" Ein ziemlich verklausulierter Dialog beginnt, entfaltet sich, und über WhatsApp kommen Bilder dazu. Gernot Bösch deutet auf das Gemälde, bei dem die Erzählung landen wird. Es stammt aus einer Serie mit floralen Studien. Er habe sich gefragt: "Waspassiert in diesen Blütenkörpern? Da entfalten sich geometrische Formen", und die sind im Atelier omnipräsent. Objekte aus Holz und Metall, Zeichnungen, Computergrafiken - es sieht nach komplexer Mathematik aus, aber es ist ein Spiel der Natur. "Die Staubgefäße zum Beispiel", sagt Gernot Bösch, "entwickeln sich zur strengen Geometrie." Aber erst allmählich. Der Beginn ihrer Entfaltung ist wild und ungeordnet.
Florale Diamanten
Staubgefäße, schwarz auf grünem Grund, zeigt das Bild. Es ist nicht gerahmt, so dass die dynamische Bewegung weitüber das Bild hinaus wirkt. Seitlich, fast verborgen, kann man eine menschliche Gestalt am Blütengrund erahnen. "In diesen Zeichnungen ist plötzlich einmal ein Mann in der Blüte aufgetaucht", erzählt Bösch, "dann ein weiterer, und so ist das dann zum Thema geworden." Das Spiel mit der Metapher vom "Mann in der Blüte" hat seinen Witz, klar, aber Gernot Bösch geht ein paar Schritte weiter. "Es geht ja nicht nur um diese Lebensphase der Blüte. Dieser Zustand gehört ja in jedes Leben. Das zu entfalten ist eine Kunst. Was hier passiert, ist, dass der Mann in dieser Lebensphase sich in eine Blüte setzt, sich vollkommen entspannt und genießt, was er sich vorher erdacht und erschaffen hat.» (Ingrid Bertel, KULTUR)
© Eva SchramJoachim B. Schmidt
KalmannKalmann
Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhövn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Tag für Tag wandert er über die weiten Ebenen um das beinahe ausgestorbene Dorf, jagt Polarfüchse und legt Haiköder im Meer aus, um den Fang zu Gammelhai zu verarbeiten. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.
«Ich bin vergesslich. Und das ist eine meiner Schwächen. Ich kann wichtige Sachen einfach so vergessen. Vor allem, wenn ich aufs Meer fahre. Als würde das Meer alle Erinnerungen schlucken, oder als würde sich das Gehirn wegen seiner Grösse ausweiten, und die Erinnerungen sind dann tief drin verborgen wie eine Flaschenpost im Ozean.»
«Eigentlich wollte ich einen Krimi schreiben», bekennt der Autor. Die Hauptrolle hätte eine Polizeikommissarin werden sollen, die jetzt im Buch eine tragende Nebenrolle spielt. Beim Schreiben, sagt Schmidt, «habe ich schnell gemerkt, dass Kalmann eine unglaublich spannende Persönlichkeit und alles andere als ein Dorftrottel ist. Einfach ein toller Mensch.»
Joachim B. Schmidt
Geboren 1981 in Graubünden, aufgewachsen als Bauernsohn am Heinzenberg, lebt und arbeitet seit 2007 als Autor, Journalist und Reiseleiter in Island. Schmidts aktueller Roman wurde mit einem Werkbeitrag der Pro Helvetia ausgezeichnet und ist im Herbst 2020 beim Diogenes-Verlag erschienen. Er steht bereits auf Platz 4 der Krimibestenliste (Frankfurter Allgemeine und Deutschlandfunk Kultur). Lesende nimmt der Schweizer Autor, der inzwischen Vater zweier Kinder und Isländer ist, auf eine Reise durch eine Geschichte mit, deren Tragik sich erst nach und nach erschliesst und deshalb einen regelrechten Sog entwickelt. Seine letzten drei Romane, In Küstennähe (2013), Am Tisch sitzt ein Soldat (2014) und Moosflüstern (2017) sind im Landverlag erschienen. https://joachimschmidt.ch/
Joachim B. Schmidt: Kalmann. Diogenes 2020, 352 Seiten, auch als Hörbuch erhältlich.
© Christiane BeyerHans-Peter Kunisch
Paul Celan und Martin Heidegger – Die Geschichte ihrer unmöglichen BegegnungAn den Worten würgte nur Einer
«Epochal schweigen: Hans-Peter Kunisch beschreibt, wie es gewesen sein könnte, als Paul Celan hoch im Schwarzwald Martin Heidegger besuchte, und Thomas Rohkrämer legt eine Biographie des Philosophen vor.
Unheimlich ist vieles, und wenig ist unheimlicher als das, was sich am 25. Juli 1967 im Schwarzwald zutrug. Ein Philosoph, der seine Nazivergangenheit unter den Teppich kehrte, und ein Dichter, der seine Eltern im Holocaust verloren hatte, fuhren in einem beigen VW-Käfer, chauffiert von einem jungen Germanisten, von Freiburg nach Todtnauberg, wanderten dort durch die Blumenwiesen, saßen in der Hütte zusammen, holten sich im Moor nasse Füße, aßen im Wirtshaus "Adler" zu Mittag und gingen in aufgeräumter Stimmung auseinander.
Die beiden wussten viel voneinander, als sie sich trafen. "Ich kenne alles von ihm", sagte Martin Heidegger vor dem Treffen, und Paul Celans emsige, penible Heidegger-Lektüre schlug sich in zahllosen Notizen nieder, die in der fast vollständigen Sammlung von dessen Schriften in seiner Bibliothek überliefert sind. Gut vorbereitet gingen sie in dieses Treffen, heftig nachbereitet wurde es auch. Celan schickte Heidegger sein Gedicht "Todtnauberg", das die "Hoffnung, heute, auf eines Denkenden kommendes Wort" zum Ausdruck brachte, und erhielt von ihm eine Antwort, die als Geste ins Ungefähre an Lahmheit nicht zu überbieten ist: "Ich denke, daß einiges noch eines Tages im Gespräch aus dem Ungesprochenen gelöst wird." Dazu kam es nicht.
Worüber Celan und Heidegger an jenem Julitag gesprochen haben, weiß man nicht genau. Der einzige Zeuge des Gesprächs während der Autofahrt hoch in den Schwarzwald, der Chauffeur Gerhard Neumann, nannte es später "epochal". Es sei über Heideggers Stellung zum Nationalsozialismus gesprochen, aber die meiste Zeit geschwiegen worden. Ihr Treffen rückte ins Zentrum der Aufmerksamkeit all derer, auf deren Gehirnen der Alb des zwanzigsten Jahrhunderts lastet, doch ist es eine leere Mitte.
Hans-Peter Kunisch hat ein Buch geschrieben, das um diese leere Mitte kreist und ein weites Netz auswirft, um deren Vor- und Nachgeschichte einzufangen.» (Dieter Thomä, FAZ, 17. 4. 2020)
Hans-Peter Kunisch, geboren 1962 in Visp/CH, studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und Philosophie und promovierte mit einer Arbeit über Musil, Schnitzler, Kafka. Das Treffen von Todtnauberg hat er vor Ort und in Archiven von Marbach bis Paris recherchiert und auch die letzten Zeitzeugen gesprochen. Hans-Peter Kunisch schreibt für DIE ZEIT, SZ, den WDR, DLF-Kultur und das PHILOSOPHIE-MAGAZIN.
© Evi KliemandEvi Kliemand
Ein Moment des Aufschauens, Hinschauens, die Natur schaut zurück
«Obdachlose Wörter bleiben unter sich.» ek
Evi Kliemand liest aus ihrem dichterischen Werk, das sie über fünf Jahrzehnte entstehen liess. Ihre Hefte bergen noch viel Unveröffentlichtes. Evi Kliemand ist in Vaduz geboren. Sie ist Schriftstellerin, Malerin und Publizistin, Ausbildungen absolvierte sie in Genf, New York, Zürich und St. Gallen. Sie verfasste zahlreiche Publikationen zu Kunst und Literatur in Liechtenstein. Mit ihren Gedichten, Sequenzen und Notizen offenbart sie sich als Lyrikerin von sprachlicher Fülle und mit intensiven, anspruchsvollen Texten. Die Bände ›Blätterwerk I-III‹ können als ihr Opus Magnum angesehen werden. Evi Kliemand wurde u. a. ausgezeichnet mit dem Anerkennungspreis des Kulturbeirats der liechtensteinischen Regierung, 1986; 1995 Grazer Kulturpreis,1995; Konstanzer Kunstpreis, 2004; und dem Josef Gabriel von Rheinberger-Preis, 2007.
Evi Kliemand lebt und arbeitet in Vaduz und unterhält in Triesenberg sowie in Intragna im Tessin ihre Ateliers. Mehr über sie und ihr Wirken unter www.kliemand.liCathy Wittmeyer
word-to-action performanceWord to Action Project - wordtoaction.com
Background
The climate crisis is too often seen as a problem for governments and businesses to solve. While students are drawing attention to the problem and placing blame accurately on the shoulders of their parents’ generations, they can use the arts and science to drive community-based solutions as well.
Mission
Word to action is a collaborative forum for creative & fun expression of climate change anxiety to persuade the public to take real and realistic actions. We work to motivate climate action through language with an exceptional student-involved spoken word poetry performance. We use student-led-research tools to gauge our influence.
