Rückschau
- © Sabine Hauswirth
Sabine Gruber
Die Dauer der Liebe«Wieder einmal zeigt Sabine Gruber, wie gut sie individuelles Leben und die Auseinandersetzung mit Geschichte zu verbinden weiß.» Cornelius HellDie Übersetzerin Renata verliert jäh ihren Lebensgefährten und wird mit gänzlich unerwarteten Konflikten konfrontiert. Sie muss sich außerdem selbst ins Leben zurückkämpfen und die Frage beantworten, ob Konrad, ihr Partner, Geheimnisse vor ihr hatte? Sabine Grubers Roman Die Dauer der Liebe ist ein ergreifendes, gelegentlich zorniges und manchmal auch komisches Buch.
«Gelungen ... in einer bewegenden Mischung aus Nüchternheit und Trotz, Weltenflucht und Hoffnungsschimmer.» Judith Hoffmann
"Eine der am meisten ausgezeichneten Südtiroler Autorinnen deutscher Sprache, schildert unwirkliche, traumatische Vorgänge, die sich überlagern und ihre sonst so starke, selbstbewusste Protagonistin paralysieren.« Kleine Zeitung
Sabine Gruber, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Für ihre Erzählungen, Gedichte, Hörspiele und Theaterstücke sowie ihre Romane "Aushäusige", "Die Zumutung" (C.H.Beck, 2003), "Über Nacht" (C.H.Beck, 2007), "Stillbach oder Die Sehnsucht" (C.H.Beck, 2011) und "Daldossi oder Das Leben des Augenblicks" (C.H.Beck, 2016) erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Anton-Wildgans- Preis, den Veza-Canetti-Preis und den Österreichischen Kunstpreis für Literatur. Sabine Gruber war mit "Über Nacht" für den Deutschen und mit "Daldossi oder Das Leben des Augenblicks" für den Österreichischen Buchpreis nominiert.
© Antonie SchneiderAngelika Kaufmann
SchrifttexturenAngelika Kaufmann, die eng mit Friederike Mayröcker befreundet war,
variiert in Schrifttexturen den Mayröcker’schen Zweizeiler «Zwei feuchte Lappen, Seele und Leib». Die Autorin Antonie Schneider liest Lyrik mit innerer Affinität zu den Arbeiten von Angelika Kaufmann.Angelika Kaufmann, geboren 1935 in St. Ruprecht (Villach), Hochschule für Angewandte Kunst/Wien Akademie der Schönen Künste/Krakau. Lebt in Wien und in Warnungs (Waldviertel).Über 50 Buchveröffentlichungen.
Antonie Schneider wurde 1954 in Mindelheim im Allgäu geboren. Schon als Kind entdeckte sie ihre Leidenschaft für Bücher und Geschichten. Sie hat mehr als 70 Kinderbücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt wurden und internationale Anerkennung fanden, darunter auch Lyrik für Kinder und Erwachsene. Sie erhielt u. a. den Prix Chronos, den National Parenting Award, den Openbook Award Taiwan und den Österreichischen Staatspreis. Heute lebt sie als freischaffende Autorin im Dreiländereck und arbeitet für ihre Projekte auch mich bildenden Künstler*innen und Musiker*innen zusammen.
© KabinettheaterAriela und Thomas Sarbacher
lesen Pedro Paràmo von Juan Rulfo«Es würde mich drei Monate kosten, auch nur ein paar Zeilen über Juan Rulfo zu schreiben. Ich werde einfach wiederholen: Pedro Páramo ist der schönste Roman, der seit der Geburt der spanischsprachigen Literatur geschrieben worden ist.» Gabriel García Márquez«Pedro Páramo» von Juan Rulfo, das ist die Geschichte von Pedro Páramo, dem Grossgrundbesitzer und Tyrann von Comala, einem heruntergekommenen Dorf, einem wüsten Steinhaufen inmitten einer sonnenverbrannten Einöde, wo die Toten reden, als ob sie lebendig wären und wo von den Lebenden nicht zu sagen ist, ob sie noch leben oder schon lange tot sind. Ein Augenblick währt ewig in Comala, als sei die Zeit aufgehoben, im Leben wie im Tod. Juan Preciado, ein junger Mann, gelangt nach dem Tod seiner Mutter an diesen Ort, um seinen Vater kennenzulernen, einen gewissen Pedro Páramo: «Lass ihn teuer bezahlen, dass er uns im Stich gelassen hat» hatte seine Mutter ihm noch aufgetragen zuletzt. Doch Pedro Páramo ist vor vielen Jahren gestorben, in dem Dorf lebt niemand mehr, aber die Toten geben keine Ruhe, reden in ihren Gräbern weiter, erzählen flüsternd und seufzend von seinen Untaten. Dieses Dorf ist voller Echos, Gelächter, als wäre es müde vom Lachen und Stimmen, die von vielem Gebrauch abgenutzt sind ...