Project Summary
A group of six international poets will gather for a week-long (Monday – Sunday) writing retreat in Liechtenstein. Here they will write poems around the topic of climate change and engage local students and/or poets in workshop. On the final Sunday of the retreat, the group will perform a spoken word event at Literaturhaus LI and involve the audience in a climate change commitment / survey. The data collected will be analyzed to determine the net reduction in carbon emissions over a 3-6 month period. Success of this first event, will lead to more events and more data and more reductions.
Why We Write In English
The primary language of Word to Action is English because:
climate change is an international problem that needs an international common language
Liechtenstein could set a contagious example for the world
a mix of German language poems and performances or translations are the hope
When the seats are full, please complete the contact form at wordtoaction.com and we will set up a second show on the same day 18.October.
© Kristiane SpitzAndreas Altmann
Häuser der schlafenden Gedichte«Die Poesie verschwindet nicht, sucht Wege ins Offene und so langsam wachsen aus den Augen, aus den Händen Gebilde, kleine Skulpturen, Häuser, 'Fabelhäuser' oder später nennen sie sich 'Häuser der schlafenden Gedichte', eins nach dem anderen. Und sie wollen ins Freie, wie die Gedichte, stehen in Frankreich, in Kalifornien, in Liechtenstein, in vielen Bundesländern. Und seit sie aus meinen Augen sind, kommen die Gedichte zurück, wollen durch die Türen, durch die Fenster, heraus und hinein. So wie es war, und doch anders.» (Andreas Altmann)
Andreas Altmann wurde 1963 in Hainichen/Sachsen geboren. Er arbeitete in verschiedenen Berufen, studierte Sozialpädagogik und lebt in Berlin. Bisher sind 10 Gedichtbände von ihm erschienen, zuletzt Die lichten Lieder der Bäume liegen im Gras und scheinen nur so (2014) und Weg zwischen wechselnden Feldern (2018), beide im poetenladen Verlag, Leipzig. Für seine Dichtung erhielt er mehrere Auszeichnungen, u. a. den Christine-Lavant-Lyrikpreis, den Erwin-Strittmatter-Preis und den Sächsischen Literaturpreis. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
© Martin FivianPeter Kamber
Fritz und Alfred RotterAlfred und Fritz Rotter. Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil.
Berlin in den «Goldenen Zwanzigern»: Das Metropol-Theater, das Residenz- Theater und weitere Theaterhäuser sind die «Rotterbühnen». Auf ihren Brettern machen die Brüder und Direktoren Fritz und Alfred Rotter Fritzi Massary oder Richard Tauber zu Weltstars und feiern mit Operetten grosse Erfolge. Doch in der Weltwirtschaftskrise bricht ihr Unternehmen zusammen, von den erstarkenden Nazis werden sie gedemütigt und schliesslich 1933, im vermeintlich sicheren Exil in Liechtenstein, von ihnen überfallen. Auf der panischen Flucht stürzen Alfred und Gertrud Rotter in den Tod, Fritz stirbt 1939 in einem französischen Gefängnis.
Dr. Peter Kamber, geb. 1953 in Zürich, studierte Geschichte und Soziologie. Als freier Autor schrieb er Reportagen und Essays für Zeitungen, Zeitschriften und das Radio. Forschung und Schreiben führten ihn nach Lausanne, Bern, Paris und nach Berlin, wo er heute lebt. Neben Biografien veröffentlichte er auch einen ersten historischen Roman.JuLi: Kreatives Schreiben
für Kinder und JugendlicheKreatives Schreiben für Kinder und Jugendliche jeweils mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr (8- bis 12-Jährige) und von 17.30 bis 19.30 Uhr (13- bis 18-Jährige).
Anmeldung erwünscht an juli@literaturhaus.liHilti, Tscholl, Heé, Locher
Die wesentliche Eigenart aber liegt in der Blüte [Spector Books]Anna Hilti (Hrsg.), Georg Tscholl, Krispin Heé, Laura Locher
1954 veröffentlicht der autodidaktische Botaniker und als Frater Ingbert bekannte Gymnasiallehrer Wilhelm Ganss den Aufsatz «Die Orchideen Liechtensteins». Zum ersten Mal werden die Orchideen seiner Wahlheimat in einer Übersicht kartografiert. Weniger als ein Jahrzehnt später ist eine der damaligen Protagonistinnen, die Ophrys sphegodes (Spinnen-Ragwurz), in Liechtenstein verschwunden. Gemeinsam mit Krispin Heé, Laura Locher und Georg Tscholl hat sich Anna Hilti auf eine künstlerisch-literarische Spurensuche nach der ausgestorbenen Orchidee gemacht, als deren Ausgangspunkt Ganss’ Text dient.
Interviews mit Mario F. Broggi und Hans-Jörg Rheinberger begleiteten von Anfang an und vertiefen die Erkundungen. Das bei Spector Books (Leipzig) erschienene Buch «Die wesentliche Eigenart aber liegt in der Blüte» zeichnet den Versuch nach, unserem Gedächtnis das Vergessen auszureden.
Unterstützt von Buch und Literatur Ost+.
Lukas Bärfuss
MalinoisIn seinem ersten Erzählband zeichnet Lukas Bärfuss eine irritierende Kartographie der Passionen. Die Fluchtpunkte in den Erzählungen von Lukas Bärfuss sind die Liebe und das Begehren. Objekt der Obsession kann dabei der Schwager sein, in den sich ein Mann verliebt. Oder die eigene, längst verstorbene Mutter, nach der sich ein Dramatiker sehnt und um die er trauert. Aber nicht nur Menschen können im Zentrum der Begierde stehen: So vergräbt einer der Protagonisten eine Alfa Romeo Giulia in seinem Garten.
Ein weiteres Verbindendes dieser im Laufe von zwanzig Jahren entstandenen Erzählungen ist der immer wieder einfallende Zufall, die Willkür des Lebens, die das Leben von einem Moment auf den anderen plötzlich ändert. In zugleich sinnlicher als auch analytischer Sprache erzählt Lukas Bärfuss von Menschen, die aus den Routinen des Alltags herausgerissen werden und spürt dabei den Fragen nach, wie wir uns begegnen und nach welchen Vorlagen wir die Geschichten unserer Leidenschaften entwerfen.JuLi: Kreatives Schreiben
für Kinder und JugendlicheKreatives Schreiben für Kinder und Jugendliche jeweils mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr (8- bis 12-Jährige) und von 17.30 bis 19.30 Uhr (13- bis 18-Jährige).
Anmeldung erwünscht an juli@literaturhaus.li@ Lukas BeckDoron Rabinovici
Die Ausserirdischen & aus seinen Poetikvorlesungen«Doron Rabinovicis Poetik-Vorlesung I wie Rabinovici. Zu Sprachenfinden verbindet verschiedenste Fäden – biografische, werkgeschichtliche und erinnerungspolitische – zu einem facettenreichen Gewebe. Auch über seinen jüngsten Roman Die Außerirdischen reflektiert er darin: 'Ich war von der Überlegung fasziniert, was geschähe, wenn Außerirdische uns ein Angebot machen, das uns zu nichts zwingen sollte und dennoch eine Verführung zur eigenen Vernichtung darstellte.' Eine Lesung auch aus Die Außerirdischen soll erkunden, inwiefern sich Rabinovici mittels der Anklänge an die SiFi-Tradition erzählerisch auf neues Terrain begibt, oder ob der Roman als Fortschreibung und Zuspitzung seines bisherigen Werks gesehen werden kann.»
Doron Rabinovici
Geboren 1961 in Tel Aviv, übersiedelte mit seinen Eltern 1964 nach Wien, wo er aufwuchs und als Schriftsteller und Historiker lebt. Sein Werk umfasst Kurzgeschichten, Romane, Essays und wissenschaftliche Beiträge. In Österreich hat er immer wieder prominent Position gegen Rassismus und Antisemitismus bezogen. Für sein Werk wurde er zuletzt mit dem Anton-Wildgans-Preis (2010) und dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (2015) ausgezeichnet
Simon Deckert
SiebenmeilenstiefelSimon Deckert, Jahrgang 1990, wuchs in Liechtenstein in einer österreichischen Familie auf und lebt heute in St. Gallen. Nach zwei Semestern Anglistik und Philosophie wechselte er 2009 ans Schweizerische Literaturinstitut in Biel, wo er 2013 abschloss. Es folgte ein Schreibstipendium des österreichischen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien. 2014–2017 absolvierte er den MA Contemporary Arts Practice an der Hochschule der Künste Bern. Seine Texte wurden in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht; neben dem Schreiben ist er als freier Lektor und Mentor sowie als Musiker tätig. Siebenmeilenstiefel ist sein erster Roman.
Cara Roberta …
Lesung aus dem BriefwechselCara Roberta …
Lesung mit Gabriele Bösch – Peter Gilgen (vertreten von Joe Hürlimann); Hansjörg Quaderer und Antonie Schneider
Während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen und geschlossener Grenzen nahmen 14 Autorinnen und Autoren aus Österreich, Liechtenstein, der Schweiz, Deutschland, Italien und den USA einen traditionellen Briefwechsel auf. Über fünf Wochen lang schrieben sich jeweils zwei bisher fremde Autor*innen jede Woche einen Brief. Über Sprachen und Grenzen hinweg entstanden auf diese Weise sehr persönliche Dokumente einer außergewöhnlichen Zeit. Im Rahmen einer Lesereihe treffen sich die Briefpartner*innen im künftigen Literaturhaus Vorarlberg sowie im Literaturhaus Liechtenstein zum ersten Mal persönlich und lesen Auszüge aus dem Dialog.
Cara Roberta ist ein Kooperationsprojekt von Literaturhaus Liechtenstein, Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung, Literaturhaus & Bibliothek Wyborada und literatur:vorarlberg netzwerk.
Kreatives Schreiben
für Kinder und JugendlicheFrisch und neu im Literaturhaus
Das Junge Literaturhaus – das JuLi – bietet ab 2. September 2020 Kreatives Schreiben für Kinder und Jugendliche an: Kostenfrei, jeweils mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr (8- bis 12-Jährige) und von 17.30 bis 19.30 Uhr (13- bis 18-Jährige). Erfinden, Fantasieren, Fabulieren, freies und kreatives Formulieren mit Inputs und Begleitung von verschiedenen Schreibcoaches – ohne Wertung und Leistungsdruck. Projektleitung: Anna Ospelt. Gefördert durch die Kulturstiftung Liechtenstein und die Guido Feger Stiftung. Detaillierte Infos folgen in Bälde.Anmeldung erwünscht an juli@literaturhaus.li© Ayşe YavaşAnna Ospelt
WurzelstudienIn Kooperation mit dem Kunstmuseum Liechtenstein
«Ein Text, der mit seiner wunderbar bildhaften, subtil ironischen Sprache die gemeinhin für Selbstverständlich gehaltenen Grössen Herkunft und Abstammung in eine lyrische Schwebe versetzt.» Antje Ravik Strubel
Beim Elternhaus Anna Ospelts steht ein Baum, auf den früher der Verleger Henry Goverts geblickt hat, als Vorbesitzer des Hauses. Über den Baum stellt Anna Ospelt eine Verbindung zum Verleger her und sucht nach diesem ihrem Wahlverwandten. Dann erforscht sie in der stillgelegten Gerberei des Grossvaters familiäre Gerbungen und im botanischen Garten die Wurzeln der Pflanzen, um schliesslich ein Rhizom zu finden.
Zwischen Natur- und Selbstbetrachtung, zwischen literarischer und botanischer Recherche sammelt Anna Ospelt alles, was ihr begegnet, was die Freundin erzählt und die Dentalassistentin, der Gärtner oder die Botanikprofessorin erklären, bis sie sich selbst in einen Efeu verwandelt.
Spielerisch und anmutig führen die «Wurzelstudien» vor, wie der Mensch sich die Welt anverwandelt zu einer Identität, deren Glück nicht die Wurzeln sind, sondern ein schwebendes Verflochtensein mit dieser Welt.
Wichtiger Hinweis
Wir ermuntern Sie (mit der Reservierung des Billets) unentgeltlich von 18-19 Uhr an einer Führung durch die Ausstellung «Das Parlament der Pflanzen» im Kunstmuseum Liechtenstein, Städtle 32, 9490 Vaduz, teilzunehmen, mit inhaltlicher Affinität zur anschliessenden Lesung von Anna Ospelt im Literaturhaus um 20 Uhr.
© Fonds iconographique de la Fondation de L’Abbaye, TroilletRegula Imboden und Ingo Ospelt
«Ich werde das Land durchwandern, das Du bist»Das Liebes- und Schriftstellerpaar Bille/Chappaz gilt als Mythos der Schweizer Literatur. Sie zogen wie Nomaden umher, lebten oft getrennt und schrieben sich leidenschaftliche Briefe. Die Schauspieler Regula Imboden und Ingo Ospelt lesen aus dem im Rotpunktverlag erschienenen Briefwechsel.
Vom Tag ihrer ersten Begegnung 1942 an schrieben sich Corinna Bille und Maurice Chappaz Briefe. Wir lesen berührende Liebesbotschaften und Zeilen herber Enttäuschung. Aus nächster Nähe verfolgen wir die Entstehung zweier Lebenswerke, das Ringen um Freiraum in finanzieller Bedrängnis und ein höchst unkonventionelles Lebensmodell im katholischen Wallis.
Maximal 25 Besucher. Bitte Vorverkauf nutzen.
Doris Büchel
Shared ReadingAn Worten wachsen / Montags, 19.00 bis 20.30 Uhr an folgenden Daten: 6.Juli, 31. August, 14. September, 28. September, 12. Oktober, 26. Oktober, 9. November, 23. November 2020, 7. Dezember 2020
Angeleitet von einer ausgebildeten Shared-Reading-Leseleiterin lesen wir literarische Kurzgeschichten und Gedichte und lassen den Klang der Worte und der Sprache auf uns wirken. Wir halten inne und reden über das, was wir gerade gelesen haben. Wir reagieren spontan, sprechen über unsere Gedanken und tauschen uns aus. Niemand muss etwas vorlesen oder etwas sagen, wenn er/sie nicht möchte. Das laute Lesen eröffnet allen Menschen Zugang zur Literatur, die Literatur wiederum eröffnet den Zugang zu einer kraftvollen Sprache, zu Gedanken und Gefühlen. Die Shared-Reading-Sessions stehen Menschen jeden Alters aus allen Bildungsschichten offen. Wer zuhört, gehört bereits dazu.
Weitere Infos auf: www.sleepless-sheep.com
Anmeldung an: buechel@sleepless-sheep.com© Maximilian EngelBenjamin Quaderer
Für immer die Alpen«Staatsfeind Nummer 1 zu sein ist nicht leicht. Das gilt auch dann, wenn dieser Staat einer der kleinsten der Erde ist: das Fürstentum Liechtenstein. Johann Kaiser, Sohn eines Fotografen, Weltenbummler, Meister der Manipulation, lebt unter falschem Namen an einem unbekannten Ort. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten einer grossen Bank hat er so gut verdient, dass es sich unbesorgt leben ließe – wären da nicht die Verleumdungen aus seiner Heimat, die aus ihm einen Verräter machen wollen. Im Versuch, die Deutungshoheit über sein Leben zurückzuerlangen, greift Johann zu Stift und Papier. – Benjamin Quaderer hat einen tollkühnen Debütroman geschrieben über die Macht des Geldes und die Macht des Erzählens. Das Porträt eines Hochstaplers, der die Gesellschaft spiegelt, die er betrügt.» (Verlagsankündigung Luchterhand Verlag)
Benjamin Quaderer, geboren 1989 in Feldkirch, Österreich, und aufgewachsen in Liechtenstein, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. Er war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift BELLA triste und Teil der künstlerischen Leitung von «PROSANOVA 2014 – Festival für junge Literatur». Für immer die Alpen ist sein erster Roman. Für einen Auszug daraus erhielt er den 2. Preis beim «Open Mike 2016» und ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats. Für immer die Alpen erscheint im Luchterhand Verlag.Anne Siegel
Wo die wilden Frauen wohnen«Wo die wilden Frauen wohnen» Island ist ein Land von rauer Schönheit, dominiert von faszinierenden, aber auch extremen Naturgewalten. Die isländische Gesellschaft wurde von diesen besonderen Lebensbedingungen geprägt, und schon immer kam den Frauen darin eine bedeutende Rolle zu: In kaum einem anderen Land genießen Frauen mehr Rechte. Anne Siegel porträtiert zehn Isländerinnen mit spannenden Biografien und einer tiefen Verbundenheit mit ihrer Umwelt. Ob leidenschaftliche Fischerin, engagierte Rangerin und Umweltaktivistin, Geothermalspezialistin, pfiffige Bierbrauerin oder Ausnahmetalent Björk – Anne Siegel stellt unterschiedliche Lebensentwürfe vor, erklärt, wie diese mit der Umgebung verwoben sind und wie die Isländerinnen ihre Kraft aus der Natur schöpfen.
Anne Siegel Anne Siegel, in Norddeutschland geboren und aufgewachsen, lebt in Köln und arbeitet als Buchautorin, Radio- und TV-Journalistin sowie als Hörspielautorin. 2015 veröffentlichte sie ihr Romandebüt «Nordbräute» und 2019 den Folgeband «Reykjavik Blues». Ausserdem erschienen von ihr mehrere Sachbücher, unter anderem 2016 der viel beachtete Band «Frauen, Fische, Fjorde» bei MALIK National Geographic sowie «Señora Gerta», das 2018 als Taschenbuch im Piper Verlag herauskam.
Abendkasse© Giorgio von ArbIlma Rakusa
Mein AlphabetZu jedem Buchstaben des Alphabets verfasst Ilma Rakusa Beiträge von A wie Anders bis Z wie Zaun, changierend zwischen Prosa, Gedicht und Gespräch.
Sie erzählt und dichtet über ihr bewegtes Leben: Werk, Weltsicht und Weggefährten, Reisen und die schönen Künste, Familie und Kindheit. Ihr gelingt der Kunstgriff, abstraktere Begriffe – wie Träume oder Rituale –, Orte, persönliche Erinnerungen und Erfahrungen kaleidoskopartig zu einem Ganzen zu vereinen. Sie spricht über Dinge, die in unser aller Leben bedeutsam sind und mit denen wir uns auseinandersetzen: Freundschaft, Angst, Alter oder Zärtlichkeit und viele mehr.