Ariela Sarbacher wurde 1965 in Zürich geboren. An der Schauspielakademie Zürich wurde sie als Schauspielerin ausgebildet und arbeitete bis 1997, 8 Jahre davon in Deutschland, am Stadttheater Heidelberg und an der Bremer Shakespeare Company. 2002 gründete sie die Schule EINFLUSS, an der sie ihre Kompetenzen in ihrem EINFLUSS-Präsenztraining kombiniert und Menschen mit verschiedensten Ressourcen und Fähigkeiten weiter gibt.
Thomas Sarbacher arbeitet als freischaffender Schauspieler in Deutschland und in der Schweiz. Nach langjähriger Zugehörigkeit zum Ensemble der Bremer Shakespeare Company folgten diverse Gastengagements an Theatern in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Hinzu kam seit dem Jahr 2000 die Arbeit für Film und Fernsehen. Heute macht er neben dem viele Lesungen, liest Hörbücher ein, unter anderem für die Schweizer Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte, und erarbeitet Theaterproduktionen, die er in Zürich zur Aufführung bringt.
© Christoph GreussingRaoul Schrott
Atlas der SternenhimmelEin einzigartiges Buchprojekt: Raoul Schrotts großer Atlas der Sternenhimmel ermöglicht einen vollkommen neuen Blick auf die Menschheit und ihre weit zurückreichende Geschichte.«In einer Zeit vor der Schrift war unser Sternenhimmel ein Kino der Nacht» – Raoul Schrott. Mit ihrer ungeheuren Einbildungskraft haben die Menschen in den Sternen ihre ältesten Kunstwerke geschaffen und dadurch ihre Kulturen dargestellt. Dieser Atlas versammelt 17 Sternenhimmel von allen Kontinenten: von den Alten Ägyptern bis zu den australischen Aborigines, aus China, Indien und Tahiti, von den Inuit, Buschleuten und den Tuareg. Unser Großer Wagen war für die Maya ein göttlicher Papagei, für die Inka der einbeinige Gott des Gewitters, für die Inuit ein Elch, für die Araber eine Totenbahre. Raoul Schrott fügt diese Sternsagen zu einem einzigartigen Epos der Menschheitsgeschichte.
Raoul Schrott, geboren 1964, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Peter-Huchel- und den Joseph-Breitbach-Preis. Bei Hanser erschienen zuletzt u.a. Homers Heimat (2008) und seine Übertragung der Ilias (2008), Gehirn und Gedicht (2011, gemeinsam mit dem Hirnforscher Arthur Jacobs), die Erzählung Das schweigende Kind (2012), die Übersetzung von Hesiods Theogonie (2014), der Gedichtband Die Kunst an nichts zu glauben (2015) sowie Erste Erde (Epos, 2016), Politiken & Ideen (Essays, 2018), Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal (Roman, 2019) und Inventur des Sommers (Über das Abwesende, 2023). Raoul Schrott arbeitet zurzeit im Auftrag der Stiftung Kunst und Natur an einem umfangreichen Atlas der Sternenhimmel. 2023 hatte er die Ernst-Jandl-Dozentur der Universität Wien inne.