Ilma Rakusa, geboren 1946 als Tochter einer Ungarin und eines Slowenen, studierte Slawistik und Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Sie lebt als Schriftstellerin, Übersetzerin, Publizistin (NZZ, Die Zeit) und Universitätslehrbeauftragte in Zürich. Nicht zuletzt mit ihren zahlreichen Übersetzungen aus dem Russischen (Zwetajewa, Remisow), Französischen (Duras), Serbokroatischen (Kiš) und Ungarischen (Kertész, Nádas) trägt sie zur Vermittlung osteuropäischer Literaturen bei. Von ihrem umfassenden Werk, in dem sie verschiedene Gattungen bedient, erschienen bei Droschl ihre Poetikvorlesungen Farbband und Randfigur (1994), der Essayband Langsamer! (2005), die «Erinnerungspassagen» Mehr Meer (2009), das Berlin-Tagebuch Aufgerissene Blicke (2013), der Erzählband Einsamkeit mit rollendem r (2014), der Gedichtband Impressum: Langsames Licht (2016) und Mein Alphabet (2019).
Ein Projekt von ohnetitel - Netzwerk für Kunst & TheaterprojekteThomas Beck und ohnetitel
Pop-AMT, die LesungDie Popsong-Recherche vor Ort: Wir erstellen aus Ihren persönlichsten Hits eine literarische POP 10 voll Herz, Schmerz & Leben
Mitten im Zentrum von Schaan steht ein neues Amt: Das «Pop-Amt». Hier dreht sich alles um Popsongs. Die persönlichste Datenerfassung, der sich je eine Behörde angenommen hat. Wer hat nicht den einen, seit Jugendzeiten unauslöschlichen Soundtrack, der sofort den einen Moment wachruft, in dem das Leben so spürbar war? Und welches Amt hat sich jemals dafür interessiert? Alle sind aufgerufen, die Sammlung der identitätsprägendsten Songs zu bestücken. Herein in die Welt der kreisenden Plattenteller und alter Tagebucheinträge – willkommen auf der B-Seite des Lebens!Franz HohlerAUSVERKAUFT!!!! Franz Hohler
... spaziert durch sein GesamtwerkAn diesem Abend führt uns Franz Hohler durch sein reichhaltiges literarisches Gesamtwerk und damit auch durch die letzten 50 Jahre. In seinen Geschichten löst sich die Wirklichkeit unmerklich auf und macht Ereignissen Platz, die sich unserer kühlen Logik entziehen. Mit ungewöhnlich wachem Blick für beunruhigende Details erzählt er von der Brüchigkeit und der Tragikomik unseres Alltags, aber auch von seiner Poesie. Ein heiterer Abend mit einem hintergründigen Kritiker steht bevor, ein ebenso fröhlicher wie nachdenklicher Spaziergang durch unsere Zeit.
Dringend Vorverkauf nutzen, maximal 50 Plätze, Abendkasse nicht gesichert!
Bernhard Echte über Robert Walser
Das Rätsel einer einsamen ExistenzMax Brod berichtet, wie sein Freund Franz Kafka eine Zeitlang regelmässig bei ihm vorbeikam, wenn das neue Heft der «Schaubühne» erschienen war, um ihm den jüngsten Robert Walser-Text vorzulesen, den er darin gefunden hatte. Kafka las mit Begeisterung, als stehe er vor grossem Publikum, und musste sich vor Lachen manchmal beinahe ausschütten. Dass Robert Walsers Prosastücke etwas frappierend Einzigartiges hatten, spürten auch so unterschiedliche Autoren wie Christian Morgenstern, Hermann Hesse, Kurt Tucholsky, Robert Musil oder Walter Benjamin. Dennoch blieb Robert Walser (1878-1956) zu Lebzeiten eine Randfigur des literarischen Betriebes. Einmal wohnte er in Zürich sogar einer Lesung seiner Texte als Zaungast bei, ohne dass ihn jemand als den Dichter erkannte. So fiel es denn auch weiter nicht auf, dass er Ende der 1920er Jahre für den Rest seines Lebens in der Psychiatrie verschwand und dort verstummte. Das Rätsel dieser einsamen Existenz wurde nach Walsers Tod sogar noch grösser: In seinem Nachlass entdeckte man 526 Blätter mit winzigster Bleistiftschrift, die man lange für eine Geheimschrift hielt, ehe sie ab 1970 in einem langwierigen Entzifferungsprozess erschlossen werden konnten. Bernhard Echte, der zu den beiden Entzifferern gehörte, stellt den ebenso faszinierenden wie geheimnisvollen Autor mit Texten und Erläuterungen näher vor.
© Dirk FrischknechtRomana Ganzoni
Tod in GenuaPaul und Nina. Weil sie beide dasselbe Buch lasen, waren sie im Rondell der Universität gleich Feuer und Flamme. Der Mathestudent nahm die angehende Opernsängerin mit nach Genua – und die elegante Tante Matilde, «letzter Star Europas», die dazu noch die beste Pasta der Welt macht, erteilte ihnen den Segen für eine Ehe ohne Probezeit. Lustvoll streiten, ob das Schöne das Wahre oder doch das Moralische ist, können Paul und Nina immer noch – dass aber ihr lang gehegter Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht, lässt sich nach mehreren Fehlversuchen nur schwer lustigreden. Und als sie jetzt, wieder in Genua, auf dem Friedhof Staglieno die hundertjährige Mathilde zu Grabe tragen, bricht – unaufhaltsam – etwas auf. Sie blicken in einen Abgrund, der weder mit Tom Ford noch mit Chanel zuzuschütten ist. In Romana Ganzonis erstem, rasant erzählten Roman prallt ein Paar aus der Welt des Zuviel auf das Genua einer alten, echten Dame, die ein anderes Jahrhundert gesehen hat, in einer Stadt, die gerade mit ihnen untergeht.
Romana Ganzoni wurde 1967 in Scuol, Unterengadin, geboren, wo sie auch aufwuchs. Geschichts- und Germanistikstudium an der Universität Zürich, Aufenthalt in London. Nach zwanzig Jahren Tätigkeit als Gymnasiallehrerin widmet sie sich heute ganz dem Schreiben und lebt als freie Autorin in Celerina, Oberengadin. Seit 2013 Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften. 2014 Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. Förderpreis des Kantons Graubünden. Seit 2015 Kolumnen in der Schweiz am Sonntag und im KulturBlog der Engadiner Post. Tod in Genua ist nach Granada Grischun ihre zweite Buchveröffentlichung und ihr erster Roman. Romana Ganzoni ist Trägerin des Bündner Literaturpreises, 2020. www.romanaganzoni.chEin Projekt von ohnetitel - Netzwerk für Kunst & TheaterprojekteThomas Beck und ohnetitel
POP-AMT, die SchalterstundenSchalterzeiten:
21. Januar 2020, 17.30 bis 21:00;
22. Januar 2020, 17.30 bis 21:00;
23. Januar 2020, 17.30 bis 21:00;
24. Januar 2020, 17.30 bis 21:00;
25.Januar 2020, 11:00 bis 14:00 & 18:00 bis 20:00
Die Popsong-Recherche vor Ort: Wir erstellen aus Ihren persönlichsten Hits eine literarische POP 10 voll Herz, Schmerz & Leben
Mitten im Zentrum von Schaan steht ein neues Amt: Das «Pop-Amt». Hier dreht sich alles um Popsongs. Die persönlichste Datenerfassung, der sich je eine Behörde angenommen hat. Wer hat nicht den einen, seit Jugendzeiten unauslöschlichen Soundtrack, der sofort den einen Moment wachruft, in dem das Leben so spürbar war? Und welches Amt hat sich jemals dafür interessiert? Alle sind aufgerufen, die Sammlung der identitätsprägendsten Songs zu bestücken. Herein in die Welt der kreisenden Plattenteller und alter Tagebucheinträge – willkommen auf der B-Seite des Lebens!
Sie haben vom Pop-Amt gehört, und Ihnen ist sofort ein Song mit einer persönlichen Erinnerung eingefallen? Machen Sie sich auf den Weg und kommen Sie zu uns – wenn Sie mögen, bringen Sie Ihre Schallplatte, Kassette, CD oder Ihr Tagebuch mit …!
Im Amt erwarten Sie drei Bedienstete, die Sie an ihren Schaltern in Empfang nehmen. Sie sind ganz Ohr für Ihre melodiöse Vergangenheit und behandeln Ihre Daten mit äusserster Diskretion. Das Interesse geht so tief, wie die Songs wurzeln: Es geht schliesslich um das Musikbett einer ganzen Bevölkerung. Die amtlichen Ergebnisse werden in einem hit- verdächtigen Finale präsentiert: die «POP 10» lesen sich als geteiltes Tagebuch voller Gefühle. Auf diese Geschichten lässt sich tanzen ...
Finale • Die Pop 10: Literaturhaus Liechtenstein, 7. Februar 2020 um 20:00Foto: Ayse Yavas / © Diogenes VerlagSimone Lappert
Der SprungEine junge Frau in Gärtnerkleidung, steht auf dem Dach eines Mietshauses. Sie brüllt, tobt, wirft Gegenstände hinunter, vor die Füsse der zahlreichen Schaulustigen, der Presse, der Feuerwehr. Die Polizei geht von einem Suizidversuch aus.
«Ein Roman so originell konzipiert, so virtuos formuliert, so rätselhaft tiefgründig, so spannend erzählt wie kein anderer in den letzten zwanzig Jahren in diesem Land. Ein Roman, der auch in diesem Herbst 2019 dasteht als jenes Buch, von dem man wünschte, dass alle es lesen würden.»