Brooks ©Daniela Beranek. Balaka ©Alain Barbero. Kronabitter ©Hubert Löffler. Oehri ©Fiona Neuhauser.Brooks, Kronabitter, Balàka, Oehri
Lyrik mal 3Drei neue Lyrikbände – alle 2024 erschienen – von drei Autorinnen: Patricia Brooks: Luna Park. Erika Kronabitters: Delfine vor Venedig. Stadtbilder reloaded. Bettina Balàkas: Die glücklichen Kinder der Gegenwart.
Valentinsbonus: Nach der welthaltigen Lyrik gibt’s eine Zugabe mit jeweils einem Liebes- bzw. erotischen Gedicht!
Patricia Brooks: Luna Park. Diese Gedichte handeln von Menschen, die in Anbetracht einer aus den Fugen geratenen Welt, in der er es so schwierig geworden ist, Halt und Sicherheit zu finden, in einem wippenden Zustand zwischen Klarsichtigkeit und Illusion leben. Dabei verlieren sie sich manchmal, hinterfragen sich und finden dann aber doch immer wieder einen Anker. Sie beobachten die Welt, suchen nach Wahrheiten oder dem, was sie dafür halten, selbst wenn es nur für einen Augenblick lang Gültigkeit besitzt.
Erika Kronabitter: Delfine vor Venedig. Stadtbilder reloaded. Delfine, die sich das Meer zurückerobert haben, Tintenfische, die den Spaziergänger:innen ihre Farbe nachwerfen, Scherenschnittmöwen und Löwen, sie alle finden Platz in diesem Gedichtband. In Versatzstücken breitet sich Venedig aus, immer wieder sind es Tiere, die die Wege der Menschen kreuzen. Die Verliebtheit in ein Venedig, das uns unbekannt ist, legt sich wie eine Folie über das bereits Bekannte und die Hoffnung auf Neubeginn lässt Ozeanriesen schrumpfen.
Bettina Balàka: Die glücklichen Kinder der Gegenwart. Wir befinden uns am Ende des Anthropozäns: Es ist die beste und die schlimmste aller Zeiten. Unter den Brücken der Selbstoptimierung haben Menschen Angst. Sind die Phänomene, denen wir ausgeliefert sind, wirklich neue? Oder tragen sie nur ein anderes Kostüm? Mit den Menschen, die wie Gespenster ihre eigenen Biografien heimsuchen, reisen wir durch Portale in die Dimensionen und Gewalten unserer Gegenwart. Werfen neue Blicke auf alte Dinge, polieren blinde Spiegel.
Arno Oehri Arno Oehri ist Klanglaborant, Regisseur von multimedialen Bühnenproduktionen und Kunstinstallationen, Autor etlicher Dokumentarfilme und arbeitet als Leiter zahlreicher Workshops für Kinder und Erwachsene.
© Mädy GeorgusisDoris Büchel
Wie lange ist nie mehrDer Text schillert, changiert und pulsiert. Er hat mich zum Weinen und zum Lachen gebracht, weil er ebenso todernst wie lebensfroh ist. »Wie lange ist nie mehr« ist tieftraurig und wunderschön – wie das richtige, das pralle, das volle Leben. Bänz FriedliIn ihrem Memoir »Wie lange ist nie mehr« setzt sich die Autorin Doris Büchel – im Buch schreibt sie als namenlose Icherzählerin – tiefgründig und kompromisslos mit Leben und Sterben, Liebe, Verlust und Tod auseinander, aber auch mit dem eigenen Schreiben. So verwebt sie Fragmente zu einem Ganzen.
Dieses Buch darf uns aufwühlen und wieder zur Ruhe kommen lassen. Es darf uns berühren und trösten. Es darf uns inspirieren und ermutigen. Und es darf uns immer wieder daran erinnern: Leben kann man nur jetzt.
Jetzt.
Doris Büchel, geb. 1971 in Buchs SG, ist Autorin und Anwenderin der Würde zentrierten Therapie. Nach einer journalistischen Ausbildung arbeitete sie mehrere Jahre als Redakteurin einer Lokalzeitung und machte sich mit dreiundvierzig Jahren als freie Autorin selbstständig. Zuerst mit dem Schwerpunkt Reportagen und Porträts für Magazine, später mit dem Fokus auf biografisches Schreiben für bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten.
Im Wörterseh sind von ihr bis jetzt erschienen: »Grenzgängerin«, eine Biografie über die Schweizer Extrembergsteigerin Evelyne Binsack (2017) und »Game Time«, die Geschichte von Patrick Fischer, dem Coach der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft (2021). Beide Bücher wurden Bestseller. Ihr drittes Buch »Wie lange ist nie mehr« erscheint im Februar 2025.
Seit dem Jahr 2021 schreibt sie in Zusammenarbeit mit dem Hospiz Werdenberg, seit 2024 auch mit der Hospizbewegung Liechtenstein regelmässig Briefe für Menschen in deren allerletztem Lebensabschnitt.
© Dominik ButzmannUlrike Draesner
zu lieben«Dieses Buch trifft ins Herz, so dicht, so unmittelbar ist es erzählt [...] Eine ebenso schmerzhafte wie beglückende Lektüre.« Katja WeiseMit einem Flug nach Sri Lanka, wo ein Kind auf seine zukünftigen Eltern wartet, beginnt in Ulrike Draesners persönlichstem Buch eine Reise in Ungewisse. Sie handelt von Ängsten, Zärtlichkeit, von Identitäten zwischen den Kontinenten, von Missverständnissen und Gefahr. Wie wird man eine Familie? Was bedeutet Elternschaft in einer Gesellschaft im Umbruch, in der immer mehr Kinder in ungewohnten Familienkonstellationen aufwachsen? Unkalkulierbar der Prozess. Groß die Überraschungen, unbedingt notwendig der Humor. Voller Lebenserfahrung erzählt Draesner eine tief berührende Geschichte über die Liebe zwischen Mutter und Kind. So nah, so offen und warm, wie man sie noch nie gelesen hat.
Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, wurde für ihre Romane, Essays und Gedichte vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds sowie den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung für ihr Gesamtwerk, das multimediale Arbeiten und Übersetzungen einschließt. Die Jahre 2015 bis 2017 verbrachte Draesner in England. Nach verschiedenen internationalen Gastdozenturen und Poetikvorlesungen ist sie seit April 2018 Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ulrike Draesner lebt mit ihrer Tochter in Berlin.
© Gerald ZörnerMichael Donhauser
Unter dem Nussbaum»Ein Aufhören, Aufrichten, ganz in Schwarz ein Atemzug Aufmerksamkeit« – mit diesen Worten setzte Michael Donhauser vor nun fast vierzig Jahren an zum poetischen Flug, der bis heute nicht an Höhe, nicht an Verve und Versatilität verloren hat.Getragen von einem Wind, der den Rhythmus vorgibt, manchmal aufbraust, an den Bäumen, den Rosen rüttelt, dann wieder abklingt, gleich einem Atmen in allem, »wehend von fernher und feiernd«, erkundet Donhausers Dichtung seitdem die Welt mit jedem Vers ein Stückchen mehr, schaut um sich und lauscht, fächert sie auf und lässt sie sinnlich erfahrbar werden in einem allein der poetischen Wahrnehmung verpflichteten Werk. Einem Werk, das mit Unter dem Nussbaum bei Weitem keinen Abschluss findet, sondern sich mit Blick auf bereits Veröffentlichtes, Verstreutes, Verlorengeglaubtes in neuen Texten aufrichtet, anhebt, ein Schlagen mit den Flügeln, hin zu jenem Ort, wo sich zeigt, was Gedichte vermögen.
Der 1956 in Vaduz als österreichischer Staatsbürger geborene Michael Donhauser ging Mitte der 70er-Jahre für sein Studium nach Wien. Er schloss dieses mit einer Arbeit zu den unterschiedlichen deutschen Übersetzungen der Les Fleurs du mal von Charles Baudelaire ab und lebte dort anschließend als freischaffender Autor. 1986 erschien sein erstes literarisches Werk, Der Holunder, eine Sammlung von Prosagedichten. Donhauser übersetzte Arthur Rimbaud und Francis Ponge aus dem Französischen. In seiner Lyrik und seiner lyrischen Prosa beschäftigt er sich mit Fragen der Form. Es geht ihm in seiner schriftstellerischen Arbeit weniger um Beobachtung als um Aufnahme des Wahrgenommenen. Die Frage nach der Zeitlichkeit, nach dem Vergehen und der Gleichzeitigkeit, steht im Zentrum seines Schaffens. Donhauser wurde dafür mit mehreren Lyrikpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Wien.