Charles Linsmayer© Anne Marie Jehle StiftungAnne Marie Jehle
Lesung und BuchvorstellungLesung: Sabine Bockmühl - Gedichte von Anne Marie Jehle Berichte: Friedemann Malsch, Dorothea Goop-Jehle und Dagmar Streckel
Gemeinsam haben die Anne Marie Jehle Stiftung und das Kunstmuseum Liechtenstein - das gleich zu Beginn der Wiederentdeckung des Werks der Künstlerin 2002 – mehrere Arbeiten in seine Sammlung aufgenommen hat, nun eine neue Publikation realisiert, die an diesem Sonntagvormittag im Literaturhaus Liechtenstein vorgestellt wird. Das Literaturhaus würdigt Jehles Gedichte, ihre Bild-Texte und Text-Bilder, mit der einleitenden Lesung von Sabine Bockmühl. Jehles Gedichte sind erstmals zu hören: Über dem Schlafrock; Gegrüsst seist du Maria voller Falten; Ich koche ein – ich koche aus, und andere.
Anne Marie Jehle (1937-2000) nahm sich gerne heikle Themen vor, die sie künstlerisch verdichtete, auffächerte und oft auch humorvoll offenlegte. Seit Ende der 1960er-Jahre, einer Zeit des gesellschaftlichen Aufbruchs, hat Jehle ihren Blick auf das Private als Kernbereich menschlicher und vor allem weiblicher Existenz gerichtet, hat damit natürlich auch die im Rahmen gesellschaftlicher Strukturen bedeutsame Frage gestellt, wo sich Macht warum befindet und wie sie sich äussert.
Mit anschliessendem ApéroDer aufrechte Gang
Präsentation Jahrbuch 13|2019Im Gedenken an Peter Sprenger
Peter Sprenger (1953–2018), Freund und langjähriger Förderer des Literaturhauses, verunglückte am 23. Oktober 2018 am Grauspitz tödlich. Das Jahrbuch 13 beleuchtet die politischen und öffentlichen Facetten von Peter Sprenger sowie sein politisches und kulturelles Engagement. Mit einer Kompilationslesung von Auszügen der Jahrbuchtexte stellt das Literaturhaus sein neuestes Jahrbuch vor.Clemens J. Setz
Der Trost runder Dinge – Erzählungen«Literatur, die so klarsichtig den prekären Weltgenerator in unseren Köpfen in Szene setzt, findet man nur selten.» Juliane Liebert, DIE ZEIT
Ein elsässischer Soldat im Ersten Weltkrieg entdeckt am Nachthimmel das Sternbild des Grossen Burschen, das so schauderhaft ist, dass er niemandem davon erzählen kann. Ein junger Mann, der sich in die blinde Anja verliebt hat, muss feststellen, dass ihr Apartment von oben bis unten mit Beschimpfungen bekritzelt ist. Marcel, sechzehn Jahre alt, hinterlässt auf der Toilettenwand eines Erotiklokals seine Handynummer und den Namen Suzy. Familie Scheuch bekommt eines Tages Besuch von einem Herrn Ulrichsdorfer, der vorgibt, in ihrem Haus aufgewachsen zu sein, und einen Elektroschocker unter seinem geliehenen Anzugjackett verbirgt.
Das ganz und gar Unerwartete bricht in das Leben von Clemens J. Setz’ Figuren ein. Ihr Schöpfer erzählt davon einfühlsam, fast zärtlich. Durch Falltüren gestattet er uns Blicke auf rätselhafte Erscheinungen und in geheimnisvolle Abgründe des Alltags, man stösst auf Wiedergänger und auf Sätze, die einen mit der Zunge schnalzen lassen. Der Trost runder Dinge ist ein Buch voller Irrlichter und doppelter Böden – radikal erzählt und aufregend bis ins Detail.Zsuzsanna Gahse
Siebenundsiebzig Geschwister / Schon baldDie 1946 in Budapest geborene und heute im Thurgau lebende Schriftstellerin Zsuzsanna Gahse wurde heuer mit dem wichtigsten Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet. Sie erhielt für ihr Lebenswerk den mit 40 000 Franken dotierten Schweizer Grand Prix Literatur 2019. Dieses Lebenswerk, mehr als 40 Bücher, changiert zwischen Prosa und Lyrik. Die Jury begründet ihren Entscheid «mit dem Interesse der Autorin für Sprache und Wörter und die Beobachtung gesellschaftlicher Phänomene». Darüber hinaus lobt die achtköpfige Jury an Gahses «originellem Werk zwischen Poesie und Prosa den Sprachklang, den nicht nur spielerischen Witz sowie die Ironie».
Ihre literarische Arbeit ist seit jeher zwischen Prosa und Lyrik angesiedelt und ebenso zwischen erzählerischen und szenischen Texten. Zuletzt erschienen Schon Bald, Siebenundsiebzig Geschwister, und viele andere mehr, so Südsudelbuch, Die Erbschaft, JAN, JANKA, SARA und ich und Siebenundsiebzig Geschwister, alle in der Edition Korrespondenzen, Wien.
Ausgezeichnet wurde Zsuzsanna Gahse unter anderem mit dem Aspekte Literaturpreis, dem Adalbert-von-Chamisso-Preis, dem «Italo-Svevo-Preis».
Leo Tuor
Auf der Suche nach dem verlorenen SchneeLeo Tuor, geboren 1959, wuchs in Rabius und Disentis auf, wo er die Schule im Benediktiner-Kloster besuchte und 1979 mit der Matura B abschloss. Anschliessend studierte er Philosophie, Geschichte und Literatur in Zürich, Fribourg und Berlin. Während des Studiums war er Redaktor der streitbaren rätoromanischen Zeitschrift la Talina.
Leo Tuor schreibt Erzählungen, Essays, Kolumnen, Kurzgeschichten und Beiträge für Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien. Daneben arbeitet er für Radio und Fernsehen. Viele Jahre verbrachte er den Sommer als Schafhirt auf der Greina und den Herbst als Jäger auf Carpet. Als sein Hauptwerk kann die Surselver Trilogie Giacumbert Nau (1988), Onna Maria Tumera (2002), Settembrini (2006) bezeichnet werden.Peter von Matt
Sieben Küsse: Glück und Unglück in der LiteraturPeter von Matt schreibt über sieben bedeutungsvolle Kussszenen der Literaturgeschichte, von Heinrich von Kleist, Grillparzer, Tschechow, Keller, Scott Fitzgerald und Virginia Woolf bis Marguerite Duras. Der emeritierte Professor für Neuere Deutsche Literatur der Universität Zürich schreibt eine Prosa, die selbst Literatur ist, und für die er vielfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt, dem Heinrich-Mann-Preis, dem Schweizer Buchpreis und dem Zürcher Festspielpreis.
Der Neugierige ebenso wie der erfahrene Leser lernt in diesem bestrickenden Buch eine Menge über den Eigensinn grosser literarischer Werke, darüber, was Glück bedeutet und welche Abgründe sich hinter den Kulissen verbergen können. Einmal mehr erweist sich Peter von Matt als Meister der kenntnisreichen und eleganten Literaturinterpretation.Jens Dittmar
Baby PalazolesDie Gesellschaft ist in Aufruhr – aber wohin geht die Reise?
Mit Illustrationen von Felix Scheinberger
Als Baby Palazoles kurz vor der Jahrtausendwende aufbricht, um als Künstler in den USA Karriere zu machen, ist das für ihn wie ein Befreiungsschlag. Plötzlich fühlt er sich in mancherlei Hinsicht erlöst: von seiner behinderten Tochter, von der dekorativen Kulturindustrie und von der grassierenden Gleichmacherei, die ihn in seiner persönlichen Entfaltung hemmt. Dem Pantomimen und Sänger mit besonderen Bedürfnissen – nicht zuletzt in sexueller Hinsicht – ging in seiner Heimat allerhand gegen den Strich und vieles war ihm gründlich zuwider.
Zwanzig Jahre später ist die Welt nicht mehr dieselbe: Seine Tochter liegt im Sterben und die Kunst ringt um ihre Legitimation. In der Politik werden die Gewichte verschoben und die Grenzen zwischen rechts und links neu gezogen. Auch Baby Palazoles muss sein liebgewonnenes Weltbild schweren Herzens hinterfragen und einer kritischen Prüfung unterziehen. Es lässt sich nicht übersehen: Die Gesellschaft ist in Aufruhr. Nur wohin die Reise geht, bleibt ungewiss.
In diesem Reigen melden sich all jene zu Wort, die seine Wege kreuzen, die Lebenden wie die Toten, die Frauen wie die Männer, die Freunde wie die Feinde.Ruth Schweikert
Tage wie HundeIm Jahr 2016 erhält Ruth Schweikert den Solothurner Literaturpreis, den Kunstpreis der Stadt Zürich und die Diagnose, dass sie an einer besonders aggressiven Form von Brustkrebs erkrankt ist. Sie beschliesst, eine literarische Form zu finden, mit der sie auf diese existentiell bedrohliche Diagnose reagieren kann. So entsteht Tage wie Hunde, ein Buch, das weit mehr ist als ein autobiografisches Krankheitsprotokoll ist. Schweikert sammelt darin auch Überlebens- und Sterbenserzählungen von Freunden, von ihrem Vater und von Schriftstellerkollegen und dokumentiert nicht zuletzt auch die Sprachen und Sprechweisen über Krebs, die ihr als Patientin auf dem Weg durch die Therapien begegnen.
Unmittelbar vor der Lesung zeigt das Skino Schaan um 18 Uhr den Dokumentarfilm Wir Eltern von Ruth Schweikert und Eric Bergkraut. Die Autorin wird kurz in den Film einführen. Zum ersten Mal nutzen wir damit unsere Verbindung mit dem Skino in den neuen gemeinsamen Räumlichkeiten. Den Bücherverkauf besorgt die Buchhandlung Omni, die ebenfalls an derselben Adresse eine Filiale eröffnet hat.
Arno Camenisch
Herr Anselm«Seine Lesungen sind Kult.» Hessischer Rundfunk
In Ustrinkata war es die Dorfbeiz, im neuen Roman ist es die Dorfschule, die ihre Türen für immer schliesst. Mit grosser Liebe, einem eigenwilligen Blick, witzig, im Grundton aber melancholisch, erzählt der Abwart in einem grossen Monolog davon, wie er seit 33 Jahren die Schule, sein "Schiff", durch den Wandel der Zeitströmungen steuert.
Die unverkennbare Sprache des Autors und Performers, bildstark, präzise und verspielt, zieht einen in ihren Bann, vor allem wenn Arno Camenisch sie selber vorträgt.
Musikalische Begleitung: Roman NowakKlaus Merz
firma«Ein phantastisches Bild eröffnet Klaus Merz’ neuen Gedichtband. So beiläufig und überraschend ist es zwischen die Verse gestreut, dass man erst den eigenen Ohren und Augen nicht recht traut, dann ein wenig erschrickt, aber wirklich nur ein wenig, um schliesslich beglückt weiterzulesen. Seit dem Morgen sassen die Freunde in der Badeanstalt, vor sich einen Mietvertrag, unter den sie nun, da es schon fast dämmert, entschlossen ihre Unterschriften setzen: Es ist das Gründungsdokument ihrer Firma. – Und so lauten denn die ersten drei grandiosen Verse dieses Auftaktgedichts: «Fast dämmert es schon unter den hohen / Bäumen der Badeanstalt, die ihre Kronen mit / den nahen Friedhofsbäumen verschränken.» Kommt in diesem schlichten Bild und in diesen Zeilen nicht schon alles zusammen, wovon Dichtung immer handelt? Das Leben, gewiss, aber vor allem der Tod. Im Leben seien wir vom Tod umgeben, heisst es: Den Badegästen muss es unter den hohen Bäumen, deren Kronen sich mit den Nachbarn verschwistern, eine Selbstverständlichkeit gewesen sein. (…) Klaus Merz ist der Zenmeister des Beiläufigen und Unauffälligen. Schöner und eindringlicher zeigt er es trotzdem selten als in diesen ersten Zeilen seines neuen Gedichtbandes. Wir hören kein auftrumpfendes Wort und sehen keine überflüssige Geste. Ein klassisches Understatement könnte man es nur dann nennen, wenn diese Zurückhaltung etwas Demonstratives hätte: aber nichts von alledem.»(Roman Bucheli, NZZ, 31.1. 2019)
Klaus Merz, geboren 1945 in Aarau, ist im aargauischen Menziken aufgewachsen. Er absolvierte eine Sekundarlehrerausbildung und hatte danach ein Teilpensum für Sprache und Kultur an einer Höheren Fachschule inne. Klaus Merz lebt – unterbrochen durch längere Auslandaufenthalte – seit Jahren als freier Schriftsteller in Unterkulm. Er wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gottfried-Keller- und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Zuletzt erschienen seine Werkausgabe in 7 Bänden und 2019 sein neuer Prosa- und Lyrikband firma.Aura Xilonen / Susanne Lange
Gringo Champ von Aura XilonenDas furiose Debüt einer neunzehnjährigen Autorin über einen mexikanischen Immigranten: Aura Xilonen erfindet eine radikal neue, atemlose Sprache, die gegenwärtige und zukünftige Mauern durchbricht. «Hirnverbranntes Stück, lies gefälligst was, wenigstens die Klappentexte, damit du weißt, worum es verdammt noch mal geht, und du ein fokkin Book verkaufen kannst!» So fährt der Chef Liborio an, der sich als illegaler Buchhändler, Tagelöhner und Sparring-Boxer über Wasser hält. Er musste Mexiko verlassen, wie Tausende andere unbegleitete Jugendliche gelangte er endlich ins «Gelobte Land». Jetzt erzählt er uns seine verrückte Geschichte, wie er es am Ende schafft, ein Gringo Champ zu werden.
Mit Unterstützung der Mexikanischen Botschaft, Bern. In Kooperation mit Mundo Latino und Red Global Mx.Michail Schischkin
Tote Seelen, lebende Nasen.«Michail Schischkin gehört zu den wichtigsten Autoren der «fünften Schweiz»: Er erweitert mit seinem ebenso kunstvollen wie stilsicheren Russisch das sprachliche Spektrum der Schweizer Literatur. Schischkin ist aber nicht nur ein begnadeter Prosaschriftsteller, sondern auch ein ausgezeichneter Kulturhistoriker. Seine Belesenheit hat er bereits im literarisch-historischen Reiseführer Die russische Schweiz (2000) unter Beweis gestellt. Damals zeichnete Schischkin minuziös die Präsenz berühmter Russen von Dostojewski bis Lenin in der Schweiz nach. Buchstäblich auf den Spuren Tolstois bewegte sich Schischkin während einer Wanderung vom Genfersee ins Berner Oberland mit seinem Essayband Montreux – Missolunghi – Astapowo (2002).
Mit seinem neusten literarischen Projekt begibt sich Schischkin auf eine ausgedehntere Reise – im direkten und im übertragenen Wortsinn. Zum einen ist seine Essaysammlung Tote Seelen, lebende Nasen eine Exkursion in die russischen Kultur, die weit über Russland hinausgreift. Zum anderen hat Schischkin seine Texte diesmal im Selbstverlag als E-Book mit zahlreichen Bild- und Videoillustrationen herausgegeben. Wegen der multimedialen Inhalte kann das Buch gar nicht als Printversion erscheinen.» (Ulrich M. Schmid, 20. 1. 2019, NZZ)
Michail Schischkin, 1961 in Moskau geboren, studierte Germanistik und Anglistik und arbeitete als Journalist, Lehrer, Übersetzer. 1995 übersiedelte er in die Schweiz und arbeitete dort neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Dolmetscher und Lehrer. Ausserdem erstellte er einen literarisch-historischen Reiseführer über Die russische Schweiz (2000). In der Folge legte er die Romane Venushaar (2005) und Briefsteller (2008) vor, die in Russland zu Bestsellern wurden. 2000 erhielt er für den Roman Die Eroberung von Ismail (1999), der seit Frühjahr auch auf Deutsch vorliegt, den russischen Booker-Preis. Schischkin wurde zudem mit dem Internationalen Literaturpreis 2011 geehrt. Sein jüngstes, multimediales Werk: Tote Seelen, lebende Nasen. Eine Einführung in die russische Kulturgeschichte. Verlag Petit Lucelle, Kleinlützel 2018. Download als ePub unter www.schischkin.net. Er lebt heute abwechselnd in der Schweiz und in Moskau.Fritz Senn
Joyce für zögernde Fussgänger«Viel gelobt und nicht ganz so viel gelesen, ragt in der allgemeinen Wahrnehmung der Ulysses aus der Landschaft wie eine einsame Spitze. Das Buch hat es so weit gebracht, dass man sich gar damit brüsten kann, es nie lesen zu wollen. Ganz zu umgehen ist es nicht, vor allem da schon zu viel durchgesickert ist, als dass wir den Roman, wenn es denn ein Roman ist, zum ersten Mal unschuldig erleben könnten. Es wäre von Vorteil, alles zu vergessen und das Abenteuer unbefangen anzugehen.» (Fritz Senn)
Fritz Senn, geboren 1928 in Basel, Mitherausgeber von A Wake Newslitter und James Joyce Quarterly, 1977–1982 Präsident der James Joyce Foundation, Mitherausgeber der Frankfurter Joyce-Ausgabe, Ehrendoktor der Universität Köln, Träger des Preises der Max-Geilinger-Stiftung, Seminarleiter des deutschen Übersetzer, zuweilen Gastprofessor an amerikanischen Universitäten, seit 1985 Leiter der James Joyce Stiftung in Zürich; lebt in Unterengstringen bei Zürich. Im Haffmanns Verlag sind von ihm erschienen: Nichts gegen Joyce. Joyce versus Nothing. (Aufsätze 1959–1983, herausgegeben von Franz Cavigelli; 1983); Nicht nur Nichts gegen Joyce, (Aufsätze über Joyce und die Welt 1969–1999, herausgegeben von Friedheim Rathjen; 1999); ferner im NZZ Verlag: Christine O’Neill, Zerrinnerungen. Fritz Senn zu James Joyce, 2007; Bei Schöffling & Co.: Fritz Senn, Noch mehr über Joyce, Streiflichter, 2012.Iren Nigg
«Im Anfang war das Fühlen ~ »«Von Herz zu Herzen soll es gehen.» Ludwig van Beethoven
«Mmh! Bio: Geboren! 1955, auf dem Kanapee in der Schaaner Sax 211 ~ lebt! (Der Rest: à suivre)»
Iren Nigg liest aus ihren Prosatexten. Ins Auge fasst die Autorin Texte aus den unveröffentlichten Manuskripten «Fliegenpfötchen», «Wie merkt man, dass man flügge ist?», «Geduchtes», «Safran-Brieflein» und aus dem Manuskript in Arbeit «Die gelandete Sonne». Auf die Auswahl ist sie selbst gespannt.