© hajquMartha Büchel-Hilti
Wolken sind Gebilde unbestimmten Ursprungs - StickereienWolken sind Gebilde unbestimmten Ursprungs – StickereienDie jüngste Série von Stickereien von Matha Büchel-Hilti lotet Wolkengebilde aus: Es handelt sich um gestickte Kraftfelder, um Texturen von einer gewissen Aufgeladenheit, die sich Worten entzieht. Die Handschriftlichkeit der einzelen Fäden gehorcht einer inneren, traumwandlerischen Gesetzmässigkeit, erzeugt ein «knisterndes» Spannungsfeld im weiten Bildraum.
Martha Büchel-Hilti
Geboren 1951 in Vaduz. Lehre als Näherin. Werkseminar, Kunstgewerbeschule Zürich.
Seit 1984 eigenes Atelier. 1993 Designpreis Schweiz. Lebt als Künstlerin in Schaan.
AUSSTELLUNGEN (Auswahl)
2024 Sprichwörter von hier und anderswo, Treff am Lindarank, Schaan, bzw. Landesbibliothek, Vaduz
2018 Visarte Triennale, Kunstmuseum Liechtenstein
2018 Transparenzen, Einzelausstellung, Universität Liechtenstein
2018 Z'Tod gforchta isch o gschtorba, Einzelausstellung, sLandweibels Huus, Schaan, FL
2014 Tuch, Gasometer Triesen, FL
© Lucie EiermannLibri prohibiti - Verbotene Bücher
Martin Machovec«Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.», unter diesem Motto sorgten einige tschechische Samisdat-Verleger wie Václav und Olga Havel, Ludvík Vaculík oder Jiří Gruntorád für die Verbreitung der verbotenen Bücher in der Tschechoslowakei.Wenn man durch die Bestände der Libri prohibiti Bibliothek - eines Dokumentationszentrums der Samisdat- und Exilliteratur in Prag - blättert oder es besucht (siehe Foto), staunt man, wie gross die Flut unabhängiger Ausgaben, Zeitschriften und Anthologien in der Tat war. Dabei war es lebensgefährlich verbotene Bücher zu verfielfältigen. Jiří Gruntorád, der Gründer dieser Bibliothek fing mit einem Exemplar von Charta 77 an, das er eigenhändig abgeschrieben hatte. "Später habe ich das Abschreiben organisiert, so entstand ein Untergrundverlag Popelnice (dt. Die Mülltonne), in dem die Bücher in der Auflage von 12 oder 13 Stücken herausgegeben wurden – eben so viele, wie es eine Schreibmaschine erlaubte.", sagt er. Für seine Samisdattätigkeit war er vier Jahre in der Haft.
Im Vortrag vermittelt der tschechische Literaturkritiker und selbst Mitglied des damaligen Untergrunds - Martin Machovec - die Hintergründe und Abläufe des tschechischen Samisdat und Untergrunds. Es wird die Möglichkeit geben, einige der Samisdat-Ausgaben in die Hand zu nehmen und durchzublättern. Aus diesem Grund ist die Teilnehmeranzahl begrenzt! Der Vortrag findet auf Englisch statt, Fragen können auf Deutsch gestellt werden.
Martin Machovec (*1956) – tschechischer Literaturkritiker, Übersetzer aus dem Englischen und Russischen engagiert sich für die Vermittlung von Samisdat- und Untergrund-Texten, vor allem von Egon Bondy, der als Vater des tschechischen Untergrunds gilt. Bondys Werke kursierten jahrelang nur im Samisdat, bis die Undergroundband The Plastic People of the Universe einige seiner Gedichte zu legendären Songs machte. Ein naher Freund Egon Bondys war der Vater von Martin Machovec, der tschechische Philosoph und Dissidenten Milan Machovec (1925-2003).
Begrenzte Teilnehmeranzahl!© Anne MorgensternFranziska Schutzbach
Revolution der VerbundenheitWo Frauen sich verbünden, entsteht Grosses. Autorin Franziska Schutzbach über die Kraft weiblicher Solidarität. Ein leidenschaftliches Plädoyer für stärkende, ermutigende weibliche Beziehungen.Inmitten einer scheinbar tief zerrütteten und krisengeschüttelten Gesellschaft fragt Franziska Schutzbach nach Perspektiven der Verbundenheit. «Wir müssen noch miteinander eine große Freiheit erringen.» Das schrieb Bettina von Arnim an ihre Freundin Karoline von Günderode. Seither sind viele Jahre vergangen, die Emanzipation der Frauen ist vorangeschritten – vor allem dann, wenn sich Frauen aufeinander bezogen. Dieses Buch macht sich auf die Suche nach starken und nährenden Frauenbeziehungen, nach Liebe und Freundschaft unter Frauen, nach politischer Schwesternschaft und Solidarität, nach emanzipatorischen Mutter-Tochter-Beziehungen und weiblichen Familiengenealogien.
Die Soziologin und Sachbuchautorin Franziska Schutzbach zeigt anhand zahlreicher fesselnder Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart, wie Frauen trotz Spaltung und Differenz durch ihre Beziehungen Revolutionen ermöglicht haben. Wie sie patriarchale Strukturen in Alltag und Politik lockerten, weil sie sich verbündeten und befreundeten. Sie beschreibt, was möglich ist, wenn Frauen sich an anderen Frauen orientieren.
Franziska Schutzbach, geboren 1978, ist promovierte Geschlechterforscherin und Soziologin, Publizistin, feministische Aktivistin und Mutter von zwei Kindern. Im Jahr 2017 initiierte sie den #SchweizerAufschrei, seither ist sie eine bekannte und gefragte feministische Stimme auch über die Schweiz hinaus. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschlechterthemen wie Misogynie und Sexismus, darüber hinaus befasst sie sich mit den Kommunikationsstrategien von Rechtspopulisten. Franziska Schutzbach lebt in Basel.
© Stefan Altenburger - AusstellungsansichtBösch. Fiedler. Ospelt.
Kunst schreiben und sprechenLiteratur trifft auf bildende Kunst und es entstehen Texte und Performances, die nur dieser Ort, dieser Geist entstehen lässt. Einmalig.Die Autor:innen Gabriele Bösch (AT), Heike Fiedler (D/CH) und Mathias Ospelt (LI) schreiben, lesen und performen Texte zu Werken der Ausstellung Silber steht Dir. 25 Jahre Liebe zur Kunst im Kunstmuseum Liechtenstein. 2025 feiert das Kunstmuseum Liechtenstein sein 25-jähriges Bestehen. Die Ausstellung vom 28. Februar bis 9. Juni 2025 markiert den Start in das Jubiläumsjahr: Mit einer Auswahl von 25 Werken aus der Sammlung – jeweils ein Werk aus den Ankäufen der Jahre 2020 bis 2024 – sowie drei Vorschlägen für mögliche Ankäufe blickt das Museum zurück und entwickelt Visionen für die Zukunft.
Dazu wurden Geschichten aus den vergangenen 25 Jahren gesammelt. Künstlerisch umgesetzt von Eliane Schädler und Adam Vogt, bilden sie in der Ausstellung einen Resonanzraum rund um die Geschichte der Sammlung.
In Kooperation mit dem Kunstmuseum Liechtenstein.
Thomas Mann Jubiläum
2025 feiern wir den 150. Geburtstag von Thomas Mann, ein globales Ereignis, das kulturelle Institutionen, Wissenschaftler:innen und Enthusiast:innen vereint.150 JAHRE THOMAS MANN lädt dazu ein, Manns Werke und ihre heutige Relevanz zu erkunden, durch einem Blog, eine Posterkampagne und gemeinschaftliche Veranstaltungen. Dabei wird nicht nur sein literarischer Einfluss auf die globale Kultur gewürdigt, sondern auch seine scharfsinnige Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Strömungen seiner Zeit.