Liechtenstein erzählen – Bd. 2 Aufbrüche – BuchpräsentationDas Selbstverständnis einer Gesellschaft, einer Kultur entsteht über das, was erinnert und erzählt wird. Entscheidend aber ist: Was erzählt gehört. Das Erzählprojekt «Liechtenstein erzählen» gibt Einblick in die Lebenswirklichkeiten, die nicht in Zeitungen, Reden, Statistiken, Umfragen vorkommen, zeigen Hoffnungen, Gefühle, Wünsche, Enttäuschungen, Familiengeschichten und persönliche Erfahrungen.
«Überzeugungstäter/-innen» erzählen in Band 2 aus erster Hand von Aufbrüchen in Musik, Kunst, Gesellschaft, Architektur und Literatur 1964–1974 in Liechtenstein. Die daraus entstandenen Wirklichkeitserzählungen dokumentieren das Zittern in der Provinz, die emanzipativen Kräfte auf dem Lande und in den Gemeinden im Ringen um ein kulturelles Selbstverständnis. Schlaglichter fallen auf Beatbands, Theatergründungen, Künstlerleben, moderne Architekturen und andere merkwürdige, zeitgeschichtlich aufschlussreiche Ereignisse.
Angereichert wird der Hauptteil des Buches durch wissenschaftliche Erörterungen aus regionaler und internationaler Perspektive. Aus Gesprächen mit Gewährsleuten destillieren die Autoren authentische Erzählungen nahe an der gesprochenen Realität. Fotos und Dokumente aus Archiven und Privatbeständen ergänzen das Orale.
Lesefest mit Liechtensteiner Autor*innenLesungen im Halbstundentakt mit Liechtensteiner Autor*innen. Bisher zugesagt haben:
Adam Glinski, Anita Grüneis, Anna Ospelt, Anton Beck, Christiani Wetter, Christine Glinski-Kaufmann, Gary Kaufmann, Hansjörg Quaderer, Hans-Jörg Rheinberger, Herbert Hilbe, Iren Nigg, Isabel Wanger, Jens Dittmar, Jonathan Huston, Mathias Ospelt, Patrick Kaufmann, Peter Gilgen, Sabine Bockmühl, Vlado Franjević
Eröffnung LiteraturhausGeladene Gäste
19.30 Begrüssung, Roman Banzer, Präsident Literaturhaus
19.35 Willkommen in Schaan, Daniel Hilti, Vorsteher Schaan
19.45 Literatur und Land, Aurelia Frick, Kulturministerin
20.00 Zur Dringlichkeit der Literatur, Stefan Zweifel, Literaturkritiker
21.00 Schlusswort, Roland Marxer, Präsident Kulturstiftung Liechtenstein
Jazz goes Poetry, Stefan Frommelt Jazz Trio www.stefanfrommelt.li
Ingo Ospelt
Demokratische MomenteZehn Textmontagen aus dem Buch Liechtenstein erzählen; Demokratische Momente sind Ausgangspunkt für eine theatrale Rauminstallation von Ingo Ospelt und Evelyne Ratering in zehn Lesestationen. Architekturstudierende der Universität Liechtenstein realisieren diese Lesestationen/Enviroments für Erinnerungen von Zeitgenossen anhand zweier neuralgischer Ereignisse der jüngeren liechtensteinischen Geschichte: Der Prostestmarsch am 5. März 1971 nach der knappen Ablehnung des Frauenstimmrechts (Auftakt eines mühseligen politischen Prozesses, bis schliesslich 1984 nach zähem Ringen das Frauenstimmrecht eingeführt wurde) sowie die Demonstration am 28. Oktober 1992, bei der es um die Stärkung der Position des Liechtensteiner Landtags gegenüber den Einflussmöglichkeiten des Fürsten, um die Deutungshoheit über die Verfassung, letztlich um die Kompetenzen von Fürst und Volksvertretern ging. Beide Ereignisse waren Initialzündungen für eine Demokratiebewegung in Liechtenstein mit Erfolgen und Rückschlägen. Die Demokratisierung in Liechtenstein befindet sich weiterhin in einem offenen, unfertigen Prozess. Es geht um die Gestaltung demokratischen öffentlichen Raums, um das andere Parlament, als welches das Theater betrachtet wird. Die zehn Texte werden in zehn von Studierenden erarbeiteten «Bühnenbildern» inszeniert.
Mit Ingo Ospelt (Schauspiel) und Evelyne Ratering (Regie).
Eine Kooperation des Literaturhauses mit dem TAK Theater Liechtenstein und der Universität Liechtenstein.
Die Vorstellung am 19.1.2019 ist ausverkauft.La Lupa + Hieronymus Schädler
Ars AmandiArs Amandi – Die Kunst des Liebens nach Ovid
Die meisterlichen Verse des römischen Dichters Ovid über die Kunst der Verführung und der Liebe sind poetisch-erotische Texte, die sich charmant und ironisch, galant und graziös dem Erreichen des gemeinsamen Glücks zweier Menschen widmen.
La Lupa präsentiert einen mit Liedern durchwobenen Monolog und bringt durch ihre Bühnenpräsenz dem Publikum Literatur, Kultur und Musik nahe. Der Triesenberger Profimusiker und Flötist Hieronymus Schädler begleitet sie mit eigens für Ars Amandi komponierten und arrangierten Stücken.Ein verführerisches Programm
La Lupa übersetzte und kürzte eine italienische Fassung des lateinischen Originals, übertrug sie in ihre eigene, heutige Sprache und kombinierte sie für die Theaterfassung zum Teil neu. Dazu komponierte Hieronymus Schädler die passende Musik. Produktion, Performance: La Lupa | Musikalische Komposition/Arrangements: Hieronymus Schädler | erstmalige Regie: Erica Hänssler | Licht: Roland Brand | Kostüm: Adam Brody | Kopfschmuck: Sonja RieserDas Literaturhaus in Kooperation mit der Universität Liechtenstein.
Abendkasse, kein VorverkaufArno Geiger
Unter der Drachenwand1944 – Unter der Drachenwand
Veit Kolbe verbringt ein paar Monate am Mondsee, unter der Drachenwand, und trifft hier zwei junge Frauen. Doch Veit ist Soldat auf Urlaub, in Russland verwundet. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist seine Hoffnung, dass irgendwann wieder das Leben beginnt. «Unter der Drachenwand» ist der Roman eines Jahres: 1944. Der Krieg ist verloren, aber wie fern ist der Frieden? Arno Geiger erzählt von Veits Alpträumen und der verstörenden Normalität im Dorf, vom «Brasilianer», der von Rio de Janeiro träumt und sich um Kopf und Kragen redet, von der Zimmerwirtin und ihren Durchhalteparolen, von Margarete, in die Veit sich verliebt und die von ihm nichts wissen will, von Oskar Meyers Kampf ums Überleben. Und im Nebenzimmer wohnt Margot, die «Darmstädterin», mit ihrem Baby. – Doch als Veits Verletzungen verheilt sind, kommt der neue Einberufungsbefehl. Ein herausragender Roman über den einzelnen Menschen und die Macht der Geschichte, über die Toten, die Überlebenden und die Liebe in finsterer Zeit.Arno Geiger: «Was man im Leben versäumt, ist das Leben.»
Arno Geiger, Jahrgang 1968, studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien. Er lebt in Wien und Wolfurt. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt u. a. Alles über Sally (2010), Der alte König in seinem Exil (2011) und Selbstporträt mit Flusspferd (2015). Er erhielt den Hebel-Preis (2008), den Hölderlin-Preis (2011), den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung (2011), den Alemannischen Literaturpreis (2017) und den ersten Deutschen Buchpreis (2005) für Es geht uns gut.
Die Stiftung Joseph Breitbach mit Sitz in Vaduz und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, verleihen Arno Geiger den hochdotierten Joseph-Breitbach-Preis 2018. Die Jury zeichnet Geiger für sein literarisches Gesamtwerk aus und hebt besonders sein jüngstes Buch Unter der Drachenwand hervor.In Kooperation mit der Universität Liechtenstein, der Stiftung Joseph Breitbach und dem Carl Hanser Verlag.