Das Jubiläumsjahr bietet die Möglichkeit, auch einen kritischen Blick auf Thomas Mann zu werfen: Welche Widersprüche prägen sein Werk und seine Haltung? Wie hat sich der "Mythos Mann" über die Jahre entwickelt – und welche neuen Perspektiven können wir darauf gewinnen?
© DiatomaceenTagung Literaturvermittlung III
«Die wahre Vermittlerin ist die Kunst. Über Kunst sprechen, heißt die Vermittlerin vermitteln wollen, und doch ist uns daher viel Köstliches erfolgt.» Goethe, Maximen und ReflexionenDas Thema der dritten Tagung «Was wäre Literaturvermittlung + - x : Liechtenstein» sucht nach den Umschlagplätzen, nach Wegen, nach Instanzen von Literatur, nach den Menschen, die mit dieser Vermittlung beschäftigt sind. Von selbst geht gar nichts. Neben das Eingeständnis eigener Hilflosigkeit stellt sich jene der Literatur; sie bedarf der Vermittlung. Schon um ihrer selbst willen. Sie braucht, um stattzufinden, Räume, Orte, wo sie vorkommt, wo Entfernungen erst, Distanzen auch anderer Art sichtbar werden, sich artikulieren. Weder können die einen überbrückt noch sollen die anderen aufgehoben werden. Ein Betrieb hält sich am Laufen, solange er es sich erlaubt, ins Stocken zu geraten.
Vermitteln ist Zeigen und Aufführen, Lehren wie Lernen, Edieren und Kanonisieren, Einordnen und Wegschmeissen, Kritisieren und Prämieren. Vermitteln ist, wo es geschieht, ein Erforschen und Ausprobieren, was zwischen sendendem Empfang und empfangendem Senden sich auch immer abspielt. Die Aneignung wird als Ereignis und Erzählung kultiviert. Kann Dienst, aber auch Bärendienst an der Literatur sein. Diesen und anderen Pfaden wollen wir nachgehen, sie diskutieren und endlich versuchen zu resümieren. Ob es gelingen kann?
© Werner BauerErwin Rehling
Ois ned glong – Eine Landjugend«Den Klang- und Sprachkünstler Erwin Rehling zu ehren ist es an der Zeit! Denn seine Geschichten, die er aus den Stoffen der Dörfer seiner Kindheitslandschaft, der 60er und 70er Jahre der BRD-Geschichte, schnitzt, hämmert, dengelt, singt und sägt, erzählen auf erstaunliche Weise immer wieder auch unsere Geschichte». Nora E. Gomringer
Ois ned glong – Eine Landjugend
Das neue Solo-Projekt von Erwin Rehling erzählt wahrhaftige Geschichten aus den sechziger und siebziger Jahren. Derb-fein im Dialekt, eigensinnig und genau! Momente zwischen Tragik und Komik. Zeit-Echos! Ländliche Idylle bröckelt! Die Musik zündelt mit den aufflackernden Bildern! Frei und unerhört!
Dieser Rehling-Abend ist eine Ganzkörpererfahrung, weil man mit ihm ein Junge der Sechzigerjahre auf einem kleinen bayerischen Dorf wird. Alles nicht gelogen («ois ned glong») heißt auch, dass nicht alles unbedingt wahr ist. So eine Ausgangshaltung kann auch etwas entspannen. Die Geschichten bilden die Welt, ihre Furchen und Klüfte, aber auch ihre Aussichtsplattformen ab, und die Musik ist intrinsischer Teil aller Erinnerungen und auch das Vehikel der Worte, denn Stimme, Prosodie, reiht sich mit Leichtigkeit in das bunte Instrumentarium dieses «Volksmusik-Anarchisten».
Erwin Rehling – Geschichten, Schlagzeug, Marimba, Steinspiel, Schellenbaum, Glocken, Gesang.