(Autorenfoto: Heribert Corn)
Abendkasse, kein VorverkaufStefan Zweifel
Marcel Proust: Das Flimmern des HerzensDie Wandlungen eines Jahrhundertwerks
Über eineinhalb Jahrzehnte lang schrieb Marcel Proust an dem Monumentalwerk, dessen erster Teil 1913 unter dem Titel Auf der Suche nach der verlorenen Zeit erschien und in seinem ganzen Umfang bis 1927 ein Jahrhundertwerk werden sollte. Ungeheuer komplex ist nicht nur sein Inhalt und kompromisslos seine literarische Methode. Schwierig ist auch seine Entstehungsgeschichte, zu der Proust durch ein nicht enden wollendes Überarbeiten beigetragen hatte. Dabei veränderte und verwandelte er kein Kapitel so oft wie das erste des ersten Bandes, der ursprünglich den Titel Das Flimmern des Herzens trug. Stefan Zweifel hat die bislang verschollene Version der Urfassung dieses ersten Bandes erstmals ins Deutsche übersetzt. Er stellt die beiden Versionen des Romans einander gegenüber und zeigt einen Ausgangspunkt für das Denken und Schreiben Prousts und das Spektakuläre dieses modernen Werks: Das mit Lindenblütentee getränkte Gebäck Madeleine, aus der seine Kindheitserinnerungen aufsteigen, die sadistischen Rituale von Mlle de Vinteuil, die mit ihrer Geliebten das Porträt ihres toten Vaters entweiht, das endlose Ringen um einen Gutenachtkuss von Maman, die erste Liebe zu einem Mädchen zwischen Weissdornhecken und die an Claude Monet geschulte Beschreibung der Flusslandschaft von Combray.Stefan Zweifel
Geboren 1967, studierte Philosophie, Ägyptologie und Komparatistik in Zürich. Bekannt wurde er durch seine Neuübersetzung der Hauptwerke von Marquis de Sade mit Michael Pfister. Neben der Organisation von Ausstellungen über den Dadaismus und den Surrealismus war Zweifel 2007 bis 2014 Mitglied der Sendung Literaturclub im Schweizer Fernsehen, zuletzt als Moderator. Er ist als Übersetzer tätig, schreibt u. a. für die NZZ und leitete 2015 mit Juri Steiner den Salon Suisse an der Kunstbiennale in Venedig.Das Literaturhaus in Kooperation mit der Universität Liechtenstein
in der Reihe «lesen entfachen»Abendkasse, kein VorverkaufUwe Timm
IkarienIkarien – ein berührend-erschreckendes Nachkriegsepos
Der 25-jährige Michael Hansen kehrt 1945 als amerikanischer Offizier in sein Geburtsland zurück und übernimmt einen Geheimdienstauftrag: Er soll herausfinden, welche Rolle ein bedeutender Wissenschaftler im Nazireich gespielt hat. Während regional noch der Krieg tobt, bricht Hansen von Frankfurt nach Bayern auf. In einem Münchner Antiquariat findet er den Dissidenten Wagner – einen frühen Weggefährten des Eugenikers Professor Ploetz. Von Wagner lässt er sich die Geschichte einer Freundschaft erzählen, die mitten hinein in die Auseinandersetzung um die beste gesellschaftliche Ordnung führte: Hier ein Sozialismus nach Marx, dort das utopische Projekt der Gemeinde Ikarien, gegründet vom französischen Revolutionär Étienne Cabet. Hansen kommt durch Wagners Lebensbeichte dem faustischen Pakt des Rassenhygienikers Ploetz mit den Nazis auf die Spur und dem ganz anderen Schicksal Wagners. Hansens Reise durch das materiell und moralisch zerstörte Land lässt ihn Zeuge eines die deutsche Geschichte prägenden Aufbruchs werden. Der 2017 erschienene Roman Ikarien erzählt eine gleichermassen erschreckende wie berührende Geschichte von der Suche nach Alternativen zum Bestehenden und nach einem anderen Leben.Uwe Timm: «Der Erzähler erzählt nicht nur nach, sondern neu und anders, nämlich wie es sein könnte, er erzählt eine andere Wirklichkeit.»
Als einer der wichtigsten Vertreter der 68er-Generation – 1940 in Hamburg geboren und im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen – beschäftigt sich Uwe Timm in seinen Werken intensiv mit der Aufarbeitung der Vergangenheit: mit dem nationalsozialistischen Deutschland (Die Entdeckung der Currywurst, 1993; Am Beispiel meines Bruders, 2003, in 17 Sprachen übersetzt) mit der Zeit der 68er-Revolten (Heisser Sommer, 1974; Der Freund und der Fremde, 2007). Ebenso verfasste er Kinder- und Jugendbücher (Rennschwein Rudi Rüssel, 1989) und Drehbücher. Timm studierte Philosophie, Germanistik, Soziologie und Volkswirtschaft und ist seit 1971 freier Schriftsteller. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter zuletzt 2009 mit dem Heinrich-Böll-Preis, 2012 mit der Carl-Zuckmayer-Medaille und 2018 mit dem Schillerpreis.Eine Kooperation des Literaturhauses mit der Universität Liechtenstein
(Autorenfoto: Gunter Glücklich)
Abendkasse, kein VorverkaufFranzobel
Das Floss der MedusaSprachwitz, Poesie und Skurrilität – Franzobel ist einer der populärsten und polarisierendsten österreichischen Schriftsteller und zeichnet sich durch seinen skurrilen, trockenen Humor aus. Er schreibt Satiren über sein Heimatland, provoziert mit Theaterstücken und erfindet schräge Kommissare auf Verbrecherjagd. In den vergangenen drei Jahren bearbeitete Franzobel zum ersten Mal einen geschichtlichen Stoff und erntete für seinen jüngsten Roman «Das Floss der Medusa» (2017) grosses Lob.
Was bedeutet Moral, was Zivilisation? Wenn es um nichts anderes geht als ums blosse Überleben? Und wie hoch ist dessen Preis? 18. Juli 1816: Vor der Westküste von Afrika entdeckt der Kapitän der Argus ein etwa zwanzig Meter langes Floss. Was er darauf sieht, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: hohle Augen, ausgedörrte Lippen, Haare, starr vor Salz, verbrannte Haut voller Wunden und Blasen … Die ausgemergelten, nackten Gestalten sind die letzten 15 von ursprünglich 147 Menschen, die nach dem Untergang der Fregatte Medusa zwei Wochen auf offener See überlebt haben. Da es in den Rettungsbooten zu wenige Plätze gab, wurden sie einfach ausgesetzt. Diese historisch belegte Geschichte bildet die Folie für Franzobels epochalen Roman, der in den Kern des Menschlichen zielt.
Franzobel, Jahrgang 1967, studierte Germanistik und Geschichte und gewann 1995 den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Arthur-Schnitzler-Preis (2002) und den Nicolas Born-Preis (2017). Zuletzt erschienen die Krimis «Wiener Wunder» (2014) und «Groschens Grab» (2015) sowie der Roman «Das Floss der Medusa», für den Franzobel auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand und den Bayerischen Buchpreis erhielt.
Das Literaturhaus Liechtenstein in Kooperation mit der Universität Liechtenstein
(Foto: Dirk Skiba)
Abendkasse, kein VorverkaufMarlene Streeruwitz
beweisen. zweifeln. deuten.Marlene Streeruwitz, in Baden bei Wien geboren, studierte Slawistik und Kunstgeschichte und begann als Regisseurin und Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter zuletzt den Bremer Literaturpreis und den Franz-Nabl-Preis. Ihr Roman Die Schmerzmacherin stand 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen die Romane Nachkommen, Yseut und unter dem Pseudonym Nelia Fehn Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland.
Literaturpreise (Auswahl): Walter-Hasenclever-Literaturpreis 2002, Bremer Literaturpreis 2012, Franz-Nabl-Preis 2015
Das Literaturhaus Liechtenstein in Kooperation mit der Universität Liechtenstein und dem Verein «Hoi Quote»
(Foto: Marijana Kanizaj)
Abendkasse, kein VorverkaufArno Camenisch
Der letzte Schnee«Seine Lesungen sind Kult.» (Hessischer Rundfunk)
Der Bündner Autor und Performer Arno Camenisch liest aus seinem neuesten Roman Der letzte Schnee – ein frisches, witziges und berührendes Buch über das Ende und das Verschwinden. Und mit der gleichen Originalität, mit der Camenisch seine Wort- und Bildersprache kreiert, trägt er auch seine Texte vor – in seinem unvergleichlichen, melancholisch-humorvollen «Camenisch-Sound».Motivisch und sprachlich rhythmisiert, schreibt Arno Camenisch das Endspiel von Paul und Georg um ihren Schlepplift. 1971 erbaut, erinnert heute nichts mehr an die frühen Glanzzeiten der Anlage. Die Protagonisten warten wie die Helden Samuel Becketts auf Schnee und Skifahrer und haben viel Zeit zum Philosophieren, über die Liebe, die Abwanderung aus dem Tal, das Dahinschmelzen der Gletscher und der Sprache. Was in der Welt draussen gerade Mode ist, kommentieren sie mit feiner Ironie, den Gefahren in den Bergen begegnen sie mit Passivität und einem absurden Ordnungssinn. Paul und Georg sind sperrige Figuren im heutigen Kontext, Gegenpole zu den Selbstoptimierern mit ihren Allmachtfantasien. Als der Lift abliegt, bedeutet das den Tod. Melancholisch steigt er mit dem Nebel aus dem Tal herauf. (Verena Bühler, viceversaliteratur.ch)
Abendkasse, kein VorverkaufAnthologie V#33: Haben und Sein
KurzlesungenFür die Anthologie der V#33 mit dem Titel Haben und Sein luden die Autorinnen Christina Walker und Andrea Gerster Kolleginnen aus Liechtenstein, Österreich, der Schweiz und Deutschland ein, Texte über das Armsein mitten unter uns zu schreiben. Herausgekommen ist ein Kaleidoskop an Geschichten aus weiblicher Perspektive, empathisch, persönlich, nicht selten ironisch oder verstörend dokumentarisch. An diesem Abend lesen drei Autorinnen ihre Beiträge: Daniela Egger, Loretta Federspiel-Kieber und Sabine Bockmühl.
Die Zeitschrift V ist die Publikation des Vereins «Literatur Vorarlberg». In lockerer Folge erscheinen ein bis zwei Ausgaben pro Jahr (als Einzel- oder Doppelnummern). Zweck der Zeitschrift ist es einerseits, Schreibenden aus Vorarlberg eine Publikationsmöglichkeit zu bieten, andererseits aber auch, Texte von namhaften Autoren anderer Länder in Themenheften zu veröffentlichen.
Bild: Ausschnitt einer Collage der Vorarlberger Künstlerin Susanne Wimmer, ihre Collagen-Serie illustriert die Anthologie V#33.